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Duenne Haut - Kriminalroman

Duenne Haut - Kriminalroman

Titel: Duenne Haut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kabelka
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recht die Weiber im Jugendamt – die wickelte er ein mit seinem Charme. Mir dagegen zeigte er seine Fratze, laberte mich voll mit infamen Unterstellungen. Ich glaubte, der Richter hätte ihn durchschaut, als er am Ende der Verhandlung sagte: ‚Das ist mein schmutzigster Fall! Wieso tun Sie mir das an?‘ Aber Babsi und René hat er dennoch an diesen Menschen ausgeliefert, der mir einmal sogar die Polizei ins Haus geschickt hat – wegen
akuter Kindeswohlgefährdung!
Als würde ich meine Kinder schlagen! Aber die Polizisten glaubten natürlich nicht der Mutter, sondern dem Vater und nahmen die Kinder mit.
Inobhutnahme
, so nennen sie das, diese diplomierten Schweine vom Sozialen Dienst. Und Kell – der lachte sich ins Fäustchen. Schon lange vor der Scheidung spielte er Golf mit Bällen, die unsere Porträts trugen. So konnte er in aller Öffentlichkeit auf uns einschlagen. Stell dir das mal vor: auf Frau und Kinder mit dem Eisen losgehen, während du mit dem Geschäftspartner plauderst – der ultimative Kick für Manager!“ Sie knurrt wie eine Wölfin.
    In Hagens Kehle macht sich ein bitterer Geschmack breit. Den Deal hat er sich etwas anders vorgestellt. Er dachte, dass
seine
Offenbarung der schwierige Part sein würde, aber jetzt hat ihre Erzählung in ihn eingeschlagen wie ein Meteorit. Nicht, dass er nicht gewöhnt wäre, von harten Schicksalen zu hören, doch waren das zumeist Geschichten, die man auf Distanz halten und am Ende des Tages ablegen konnte, protokolliert und verstaut in einem Aktenordner. Manches von dem, was sie erzählt hat, will sich auch nicht so recht zusammenreimen in seinem Kopf. Aber hier gibt es keinen Gfader oder Winder, den er beauftragen könnte, den Wahrheitsgehalt der Aussage zu überprüfen, bei Ämtern nachzufragen, die Gegenseite zu hören. Und wie soll man damit umgehen, wenn der Mund, der eben noch ein deprimierendes Detail nach dem anderen ausgespuckt hat, einem im nächsten Augenblick wieder lockend zulächelt? Ja, sie lächelt tatsächlich schon wieder, als wäre das Ganze nur ein erotisches Spiel, das kein anderes Ziel kennt als das eine …
    „Ich glaube, es ist langsam Zeit fürs Mittagsessen“, sagt er.
    „Gute Idee“, sagt sie, „lass uns gehen.“
    Aber sie geht nicht, sie springt die Stiege hoch wie ein übermütiges Kitz. Von der Wölfin zum Kitz innerhalb einer Minute – welch eine Verwandlungsfähigkeit! Auf der obersten Stufe dreht sie sich um zu ihm.
    „Darf ich dich am Abend besuchen kommen?“
    Er nickt, zögernd, aber er nickt.
    Als sie sich im Forum trennen, fällt Hagen ein, woher er den Deal kennt, den sie ihm unterbreitet hat: aus einem Psychothriller, in dem ein geistesgestörter Psychiater einer FBI-Agentin ein ähnliches Geschäft vorschlägt.

23 A MTSHILFE
    Hagen schiebt den zähesten Rinderbraten seit Menschengedenken zur Seite und ärgert sich. Nein, nicht über den miserablen Fraß – er ärgert sich über sich selbst. Hat er sein kriminalistisches Hirn zusammen mit der Dienstwaffe abgegeben? Warum hinterfragt er nicht, was ihm Marie Therese da als ihre Familiengeschichte aufgetischt hat?
Die Polizisten glaubten natürlich nicht der Mutter, sondern dem Vater …
Und er? Wem glaubt er? Was, wenn es im Hause Herbst tatsächlich zu einer
akuten Kindeswohlgefährdung
kam? Was, wenn der schaurige Traum, den sie erzählte, einen realen Hintergrund hat? Nur, weil du außer Dienst bist, musst du ja nicht gleich den Kopf in den Sand stecken, Hagen!
    Er zieht sein Handy hervor und überprüft das Nummernverzeichnis: Tatsächlich, Bühle ist noch gespeichert. Einem kleinen Check stünde demnach nichts im Wege. Aber natürlich nicht hier, mitten im voll besetzten Speisesaal. Man gehört ja noch einer Generation an, die Telefonate diskret abwickelt. Also überlässt er das Dessert, einen im Niemandsland zwischen Salzburger Nockerln und Kaiserschmarrn angesiedelten Auflauf, seinem Tischnachbarn, einem Hundertkilomann aus Koblenz. Der macht sich erfreut darüber her, während Hagen seinen Platz am Mittagstisch räumt.
    Im Korridor kommt ihm Marie Therese entgegen. Grünes Top, rosa Leggings, ein dezimeterbreiter Ledergürtel, dazu toupierte Haare – ein bisschen overdressed für diese Tageszeit, wie er findet. Im Vorübergehen fängt er den Duft ihres Parfums ein und drei Worte, die sie ihm lässig über die Schulter zuwirft: „Bis zum Abend!“ Er schaut ihr nach. Die hohen Stöckel betonen noch ihren Hüftschwung, mit dem sie die Blicke etlicher

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