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Duerers Haende

Duerers Haende

Titel: Duerers Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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Rock und einer langärmligen Bluse, gab sich Mühe, die nervöse und fahrig wirkende Witwe zu beruhigen, allerdings ohne Erfolg.
    Paula Steiner sagte: »Wir wissen jetzt, dass Ihr Mann auf einer Parkbucht nahe Kinding umgebracht worden ist.« Nach der Übersetzung keine Reaktion, nicht einmal ein Kopfnicken.
    »Was für einen Eindruck hatten Sie an dem Montagmorgen, also an dem Tag, an dem er umgebracht wurde? War sein Verhalten irgendwie seltsam oder anders als sonst?« – Nein.
    »Hatte Ihr Mann in Nürnberg noch weitere Freunde außer Herrn Ostapenko?« – Nein.
    »Vielleicht Landsleute aus der Heimat, aus dem Irak, mit denen er hier in Nürnberg befreundet war?« – Gab es nicht.
    »Und Feinde oder jemand, über den er sich mal geärgert hatte, wie sieht es damit aus?« – Nein, niemand.
    »Hatte Ihr Mann mit jemandem vor Kurzem Streit?« – Nein.
    »Herr Ostapenko hat uns gesagt, dass zwei Kollegen von der Spedition ihn und Ihren Mann abschätzig, respektlos behandelt haben?« – Davon wisse sie nichts.
    »Wie war das Verhältnis zu seinem Chef bei Frey-Trans?« – Gut.
    »War es auch in seinem Sinn, dass sich Ihre Tochter Solin so hübsch und auch so modern kleidet?« -Ja.
    »Und Ihre strenggläubigen Verwandten, was sagen die dazu, dass sich Solin schminkt und auch so ganz anderes kleidet als Sie selbst zum Beispiel, Frau Shengali?« – Nichts.
    Paula Steiner sah kurz zu der Dolmetscherin, die bedauernd mit den Achseln zuckte.
    »Wer regelt jetzt wichtige Entscheidungen in Ihrer Familie, wer ist dafür verantwortlich?« – Bassim.
    Vielleicht war es doch ein Fehler, Eshaya aus diesem Gespräch rauszuhalten. Sie machte eine Pause. Da hörte sie Frau Shengali etwas sagen. Ein ruckartig vorgebrachter Satz, der wie eine Bitte klang. »Sie fragt, ob sie hier rauchen darf.«
    »Aber ja, natürlich.« Paula Steiner stand auf und holte für ihren kurz angebundenen Gast einen Aschenbecher, stellte ihn auf den Tisch und zündete sich dann selbst eine Zigarette an. Schweigend und konzentriert rauchten die drei Frauen, denn auch Frau Horrlein hatte ihre im ganzen Haus gefürchteten filterlosen Roth-Händle ausgepackt. Als die Zigarettenpause beendet war und sie den Aschenbecher auf das Sideboard zurückstellte, hörte sie hinter sich Frau Shengali leise sagen: »Danke schön, Frau Steiner.«
    Sie drehte sich um und erwiderte lächelnd: »Bitte schön, Frau Shengali.«
    »Frau Horrlein, eine letzte Frage habe ich noch: Was kann mir Frau Shengali über die Anzeigen und Gutscheine erzählen?«
    »Welche Anzeigen und welche Gutscheine?«
    »Bitte einfach so übersetzen. Das weiß ich nämlich auch nicht so ganz genau.«
    Und auf diese Frage folgte eine lange, eine ausführliche Antwort, die immer wieder von Frau Horrleins Nachfragen verlängert wurde und die die Kommissarin allmählich ungeduldig werden ließ.
    Dann endlich sagte die Dolmetscherin: »So wie ich das verstanden habe, handelt es sich dabei um eine Arbeitsamt-Geschichte. Die Anzeigen sind wohl in der Regel ganz normale Zeitungsinserate, können aber auch Anzeigen sein, die das zuständige Arbeitsamt selbst schaltet. Die man sich als Arbeitssuchender auf irgendeinem Computer dort anschauen kann. Ich glaube, Firmen, die bestimmte Arbeitnehmer«, sie sah auf ihre handschriftlichen Notizen, »also solche mit besonderen Qualifikationen suchen, geben das an das Arbeitsamt weiter, und die stellen diese Anzeigen in ihre Computer. Aber genau weiß ich es nicht – und ich fürchte, Frau Shengali auch nicht –, dazu hatte ich die letzten Jahre zu wenig mit dem Arbeitsamt oder der Agentur für Arbeit, wie es ja jetzt heißt, zu tun. Gott sei Dank.«
    »Aha. Und was hat es mit den Gutscheinen auf sich? Gehören die zu diesen Anzeigen?«
    »Ja, irgendwie schon. Arbeitslose bekommen wohl von ihrer Agentur für Arbeit, das heißt von ihrem jeweiligen Betreuer, solche Gutscheine in die Hand gedrückt. Unter bestimmten Bedingungen.«
    »Was passiert mit diesen Gutscheinen? Kriegt die der künftige Arbeitgeber?«
    Frau Horrlein zuckte mit den Achseln. »Glaube ich nicht. Frau Shengali hat nur gesagt, mit diesen Gutscheinen kommt man irgendwie an einen Job ran. Aber wie das gehen soll? Keine Ahnung.«
    »Ihr Mann hatte wohl einen solchen Gutschein bekommen?«
    »Ja.«
    »Fragen Sie sie bitte, ob auch Shengalis Freund Ostapenko diesen Gutschein erhalten hat.«
    »Ja, das hat sie schon erzählt. Ihr Mann und Ostapenko waren davon betroffen. Als Einzige in der Spedition. Und

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