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Duenne Haut - Kriminalroman

Duenne Haut - Kriminalroman

Titel: Duenne Haut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kabelka
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Hagen die Fitnesskammer nennt. Sie schwingt sich auf eines der fünf Trainingsräder und beginnt sofort wie wild in die Kurbeln zu treten. Er schaut auf die elektronische Anzeige und stellt erst den Tretwiderstand auf die Hälfte zurück, ehe er auf sein Gestell klettert.
    „Ich habe dich und deinen Freund gesehen“, sagt sie, das Gesicht stur geradeaus, als müsste sie auf Gegenverkehr achten.
    Er hat keine Ahnung, wovon sie spricht.
    „Du hast ihm den Arm um die Schulter gelegt. Genau so wie mir auf der Parkbank.“ Sie klingt rau, unterkühlt. „Machst du das bei jedem so?“
    Mit dem Freund kann nur Prader gemeint sein – aber wo hat er seinen Arm um dessen Schulter gelegt? Ach ja: Bevor sie Laubs Zimmer betraten und er Prader mit dieser Geste beruhigen wollte. Eifersucht!, denkt er, sie ist tatsächlich auf Prader eifersüchtig!
    „Nun? Bekomme ich keine Antwort?“
    Er lächelt und schildert die Situation. Wie sie darauf reagiert – oder besser, wie sie nicht reagiert – lässt vermuten, dass sie immer noch sauer ist. Beide spulen wortlos ihre Kilometer herunter, sie allerdings um etliche km/h schneller. Mit einem Ruck dreht sie ihm den Kopf zu.
    „Bist du mein Freund?“
    Eine seltsame Frage. Ganze drei Mal haben sie sich bisher getroffen, und sie will wissen, ob er ihr Freund ist! Ein Geliebter, das geht mitunter schnell. Aber ein Freund?
    „Ist dir die Frage unangenehm?“, hakt sie nach. Der Spot an der Wand gegenüber blendet ihn und macht aus ihrem Gesicht einen Scherenschnitt.
    „Nicht unangenehm“, sagt er, „aber schwierig.“
    „Pah! Nichts ist leichter zu beantworten als das! Eure Rede sei ja, ja, oder nein, nein – steht schon so in der Bibel. Aber keine Antwort ist bekanntlich auch eine Antwort!“
    Er tippt auf der elektronischen Anzeige herum, schaltet noch einen Gang zurück. Wären sie auf echten Fahrrädern unterwegs, er hätte diese Raserin längst aus den Augen verloren.
    „Wir kennen uns doch erst seit ein paar Tagen. Ich finde, es ist noch ein bisschen früh, um …“
    Sie fällt ihm heftig ins Wort. „Aber es war nicht zu früh, mir bereits bei unserer zweiten Begegnung den Arm auf die Schulter zu legen! Du solltest mit mir nicht Versteckenspielen, Bulle!“
    Sie hüpft vom Gerät und wischt sich mit dem Frotteetuch das Gesicht ab. Trotz der schweißtreibenden Tätigkeit hat sie ihre langärmelige Trainingsjacke nicht ausgezogen. Ihm drückt es den Schweiß aus allen Poren. Schon wieder entlarvt! Langsam klettert auch er von seiner Maschine.
    „Also, Marie Therese – es tut mir leid, das mit dem Wildparkwärter. Ich … vielleicht wollte ich einfach nicht als Polizist dastehen vor dir. Bringt ja selten Pluspunkte. Ich hoffe, du verzeihst mir diese kleine Notlüge.“
    „Notlüge! Hahahaha!“
    Sie führt sich auf, als würde jemand die Kitzelfolter an ihr erproben. Ihm ist unwohl in seiner Haut wie schon lange nicht. Unwillkürlich tritt er einen Schritt zurück, als sie auf ihn zukommt, mit dem Handtuch straff gespannt zwischen ihren Fäusten. Aber sie fängt nur sanft seinen Kopf damit ein und zieht ihn nahe an ihr Gesicht.
    „Da, du – Bulle!“ Ihre Lippen haben auf die seinen gezielt, im letzten Moment drückt sie den Kuss aber auf seine rechte Wange.
    „Für diese Notlüge bist du mir allerdings etwas schuldig!“
    „Okay.“ Er grinst verlegen. Die Geschwindigkeit, mit der ihre Stimmung wechselt, kann einen ganz schön schaffen.
    „Dann machen wir jetzt einen Deal, Bulle: Du offenbarst etwas von dir, etwas ganz und gar Geheimes, das du noch keinem anderen Menschen gesagt hast. Zum Ausgleich bekommst du danach ein Stück von mir zu sehen.
Tit for tat
, wie die Engländer sagen. Oder
quid pro quo
, wenn du das Juristenlatein bevorzugst.“
    „Geritzt!“
    Irgendwo hat er von so einem Deal schon einmal gehört. Wie auch immer: Er muss froh sein, so billig davongekommen zu sein.
    „Also?“
    Also. Was wirst du herausziehen aus einer deiner vielen Spalten, Tone? Sie sitzen einander auf der Matte gegenüber; sie im tadellosen Lotossitz, er mit angezogenen Knien.
    Er erzählt von seiner letzten Nacht mit Lisa. Wie sie gemeinsam diesem seltsamen Liam zuhörten und alles über seinen Job als lebende Touristenattraktion draußen auf dem Feld erfuhren. Ein langzotteliger, ziemlich schmutziger Kerl kam währenddessen ins Pub und setzte sich auf das alte Sofa hinter ihnen. Bestellte sich ein dunkles Bier nach dem anderen, indem er dem Wirt mit dem leeren Glas

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