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Duenenmond

Duenenmond

Titel: Duenenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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»Im Moment kannst du nicht mal mehr Hering kaufen, weil der sonst ausstirbt«, erklärte er schlicht.
    Jo nickte erneut und aß schweigend. Sie ärgerte sich darüber, dass sie sich in seiner Gegenwart nicht zum ersten Mal schrecklich dumm vorkam. Es hatte den Anschein, als wüsste Jan in jeder Situation Bescheid, als würde er nahezu instinktiv ohne großes Aufhebens immer das Richtige tun. Da fiel ihr ein Bereich ein, in dem sie ihn locker in die Tasche stecken konnte: Werbung. Genau deshalb war sie schließlich hier.
    »Ich wollte dir heute eigentlich einen fertigen Werbeslogan für dein Eis-Unternehmen mitbringen, als Gastgeschenk sozusagen«, begann sie. »Aber es war wohl zu heiß, jedenfalls ist mir noch nichts Griffiges eingefallen.«
    »Kein Problem, das ist nicht so wichtig.«
    »Doch, klar ist das wichtig. Es ist sogar das Wichtigste überhaupt.«
    »Ich dachte, es käme auf die Qualität der Eiscreme an«, meinte er.
    »Nicht so sehr, die ist zweitrangig.«
    »Haha!« Jan warf den Kopf zurück und prustete. »Das kann nicht dein Ernst sein. Wenn nur der Werbespruch gut ist, kannst du den Leuten Schrott verkaufen?«
    »Moment, das habe ich nicht gesagt. Zweitrangig ist nicht gleichbedeutend mit unerheblich. Was ich meine, ist nur, dass die Leute erst die Werbung wahrnehmen und dann dein Eis probieren. Nicht umgekehrt. Also steht die Werbung an erster Stelle.«
    »Nimm’s nicht persönlich«, sagte er, noch immer lachend, »aber ihr Werbetypen seid echt schräg drauf.«
    Jo war nicht mehr zu bremsen. »Du bist nicht der Erste, der an der Bedeutung einer richtig guten Marketing-Strategie zweifelt. Das kenne ich schon. Vor allem bei älteren Firmenbossen, die das Geld sparen wollen.« Sie sah, dass er die Augenbrauen anhob. »Nimm’s nicht persönlich«, sagte sie schnell und lächelte ihn zuckersüß an.
    »Ich zeige dir jetzt erst mal meine Badekarren, bevor es nachher dunkel ist.« Er stand auf, nahm die Platte und die beiden leeren Teller. »Komm!«
    Sie gingen durch das Haus, in die Garage und von dort in den Schuppen. Max begleitete sie. Die übermannshohen Karren standen dicht gedrängt, denn viel Platz gab es in diesem Anbau nicht, der an die Garage gesetzt worden war.
    »Sie waren alle Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts im Einsatz«, erzählte Jan und strich mit der Hand über ein Exemplar aus unbehandeltem Holz, das auf Ziegelsteinen stand, weil ihm die Räder fehlten. Ein anderer Karren war einmal blau, ein weiterer rosa gestrichen gewesen. Der vierte Wagen gefiel Jo am besten. Seine senkrecht montierten Bretter waren abwechselnd blau und weiß lackiert, und er hatte ein dunkelblaues Dach.
    »Der ist schön«, sagte sie begeistert.
    »Den muss ich noch komplett abschleifen. So einen Lack gab es früher nicht.«
    »Übertreibst du nicht ein bisschen? Früher wurde in den Dingern schließlich auch kein Eis transportiert.« Jo freute sich diebisch über ihr Argument.
    »Stimmt schon«, meinte er und legte den Zeigefinger an die Lippe.
    »Ich finde, das Design passt gut zu Eis.«
    »Im nächsten Winter werde ich die Dächer abnehmen, die Karren kürzen. Dann müssen die Kühleinheiten eingebaut und die Dächer mit Scharnieren als Deckel wieder aufgesetzt werden.« Er schnaufte bei dem Gedanken an die bevorstehende Arbeit.
    »Dann weiß ich ja, was du im Winter so treibst«, sagte Jo, hakte sich bei ihm unter und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
    »Ich könnte Hilfe gebrauchen«, gab Jan zurück und sah sie ernst an.
    »O je, ich fürchte, ich habe zwei linke Hände.«
    Sie gingen zurück auf die Terrasse. Es war nicht mehr ganz so heiß, aber noch immer drückend. Donnergrollen in der Ferne kündigte ein Gewitter an.
    »Ich habe noch mal nachgedacht. Eis am Strand ist vielleicht gar nicht so schlecht. Aber wir sollten trotzdem noch überlegen. Eventuell lässt sich etwas mit deinem Namen machen … Jans Eis geht natürlich gar nicht. Aber dein Nachname vielleicht …«
    Er ging nicht darauf ein: »Es geht doch nicht um meine Person.«
    Jo ließ sich nicht beirren. »Nein, aber manchmal bietet sich das an, wenn aus dem Namen etwas Witziges zu machen ist.« Sie grübelte, das Grummeln in der Ferne wurde stärker. »Hoffentlich reinigt das Gewitter die Luft«, sagte sie abwesend.
    Jan zündete zwei Fackeln an, die vor der Terrasse im Boden steckten.
    »Wie wäre es mit Darß Eis mit einem Ausrufezeichen dahinter? Das klingt dann, wie Das Eis . Das Ausrufezeichen verstärkt die Wirkung, also: Das Eis

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