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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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Holzbooten gesäumt war. In dem kleinen Park vor dem Portal sah man oft Mütter mit Kinderwagen oder Rentner auf den Bänken sitzen und die allgegenwärtigen Möwen füttern.
    Heute knirschten dort die Schritte einiger Ermittler der Soko »Werlesiel« über den Kies. Sie trugen Kartons und Computer in das Rathaus, wo die Polizei einen Sitzungssaal in Anspruch genommen hatte, in dem sonst die Fachausschüsse des Gemeinderats tagten.
    Die Luft war frisch. Der Wind raschelte in den Bäumen. Femke stieg der Duft der Berliner in die Nase, die sie in einem Karton vor sich her trug – eine kleine Aufmerksamkeit von Mama aus der Bäckerei. Es tat gut, mal kurz rauszukommen. Sie war übermüdet, und ihr schwirrte der Kopf von zahllosen Gesprächen. In der Polizeiinspektion ging es den ganzen Morgen über zu wie im Bienenstock. Viele aufgeregte Bürger wollten sich erkundigen, was geschehen war. Außerdem hatte die Suchmeldung in der Presse dafür gesorgt, dass die Telefone nicht mehr stillstanden. Zwei Kripobeamte aus einem Ermittlerpool waren allein dazu angereist, um die Hinweise aus der Bevölkerung zu bearbeiten. Femke hatte in der Teeküche ein provisorisches Büro für sie einrichten lassen. Dennoch schienen die Kollegen dem Ansturm kaum gewachsen zu sein, so dass Femke mit ihrer kleinen Mannschaft aushelfen musste.
    Mit der Schulter presste Femke die Flügeltür des Rathauses auf und schritt durch das Foyer. Ihre Sohlen quietschten auf dem mit gemusterten Fliesen gekachelten Boden. Sie ging die Treppe in den ersten Stock hinauf, durchquerte den Flur, an dessen Wänden historische Ansichten von Werlesiel als Kupferstiche und Aquarelle hingen, und erreichte schließlich den Sitzungsraum »Stralsund«. Er war nach der Partnerstadt aus der ehemaligen DDR benannt. Die Tür stand offen. Kabelstränge lagen wie Lianen auf dem Boden. Die sonst zu einem großen U aufgebauten Tische waren zusammengeschoben worden. Auf einem Rollwagen standen Computermonitore. Systemadministratoren der Gemeindeverwaltung bauten Netzwerkverbindungen auf – zumindest nahm Femke an, dass die Techniker aus dem Rathaus stammten. Es war kaum auseinanderzuhalten, wer von den rund zwanzig Personen in dem Raum Polizisten waren und wer nicht.
    Nur bei zwei Männern war sie sich sicher. Sie standen vor einer großen Pinnwand, während neben ihnen jemand einen Beamer installierte. Fred betrachtete Luftaufnahmen des Leichen-Fundorts, während er leise auf Tjark einredete. »Die Spusi war in Vikkis Wohnung. Sie haben Haarproben aus Kämmen im Badezimmer entnommen und eine Zahnbürste gefunden. Die Sachen sind bei der KTU , aber vor morgen werden wir nicht wissen, ob die DNA identisch mit der DNA in den Blutspuren ist und wir sie somit verlässlich Vikki Rickmers zuordnen können.«
    »Hallo«, sagte Femke und stellte den Karton mit den Berlinern ab. Die Männer drehten sich um und musterten sie. Tjark lächelte. Er sah müde aus.
    Sie deutete auf den Karton mit der Aufschrift »Hafenbäckerei Folkmer«: »Kleiner Gruß aus der Backstube.«
    Fred zögerte nicht lange und nahm sich gleich zwei Berliner, während Tjark einen Blick auf die Uhr warf und blinzelte. »Ich fürchte, ich muss los«, sagte er und ergänzte, als er Femkes fragenden Blick bemerkte: »Ich habe einen Termin bei der Staatsanwaltschaft. Danach muss ich in die Rechtsmedizin. Die Obduktionen laufen heute an.«
    Femke klemmte sich die Hände unter die Achseln. Ihr war kalt. Sie fragte: »Habe ich die Chance, ein paar Dinge anzumerken?«
    Fred antwortete mit vollem Mund: »Sicher.« Das Handy in seiner Hemdtasche gab einen Ton von sich. Er wischte sich die mit Zucker bepuderten Fingerspitzen an der Hosennaht ab, wo ein weißer Streifen verblieb, nahm das Telefon heraus, blickte kurz auf das Display und steckte das Handy zurück.
    Tjark sah Femke fragend an: »Anmerkungen?«
    »In Bezug auf Vikki Rickmers. Inzwischen sind sehr viele Hinweise eingegangen. Offenbar ist sie das letzte Mal in der Öffentlichkeit auf dem Matjesfest am vergangenen Wochenende gesehen worden.«
    Tjark legte den Kopf etwas schief.
    »Das ist ein großes Volksfest«, erklärte Femke. »Drei Tage lang wird das Hafenareal abgesperrt. Es gibt Stände, an denen Matjes in allen Varianten angeboten wird, sowie fangfrischen Fisch und Krabben von den Kuttern, Weinstände, Shanty-Chöre singen, Schießbuden und Karussells sind auf der Promenade aufgebaut …«
    Fred nahm sich den nächsten Berliner vor. »Nett.«
    »Vikki«, fuhr

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