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Duerers Haende

Duerers Haende

Titel: Duerers Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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wieder da bist, müssen wir eben einen Tisch für sie organisieren. Irgendwie schaffen wir das schon.«
    »Da bin ich ja gespannt, wo du den hinstellen willst. In den Gang oder baust du hier einen Wintergarten an?« Er hatte die Arme verschränkt und starrte störrisch auf die Schreibtischplatte.
    »Was ist denn los mit dir? Wir, du und ich, haben eine neue Kommissaranwärterin, wie wir schon einige hier im Büro hatten. Und diese Anwärterin wird hierbleiben, bis der Fall Shengali erledigt ist. Von uns allen dreien abgehakt ist.«
    »Da gibt man sich Mühe, verlässt das Krankenhaus vorzeitig, verzichtet sogar auf eine weitere Krankschreibung, nur um dir behilflich zu sein. Und du holst dir mir nichts, dir nichts einen Ersatz. Man kann den Eindruck kriegen, dir liegt gar nichts mehr an mir.« Den letzten Satz sprach Heinrich so leise, dass sie Mühe hatte, ihn zu verstehen. Bis dahin hatte sie mit gespitztem Mund und ironischem Lächeln auf ihn herabgesehen, doch die wehleidige Schlusssentenz rührte sie.
    »Was redest du da für einen Bockmist, Heinrich! Hast du vergessen, dass du im ganzen Polizeipräsidium der wichtigste Mensch für mich bist? Und es immer bleiben wirst? Aber allein, nur auf mich gestellt, das wäre bei diesem Fall nicht gegangen. Fleischmann wollte mir schon einen von Trommens Leuten geben. Das wiederum wollte ich …«
    In diesem Moment kam eine blendend gelaunte Eva Brunner herein, der anzusehen war, wie sie darauf brannte, die Ergebnisse ihrer ersten Befragung loszuwerden. Und zwar bis ins letzte Detail.
    »… nicht«, vollendete Paula Steiner ihren Satz. »Darum habe ich Frau Brunner in unsere kleine Kommission gebeten. Sie kennen sich ja schon, oder?« Beide nickten. Heinrichs Miene hatte sich nach dieser schmeichelhaften Klarstellung deutlich aufgehellt, während die Anwärterin, die fragend auf ihren okkupierten Interims-Schreibtisch blickte, ihre gute Laune schlagartig eingebüßt zu haben schien.
    »So, und jetzt suchen wir einen Tisch für Sie, Frau Brunner. Hat jemand eine Idee?«
    »Ja«, meldete sich Heinrich, »der kleine Tisch aus der Teeküche wäre doch was. Außerdem kann man den hier«, er deutete an das rechte Ende seines Schreibtischs, »gut unterbringen. Ich hole ihn mal.«
    »Wunderbar, dann kann ich mich ja zurückziehen. Ich bin in der Kantine, wenn was sein sollte.«
    Sie verließ den Raum eilig Richtung Treppenaufgang, doch sie stieg nicht ganz hinauf bis unters Dach, wo die Kantine untergebracht war, sondern nur bis in den dritten Stock, in die Teppichetage. Vor dem Zimmer der Reußinger blieb sie kurz stehen und zwang sich zu einem entgegenkommenden Lächeln. Dann klopfte sie an die Tür. Nach einer Weile hörte sie ein helles: »Jaha.«
    Sie trat ein und sagte: »Grüß Gott, Frau Reußinger. Ich würde gern Herrn Fleischmann sprechen, wenn es von Ihrer Seite aus möglich ist. Ich muss ihm ein kleines Missgeschick meinerseits beichten. Aber wenn nicht, dann komme ich auch gerne später wieder.« Sie hatte das Gesicht der Sekretärin bei dieser einstudierten Rede genau beobachtet und sah darin ihre Strategie mehr als bestätigt – das Wort »Missgeschick« war ihr Türöffner.
    »Einen Augenblick bitte, ich sehe mal nach, Frau Steiner.«
    Nach kurzer Zeit schon wurde sie mit einem ermunternden Lächeln eingelassen. Wie einfach und harmonisch doch das Miteinander sein konnte, wenn man sich an ein paar Höflichkeitsregeln hielt, die dem anderen wichtig waren! Selbst mit einer Reußinger.
    Fleischmann sah sie erstaunt an. »Sie wollen mir etwas beichten?«
    »Ja.« Und dann erzählte sie ihm die Wahrheit von der Donnerstags-Razzia in Gostenhof. Von ihrer Schuld, dass Heinrich das Gleichgewicht verloren hatte. Von dem Rempler, der ihn endgültig zu Fall brachte. Und auch von dem Grund für dieses Malheur – von ihrer Angst vor Bartels’ Waffe.
    Fleischmann, der sie reden ließ, hatte während ihres Berichts immer wieder genickt. So als ob ihn das nicht erstaunen würde. Als sie geendet hatte, fragte er nur: »Aber warum hat Herr Bartels dann damals nicht einfach den Mund gehalten, sondern gesagt, er sei ins Stolpern geraten?« Eine Frage, die er sich selbst nach einer Sekunde beantwortete: »Eine überflüssige Frage bei Ihnen beiden. Denn einer trage des andern Last. Und was erwarten Sie jetzt von mir?«
    »Dass Sie das am kommenden Montag, bei unserer Konferenz, vor allen klarstellen. Oder ich mache das selbst.«
    »Frau Steiner, das halte ich für eine schlechte

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