Dünengrab
Logo des Wittmunder Echos anzeigte. »Ich kann wirklich nichts Neues berichten. Abgesehen davon ist das Sache der Kripo.«
Janine grinste. Jetzt stand sie auf und kam um den Schreibtisch herum. »Ist das Durchforsten von Bildergalerien nicht auch Kripoarbeit?«
»Wir tun, was wir können, um die Arbeit der Soko zu unterstützen.«
»Und wir tun natürlich ebenfalls, was wir können, um die Polizei zu unterstützen.«
»Was die Polizei sehr zu schätzen weiß.« Femke sah vom Bildschirm auf. Sie kannte sich mit Apple-Computern nicht aus und hatte keine Ahnung, wie sie dieses iPhoto zum Laufen kriegen sollte.
»Ist Tjark Wolf noch in Werlesiel?«, fragte Janine Ruwe.
»Ist er.«
»Bekomme ich ein Interview mit ihm?«
»Er hat sehr viel zu tun, wie Sie sich gewiss vorstellen können.«
»Könnten Sie da ein Wort für mich einlegen?«
Femke überlegte einen Moment. So lief das nun mal, eine Hand wäscht die andere. »Ich sehe, was ich tun kann«, sagte sie.
»Super, das ist klasse«, antwortete Janine und deutete dabei auf den Mac. »Die Maus einfach an den unteren Bildschirmrand bewegen, bis dann die Programmleiste aufspringt, und danach einfach auf das Symbol mit dem Fotoapparat und dem Sonnenuntergang klicken.«
26
»Liebst du mich?«
»Nein.«
Er schlug Vikki mit der Hand ins Gesicht. Ihr Kopf flog zur Seite. Die Wange brannte wie Feuer.
»Liebst du mich?«
»Ja.«
Wieder schlug er zu. Jetzt brannte auch die andere Wange. Vikki keuchte. Sie sah ihn von unten herauf an. Riskierte einen Augenaufschlag. Ein Lächeln, bei dem sie spürte, dass etwas Warmes aus ihrem Mundwinkel lief.
»Bitte …«, flüsterte sie heiser. Ihre Unterlippe zitterte. Sie nahm allen Mut zusammen. »Bitte, fick mich.«
Der Mann stutzte. Selbst durch die Strumpfmaske hindurch wirkte sein Gesicht wie ein Fragezeichen. Dann stand er abrupt auf und ließ von ihr ab. Sie hatte es geschafft, ihn aus der Fassung zu bringen.
Er ging im Kreis um das Wasserfass herum. Im Licht der unter der Decke hängenden Glühlampe sah Vikki ihm nach. Im Gehen schlug er mit der Hand gegen die Birne, die zu schaukeln begann. Vikkis Blicke folgten dem Lichtkegel. Sie sah ihr Gefängnis nun deutlicher – und bewusster, weil sie selbst klarer war als zuvor. Die Wände schienen nur zum Teil aus Holz zu bestehen. Andere Bereiche des Raumes, der etwa fünf mal fünf Meter maß, waren dunkelgrau wie Beton. Rostige Metallstreben hielten eine Art Regal, das fest an der Wand verankert zu sein schien. Die Kiste, die in einer Ecke des Raumes stand, war dunkelgrün und mit einer verblassten Aufschrift versehen. Darüber befand sich an der Wand der Stromverteiler, der mit der Metallschlinge verbunden war. Der Mann legte sie Vikki um den Hals, wenn er ging, und nahm sie ab, wenn er kam. Dazu betätigte er jedes Mal einen Schalter im Sicherungskasten. Unter der Decke erkannte Vikki außer der Glühlampe einige Rohre. Die Tür war ein dunkelgrünes Ungetüm, das dem Verschluss eines Tresors glich und mit rostroten Flecken besprenkelt war.
Und dann, natürlich, war da noch das Fass voller Wasser. Vikki war schon mehrfach drauf und dran gewesen, dorthin zu kriechen, sich irgendwie aufzurichten und so viel davon zu trinken, wie sie nur konnte. Der Durst war schlimmer als der Hunger. Aber sie wusste, dass in dem Fass Salzwasser war. Nordseewasser, und wenn sie davon trinken würde, könnte das in ihrem Zustand ihr Tod sein. Ganz abgesehen von dem Stromschlag.
Schließlich blieb der Mann stehen und musterte Vikki. Es war ein gutes Zeichen, dachte sie, dass er immer noch die Maske trug. Er wollte nicht erkannt werden. Wenn er tatsächlich plante, sie zu töten, wäre irrelevant, ob sie sein Gesicht sah. Darauf ließ sich vielleicht aufbauen. Möglicherweise klammerte sie sich aber nur an einen Strohhalm, und die Maskerade hatte nichts zu bedeuten.
»Warum hast du das gesagt?«, fragte er.
Vikki zögerte einen Moment, tat so, als sei sie ratlos, und wand sich ein wenig in den Fesseln. Dann wisperte sie die Antwort, nicht lauter als das Rascheln von Papier. Sie sah wie beschämt zur Seite.
»Sprich lauter.«
»Ich mag, was du machst«, log sie noch einmal. Sie konnte kaum glauben, dass sie das gerade gesagt hatte. Aber was hatte sie Männern nicht schon alles vorgespielt?
Der Mann lachte schallend. Dann kam er auf sie zu und stoppte kurz vor ihren Füßen, die nach wie vor an den Knöcheln fixiert waren. »Miststück! Ich kann alles mit dir tun, was mir gefällt.
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