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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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ich Ihnen: Man nimmt sie, wie sie sind. Bei diesen Eltern hier weiß ich aber nicht, was die sich für ein Kind erwartet haben, diese Maxi konnte ihnen nichts recht machen, ihn hab ich mal sagen gehört: ‚Von mir kann sie nicht sein, in meiner Familie gibt es so etwas nicht!‘ Verstehen Sie: So etwas hat er gesagt. Dabei ist er selbst Ungar, ich meine, was glaubt denn der, dass die alle so super sind, oder was?“
    Bertha wischte sich mit der Hand vor den Augen hin und her, was überall auf der Welt als Zeichen für Gestörtheit, Verrücktheit, Geisteskrankheit etc. verstanden wird, auch jetzt und von mir. Dann erzählte sie weiter: „Seine Gattin quälte er mit seinem Salat, und dann kriegte sie trotzdem Krebs! Verstehen Sie das? Ich nicht! Und die Kleine ließ er auf Eisen knien, wenn sie ihm wieder mal zu schwabbelig war, bis sie sich halb zu Tode gehungert hat, und jetzt schaut sie so aus wie ihre Mutter mit dem ganzen Krebs.“
    Sie zog sich die Wangen mit den Fingern hinunter und riss dabei die Augen weit auf, sodass sie plötzlich wie tot aussah, dann sagte sie: „Magersucht! Und jetzt frage ich Sie: Wie soll man da später ein glückliches Sexualleben entwickeln?“
    Wenn Ku mir Hausfrauentratsch auftischte, wo war ich dann hier gelandet? In einem Arztroman?
    Kubelkas Theorie jedenfalls, dass hier eine liebe Familie in Frieden miteinander Weihnachten feiern wollte, bestätigte sich für mich nicht. Diese Familie war ein sinkendes Schiff, und nun sprang sogar die Köchin aus der Kombüse ins Wasser, und zwar auf hoher See. Lieber aussteigen und absaufen, als hier noch einen Tag länger zu bleiben, das war ihr Ziel.
    Ich hatte nun auch keine rechte Lust mehr hierzubleiben, und stand auf. Ich streckte mich ordentlich durch und schaut dabei beim Fenster hinaus, wo im dichten Schneetreiben plötzlich eine auf langen Beinen herangestakst kam, Typ slawische Nutte am Kinderstrich oben in Znaim, wo die ganzen LKW-Fahrer hinfuhren, um sich einen blasen zu lassen. Ein Backfisch von allerfeinster Qualität, der mir von den Fotos aus der Lade des Arztes irgendwie bekannt vorkam. Heute war scheinbar Schlepptag oder irgend so was, sie war jedenfalls bis oben hin bepackt, und Bertha sagte: „Jetzt schauen Sie sich die an: Vor acht Wochen war sie noch hinter dem Ural oder wie der heißt, und wusste nicht einmal, wie man H & M schreibt. Und jetzt geht sie jeden Tag dort einkaufen.“
    Ich fragte: „Und wer ist sie?“
    „Olga, die Zuckerpuppe aus der Balletttanztruppe. Die sind ja auch Katholiken hier, wenn Ihnen das was sagt, und wollen vor Weihnachten immer was für die Armen tun. Also haben sie sich eine Waise aus Russland als Austauschschülerin geholt, die soll jetzt für sie die Kastanien aus dem Feuer holen.“
    Das klang irgendwie sarkastisch, und das sollte es wohl auch. Ich fragte: „Wie alt ist sie?“
    „So alt wie die Verschwundene, dreizehn.“
    „Besondere Talente?“
    „Ballett. Die ist so biegsam, dass sie sich mit dem kleinen Zeh die Nase putzen kann.“
    Ich nahm die Fotos aus meiner Tasche, Bertha schaute mich an, als wäre ich ein Schwein. Ich konnte diesen Verdacht aber zerstreuen und sagte: „Mein Interesse ist rein beruflich. Ist das die hier?“
    „Ja. Sie war der neue Liebling vom Herrn Doktor, weil sie so sportlich ist. Der hat nämlich einen Tick, müssen sie wissen, dass die Leute sportlich sein sollen, das steht bei ihm ganz weit oben auf der Wunschliste, und jetzt fesseln Sie mich bitte wieder, die soll mich ja gefesselt und ohnmächtig finden und die Polizei anrufen!“
    Ich fragte: „War das der Plan?“
    „Ja!“
    Manche Leute hatten einen Plan, andere nicht. Bertha hatte ohne Zweifel einen, und sie hatte noch dazu die Nerven, ihn auch durchzuführen. Das war ja das Wichtigste bei einem Plan. Sie hielt mir also die Flossen hin, aber ich schlug ihr vor, dass ich ihr die Hände nun hinter dem Rücken fesselte, denn: „Da sind dann von der Versicherung gleich ein paar Tausender mehr drinnen, wenn es richtig echt aussieht, was meinen Sie.“
    „Okay!“
    „Und falls Ihre Jüngste doch irgendwann mal ins Berufsleben einsteigen möchte – in Rockin’ Ronnies Texas Tabledance suchen sie immer Mädchen mit Talent.“
    „Sie meinen so Stangentänzerinnen, die mit dem Arsch wackeln?
    „Ja genau.“
    „Besser als Klo putzen, ich sag’s ihr.“
    Dann zog ich ihr hinten die Schnur zurecht und steckte ihr den Knebel wieder in den Mund, diesmal richtig deep-throat-mäßig, sodass sie

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