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Duerers Haende

Duerers Haende

Titel: Duerers Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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überzeugt.«
    Sie hielt inne und schwieg. Sie sah Stefanie Vitzthum vor sich, wie sie ihren Mann aufforderte: »Chanim, erzähl auch das mit den Anzeigen und den Gutscheinen. Das passt doch genau zu diesem Thema.« Warum durfte sie nicht weiterreden? Wenn das doch alles legal war? Weil sich dahinter etwas verbarg, was eben nicht legal war. Eine noch größere Sauerei. Von der alle, die Freys, Kramer, Shengali und Ostapenko wussten. Und auch Ostapenkos Ehefrau.
    »Du denkst, bei deinem Auslöser handelt es sich um etwas ganz Großes, auch in punkto Geld. Zumindest für den Kramer und eventuell auch für die Freys. Um etwas, was sich nicht gehört. Um etwas, was ganz offensichtlich nicht in Ordnung ist. Und zwar in beiden Fällen. Meinst du das?« Konnte Heinrich mittlerweile auch ihre Gedanken lesen? Denn besser hätte auch sie ihre stummen Überlegungen nicht paraphrasieren können.
    »Ja, so in der Richtung.«
    »Mal eine andere Frage: Was machst du eigentlich, während wir, die Eva und ich, unsere Hausaufgaben erledigen?«
    »Ich? Ich habe genug zu tun. Zuerst schreibe ich eine wohlüberlegte, ausgetüftelte Mail an unseren Chef, und dann …«
    »Warum gehst du nicht zu ihm und berichtest ihm persönlich? Das geht doch viel schneller«, unterbrach Heinrich sie.
    »Na, Herr Oberkommissar, die Frage hättest du dir aber sparen können, bei deinem hochentwickelten kriminalistischen Spürsinn.«
    »Ach, wegen der Reußinger.«
    »Exakt. Und außerdem wollte er von mir einen schriftlichen Bericht. Und danach werde ich die wichtigste Zeugin befragen, die ich bislang vernachlässigt habe.«
    »Wer sollte das sein?«
    »Frau Vitzthum. Die wird mir hoffentlich all das sagen, was sie weiß und was sie bislang nicht sagen durfte.«
    Für den Bericht brauchte sie mehr als zwei Stunden. Als sie ihn endlich abschickte, waren ihre Mitarbeiter längst nach Hause gegangen. Aber die Mühe hatte sich gelohnt. Diesen Bericht konnte man an höchster Stelle vorzeigen. Das war Wischiwaschi von der allerfeinsten Sorte.
    Sie schaltete erst den Computer, dann das Licht aus, zog ihre Jacke an und wollte soeben die Tür verschließen, als ihr Telefon klingelte. Nach kurzem Zögern nahm sie ab. Klaus Dennerlein meldete sich.
    »Gut, dass ich dich noch erwische, Paula. Ich bin gerade in der Scheune bei Hersbruck. Der Spider ist weg, nur die zwei Nummernschilder mit dem Historisch-Kennzeichen sind noch da. Hast du dafür eine Erklärung?«
    »Ja, habe ich.« Sie erzählte ihm von der Besitzerin des Oldtimers, einer gewissen Susanka Blahotova, die jetzt sicherlich in Richtung deutsch-tschechische Grenze fuhr, wahrscheinlich mit den ungültigen Kennzeichen eines geleasten Audi A4. Wenn sie nicht schon in ihrer Heimat Prag war.
    »Ja, spinnt die?«, ereiferte sich Dennerlein. »Die kann doch nicht einfach Beweismaterial entwenden!«
    »Na ja, ich hab es ihr nicht ausdrücklich verboten. Das war mein Fehler, Klaus.«
    »Das ist mir so was von wurst«, brüllte Dennerlein ins Telefon, »wessen Fehler das war. So geht’s nicht. Die lass ich ausschreiben, samt ihrem Spider. Gib mir mal das Kennzeichen von dem Audi.«
    Sie schaltete das Licht wieder ein und ging zum Aktenschrank, griff nach dem Hängeregister »Shengali, Abdulaziz« und setzte sich mit einem leisen Seufzer an ihren Schreibtisch. Während sie nach Eva Brunners Eintrag suchte, redete sich Dennerlein am anderen Ende des Telefons in Rage.
    »Das ist ja ein Herzchen, diese Blahotova. Ihr Alter ist noch nicht mal richtig kalt, geschweige denn unter der Erde, da sucht die schon das Weite. Die muss ja gleich, nachdem ihr bei ihr wart, die Koffer gepackt haben und abgehauen sein. Das spricht alles für die ganz, ganz große Liebe. An deiner Stelle würde ich die mal genau unter die Lupe nehmen. Da stimmt doch was nicht, so wie die reagiert. So reagiert nur jemand, der gehörigen Dreck am Stecken hat.«
    »Klaus, schrei doch nicht so. Ich bin noch nicht schwerhörig, werde es aber bald, wenn du weiter so plärrst. Das war eben mehr eine Zweckgemeinschaft. Sie hat Kramer ihre Schönheit und Jugend zur Verfügung gestellt, er hat sie dafür finanziell versorgt, und zwar sehr gut versorgt. Das ist doch kein Verbrechen, Klaus. So was kommt vor.« Wo war die Aktennotiz mit dem geleasten Wagen? Sollte die gewissenhafte Frau Brunner die einfach vergessen haben?
    »Paula, jetzt mal ehrlich, würdest du so was machen? Am selben Tag, an dem sie dir den Mord an deinem Lebensgefährten mitteilen, einfach

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