Duenenmord
Informationen nicht zu scherzen.«
»Menschenskinder! Was für Scheißgeschichten das Leben doch manchmal schreibt.«
»Könnte man so ausdrücken«, stimmte Romy zu. »Wann haben Sie Monika eigentlich zum letzten Mal gesehen, Herr Poschke?«
Er schüttelte perplex den Kopf. »Das ist hundert Jahre her! Und überhaupt – was wollen Sie eigentlich von mir?«
»Bei den Mordermittlungen sind eine Menge Fragen aufgetaucht, denen wir nachgehen«, ergriff Kasper in seinem berühmten lakonischen Tonfall das Wort. »Nachgehen müssen, um korrekt zu bleiben. Versuchen Sie bitte, sich zu erinnern. Wann haben Sie Monika Sänger zum letzten Mal gesehen?«
»Wir haben uns in diesem aufregenden Sommer getrennt – 1989. Ich bin ausgezogen, und das war es dann auch schon.« Er zog die Achseln hoch. »Ich habe dann noch von weitem mitgekriegt, dass sie nach Kiel gegangen ist, und ich selbstwar auch einige Zeit unterwegs, mehrere Jahre, um genau zu sein, in Skandinavien, Spanien, Portugal.«
»Klingt gut. Was haben Sie gemacht? Verlängerten Urlaub?«, fragte Romy.
Poschke lächelte. »Ich wollte endlich mal etwas von der Welt sehen und habe mir meine Reise mit Aushilfsjobs finanziert – meist als Koch. War ’ne schöne Zeit, richtig toll«, schwärmte er. »Vor zwölf Jahren bin ich schließlich zurückgekehrt und habe mir das kleine Lokal hier oben gekauft.«
»Und Monika haben Sie nicht wiedergesehen?«
»Nein, sage ich doch. Außerdem war die doch gar nicht mehr hier.« Er runzelte die Stirn. »Insofern versteh ich auch nicht …«
»Doch, sie ist 1995 nach Rügen zurückgekehrt und hat wenig später geheiratet.«
Poschke hielt kurz die Luft an. »Was? Das wundert mich jetzt aber.«
»Was genau wundert Sie daran – die Heirat oder die Rückkehr auf die Insel?«
Er zog die Schultern hoch. »Ach, wissen Sie – Monikas Abschied von Rügen klang zumindest in ihrer Planung damals ziemlich endgültig, und vom Heiraten hatte sie nach ihrer Ehe mit Barendsen auch die Nase voll.« Er winkte ab. »Na ja, seitdem ist ja viel Zeit vergangen, und man weiß nicht, was die Leute so antreibt.«
Richtig, aber das ist genau das, was wir herausfinden müssen, dachte Romy, in diesem Fall ganz besonders. »Könnten Sie konkreter werden? Warum wollte sie unbedingt weg von hier?«
Er pustete laut aus. »Na hören Sie – wir konnten endlich reisen und uns frei bewegen! Das war wundervoll.«
»War es garantiert, das will ich keinesfalls unterschätzen, aber bedeutet Reisen nicht auch, dass man aufbricht und wieder zurückkehrt? Sie sprachen eben aber noch ausdrücklichdavon, dass Monikas Abschied endgültig klang und keineswegs nach verlängerten Ferien.«
»Ja, klar, so gesehen …« Er lächelte und sah sie abwartend an. »Vielleicht habe ich mich einfach nur ungeschickt ausgedrückt.«
Das glaube ich nicht, dachte Romy. »Noch einmal, Herr Poschke – was war in diesem Sommer los? Was genau hat Ihre Beziehung zerstört? Warum sind Sie gegangen? Und warum wollte Monika die Insel verlassen?« Schon wieder viel zu viele Fragen auf einmal, kritisierte Romy sich stumm. Das lerne ich wohl nie.
Der Koch schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, was Sie von mir wollen«, entgegnete er unwirsch.
»Das macht nichts – antworten Sie bitte trotzdem. Fangen wir mit der Beziehung an.«
»Meine Güte, wir haben uns gefetzt, immer wieder, die Beziehung war hin, Ende!«, berichtete er aufgebracht. »Kommt doch vor so was. Wir waren nicht verheiratet und haben uns getrennt. Das passiert täglich tausend Mal!«
»Zehntausend Mal«, meinte Romy in gelangweiltem Ton und winkte ab. »Nun gut, so kommen wir wohl nicht weiter.«
»Ganz meine Meinung.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und warf einen unmissverständlichen Blick zur Tür.
Romy lächelte ironisch. »Einen Augenblick müssen Sie sich noch gedulden. Bitte vergegenwärtigen Sie sich mal den 6. Juli 1989, das war übrigens ein Donnerstag …«
»Wie bitte?«
Romy verstärkte ihr Lächeln, und sie bekam aus den Augenwinkeln mit, dass Kasper sich anschloss. »Zugegeben, aus dem Stand heraus ist das keine leichte Übung, und darum helfe ich Ihnen gerne ein bisschen auf die Sprünge. An dem Tag fand das alljährliche Sommerfest der Kita statt, in der Monika arbeitete. Ein Kind verschwand. Erinnern Sie sich jetzt an den Tag?«
Poschke wechselte abrupt die Gesichtsfarbe. Interessant, dachte Romy und beugte sich vor. Mehr als das.
»Das ist fast dreiundzwanzig Jahre her«,
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