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Duenenmord

Duenenmord

Titel: Duenenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Peters
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sogar dort gesucht, noch am gleichen Tag, als ich der Polizei davon erzählte«, erzählte Jureks Mutter.»Ist ja nicht weit von Göhren, gut drei Kilometer westlich. Aber sie haben nichts gefunden. Ich war so sicher gewesen – es hätte doch gut sein können, dass er sich auf den Weg gemacht hat, um sich die Anlage anzusehen. Der Wanderweg ist gut ausgeschildert gewesen, auch damals schon, und Jurek kannte sich da aus.«
    »Ja, das hätte sein können«, stimmte Silke zu. Der Gedanke war ihr auch sofort gekommen.
    »Aber sie haben nichts gefunden. Sie meinten, er sei ertrunken und rausgetrieben worden aufs offene Meer. Die Ostsee hat ihn nicht wieder hergegeben. Doch genau weiß es keiner. Niemals wird man es genau wissen. Das ist das Schlimmste.« Sie wandte den Blick ab. »Aber hier im Garten an ihn zu denken ist auch schön. Und näher, verstehst du?«
    »Ja, das verstehe ich sehr gut.«
    Silke brach eine Viertelstunde später auf. Die kleine Gedenktafel hing am Apfelbaum, darunter stand ein Glaskasten mit einem Foto von Jurek, getrockneten Blumen und einer kindlichen Zeichnung vom Hünengrab.

13
    Max hatte sich Romys Anordnung klammheimlich widersetzt und war an seinen Schreibtisch zurückgekehrt, als der Rest des Teams nach einer abschließenden abendlichen Besprechung Feierabend gemacht hatte. Endlich hatten sie eine Spur, ein Indiz, eine Überschneidung entdeckt, zumindest sprach einiges dafür, dass sie auf einem vielversprechenden Weg waren, und er sollte sich ausruhen? Unmöglich.
    »Ich bin hundemüde, und die neuen Infos, so interessant sie auch sein mögen, laufen uns bis morgen früh nicht davon«, hatte Kasper sofort zugestimmt, und Romy wollte mal wieder eine Runde boxen, um abschalten und anschließend gut schlafen zu können.
    Fine hatte sich jeglichen Kommentar gespart und war sofort nach Hause gefahren. Wenn Max es richtig mitbekommen hatte, so hatte ihr Mann bereits mehrfach angerufen, um zu fragen, ob sie vorhabe, in ihrer Dienststelle zu übernachten. Fines Antwort war rustikal deftig ausgefallen, und Max konnte sich gut vorstellen, dass bei ihrer Heimkehr eine ähnlich deftige Diskussion folgen würde.
    Gleich für den nächsten Morgen war in aller Frühe ein Gespräch mit dem Einsatzleiter des Suchtrupps geplant, der seinerzeit nach dem Kita-Jungen gefahndet hatte. Es war ein Tag im Juli gewesen, die Kita hatte ihr jährliches Sommerfest am Südstrand von Göhren gefeiert – »Sie wissen wo!«, war es Max sofort durch den Kopf geschossen, und nicht nur ihm. Jurek Stolte war neun Jahre alt gewesen, und in der Akte stand, dass keine einzige Spur von ihm gefunden worden war.
    Das kann nicht sein, überlegte Max erneut, als er das Bürofür sich allein hatte und die Akte ein weiteres Mal durchging. Es bleibt immer eine Spur, auch in Zeiten ohne DNA-Analysen. Die Polizei hatte angenommen, dass der Junge ertrunken war. Dennoch hatte man weiträumig nach ihm gesucht, auch im Mönchguter Forst.
    Aus den Unterlagen der Clement-Kita wurde ersichtlich, dass die Einrichtung seinerzeit knapp einhundert Kinder betreut hatte; beim Sommerfest am Südstrand hatten nur die älteren zwischen sieben und zwölf Jahren teilgenommen, die bereits schwimmen konnten. Daraus ergab sich eine Gruppe von zweiundsechzig Kindern, die Max in seiner Datenbank erfasst hatte. Bei der Reduzierung auf die Mädchen blieben dreißig übrig – immer noch neunundzwanzig zuviel, dachte Max und ließ die Namen durchs Melderegister laufen, um festzustellen, wer noch auf Rügen oder in der Stralsunder bzw. Greifswalder Gegend lebte und wer nach der Heirat welchen Namen angenommen hatte.
    Selbstverständlich war nicht auszuschließen, dass die regionale Beschränkung ebenso in die Irre oder ins Nichts führte wie die Hypothese, dass im Sommer 1989 etwas Entscheidendes geschehen war, in dessen Umfeld Monikas einstiges Opfer auftauchte, das später zu ihrer Mörderin wurde; und auch der hergestellte Zusammenhang zwischen dem Fall des verschwundenen Kindes und des missbrauchten Mädchens, das sich dreiundzwanzig Jahre später bitter rächte, erfüllte keineswegs den Anspruch einer objektiven Wahrheit, eher den einer spekulativen These, aber einen Versuch war es wert, in dieser Richtung weiterzuforschen und den Computer nach Schnittpunkten suchen zu lassen. Davon war Max jedenfalls überzeugt. Und wenn der Rechner an der Stelle nichts fand, dann musste man eben woanders suchen. So einfach war das.
    Der regionale Filter reduzierte die

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