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Duenenmond

Duenenmond

Titel: Duenenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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die vom Dach bis zur Erde reichte, und runde Anbauten. Klanggalerie Das Ohr, stand auf einem Schild. Was es nicht alles gab! Nein, das war nichts für sie, dachte Jo, aber dann erinnerte sie sich wieder an die Sphärenklänge, mit denen sie in der Salzwasserwanne beschallt worden war. Warum eigentlich nicht? Sie würde diese Galerie der offenbar etwas anderen Art vielleicht einmal besuchen, wenn es weniger heiß war.
    Wie Jan angekündigt hatte, konnte man meinen, es gäbekein weiteres Haus an diesem Weg. Doch dann signalisierte ein Zaun auf der linken Seite, dass hier doch noch jemand wohnte. Die Latten waren abwechselnd blau und weiß gestrichen, auch die Veranda, die nun in Jos Blickfeld trat, war blau und weiß angemalt, das Haus selbst war sonnengelb. Jo stockte der Atem. Nicht etwa, weil Jan es offensichtlich sehr farbenfroh mochte, sondern weil sie dieses Haus kannte. Wenn sie sich nicht täuschte, musste im Garten ein zweites, kleines Gebäude stehen. Richtig. Da war der schmale blau getünchte Bau, auf dessen Front ein Leuchtturm gemalt war. Ihr Vater hatte das Ensemble mehrmals auf Leinwand gebannt, einmal auch das blaue Häuschen mit dem Leuchtturm alleine, wenn sie sich recht entsann. Sie hätte nie geglaubt, dass die Gebäude auch in der Wirklichkeit so bunt waren. Jo erinnerte sich, dass es auf den Bildern immer so ausgesehen hatte, als gäbe es an der Stelle, wo das Leuchtfeuer des Turms hätte sein müssen, ein echtes Fenster. Und so war es. Das echte Fenster war raffiniert in den gemalten Leuchtturm integriert. Sein Geländer dagegen bestand nur aus Farbe, eine gelungene Verwirrung des Auges.
    Jo konnte sich kaum vom Anblick des Grundstücks und allem, was dazu gehörte, lösen. Einerseits war ihr alles fremd, andererseits jedoch so vertraut wie ein Spielzeug aus Kindertagen. Sie entdeckte die Stockrosen, die an der Seite der Veranda üppig blühten. Ihre Köpfe waren schwarz. Jo hatte das der künstlerischen Phantasie ihres Vaters zugeschrieben. Doch nun stand sie vor den samtig-schwarzen Kelchen, die in großer Zahl von kräftigen hellgrünen Stielen in die Höhe ragten.
    Sie verharrte fasziniert. Es konnte doch kein Zufall sein, dass Jan ausgerechnet in dem Haus wohnte, das von ihrem Vatermehrfach gemalt worden war. Auf der anderen Seite: Welche logische Erklärung sollte es dafür geben? Jo nahm am Rande wahr, dass die Haustür geöffnet wurde. Besser gesagt, sie nahm wahr, dass sich die obere Hälfte der Tür öffnete.
    »Du hast doch hoffentlich keine Angst vor Hunden, oder?« Jans Oberkörper tauchte über der verbliebenen Pforte auf.
    »Nein, solange er mich nicht zerfleischt«, rief sie zurück.
    Sie hatte noch nicht ausgesprochen, da wurde auch der Rest der Tür geöffnet, und ein kleiner Hund stürmte über den Rasen zur Einfahrt, wo der Käfer geparkt war und auf dem sandigen Weg auf sie zu. Übermütig sprang er zwei Schritte von ihr entfernt mit beiden Vorderpfoten gleichzeitig in die Luft, landete, was eine stattliche Staubwolke aufwirbelte, und rannte zurück zu Jan. Dort angekommen, hüpfte er wiederum auf der Stelle und tobte sofort erneut durch den Garten und vom Grundstück.
    »Das ist Max«, stellte Jan seinen Hund vor, der außer sich war vor Aufregung, aber keinen Ton von sich gab. »Hereinspaziert!«, rief er. »Schön, dass du gekommen bist.« Und zu Max sagte er: »Und du beruhige dich mal wieder.«
    Jo kam an Jans altem Käfer vorbei zum Haus. Max lief noch ein paar Mal hin und her und warf sich dann vor ihr auf den Rücken, damit sie ihn kraulen konnte.
    »Der ist ja drollig. Ist er noch jung?« Jo hockte vor dem fuchsbraunen Tier mit den weißen Pfoten und riesigen Ohren, die er aufmerksam gespitzt hatte. Er hatte kein Gramm zu viel auf den Rippen, war fast ein wenig zu dünn und reichte Jo etwa bis kurz über das Knie, wenn er denn mal still stand.
    »Etwas über ein halbes Jahr, schätze ich.«
    »So jung und du magst ihn trotzdem?«, neckte sie.
    »Älter wird er von allein«, entgegnete Jan. »Ich habe ihn im Januar kurz vor Dierhagen aufgesammelt. War wohl ein Weihnachtsgeschenk, um das sich keiner kümmern wollte.«
    »O nein, wer bringt denn so etwas über das Herz?« Jo kraulte ihm mit noch mehr Hingabe die Brust, was sich der kleine Kerl gerne gefallen ließ.
    »Ich denke darüber nach, ihn auch wieder auszusetzen.«
    »Was?« Jo starrte ihn an.
    Er seufzte tief. »Seit er bei mir lebt, haben alle nur noch Augen für ihn. Ich werde nicht mal mehr

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