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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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verschwinden. Er hörte sich an wie eine verdammte Oma, die noch einmal ihre Enkel um sich scharen wollte, und zwar alle. Nur wusste Oma Lemmy nicht genau, wie viele kleine Kinderlein da draußen überhaupt von ihm waren, und wenn man ihn sich jetzt so ansah, dann konnte man nur hoffen, dass es nicht allzu viele waren.
    Sein prämierter Samen wurde jedenfalls in die ganze Welt verteilt, angeblich standen sogar lesbische, schwerreiche, chinesische Stahlwerkbesitzerinnen, die unbedingt einen weißen Europäer als Vater für ihr Wunderkind haben wollten, um ihn Schlange, ebenso wie aufstrebende Inderinnen, deren Ehemänner wegen der ganzen verdammten Umweltverschmutzung dort nichts mehr im Sack hatten. Sie alle ließen sich einen echten Lemmy einpflanzen, und wohin das auf dieser Welt noch führte, das würde man erst noch sehen. Konnte ja sein, dass ein Weltenretter dabei herauskäme. Konnte aber auch das genaue Gegenteil passieren.
    Manchmal schaute ich selbst, ob ich auf der Straße eines von seinen Kindern erkannte. Wenn es dürr und ausgemergelt war und auf einer Brücke herumsaß und bettelte, dann war die Chance nicht schlecht; und wenn es Dope in der Schule vercheckte, und zwar in der Volksschule, dann konnte man schon mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass Lemmy der Vater war.
    Ich sagte zu Ku: „Warum bringst du Zauberer ihn nicht mal dazu, eine richtig zu schwängern, dann weiß er immerhin, wie sich das anfühlt und wo sein Kind ist.“
    Ku sagte: „Gute Idee. Aber wen?“
    ***
    Er lachte dreckig und griff in seine Manteltasche, dann hielt er plötzlich ein Foto in der Hand und sagte mit müden Augen: „Siehst du, deswegen bin ich eigentlich hier, jetzt fällt’s mir nämlich wieder ein!“
    Ich hatte ihn ja mittlerweile im Verdacht, dass er wegen Erbschleicherei hier war.
    Er nahm mich zur Seite, bot mir schottische Brühe an und gab mir das Foto, er sagte: „Das ist Maxi.“
    Nun war ich von diesen ganzen verrückten Geschichten um mich herum schon so am Ende mit den Nerven, dass ich die schottische Brühe alleine soff, und dann wusste ich gar nicht mehr so recht, wo mir der Schädel stand. Ich starrte das Foto eine Weile an, und dann sah ich darauf plötzlich echt Lemmy!
    Ich sagte zu Ku: „Sie sieht aus wie Lemmy, nicht wahr?“
    Er sagte: „Nein, Rock, das bildest du dir ein, weil du auf Lemmys Geschichte konditioniert bist. Schau sie dir bitte genauer an!“
    Als wäre ich der Nächste, der auf seiner Couch Platz nehmen müsste, so redete er mit mir. Wie einen Idioten fragte er mich: „Siehst du denn nicht, wem sie wirklich ähnlich sieht?“
    Ich schaute sie mir noch mal genauer an, und jetzt sah ich endlich, wem sie wirklich ähnlich sah – diesem verdammten Ronnie!
    Und zwar nicht ungefähr, sondern eins zu eins, sie war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten, und jetzt fiel mir wieder ein, dass ich mir das ja schon in diesem Leichenschauhaus in Bratislava gedacht hatte. Triumphierend sagte ich: „Sie sieht aus wie Ronnie!“
    „Und weißt du auch, warum?“
    „Nein, erzähl!“
    „Ich hab doch schon erwähnt, dass sich diese Gerda heimlich für einen Samenspender entschloss, nicht wahr? Aber leider entschloss sie sich nicht für Lemmy, sondern für ihren Bruder Ronnie, und hier wird die Sache ein bisschen ungesetzlich.“
    Mir kam schon ein Teil der Galle hoch, als ich fragte: „Hat das Schwein sie gefickt, oder was?“
    „Nein, gefickt hat er sie nicht, nur gespendet. Aber was dabei herauskommt, wenn Geschwister sich gegenseitig besamen, das kennen wir ja aus der Literatur, den bildenden Künsten und den Übertragungen von Königshäuserhochzeiten im Fernsehen, Inzucht ist nämlich auch in höchsten Kreisen weit verbreitet, und es sind dann selten die schönsten und besten Exemplare, die über die Erde wandern. Auch das Produkt dieser Liebe war also kein Goldstück, wie es bei Karlsson vom Dach – meiner Lieblingskindergeschichte – über Kinder heißt, sondern … nun ja … auch keine Missgeburt, aber halt auch nicht das Gegenteil. Tut mir leid, aber so ist das nun mal.“
    „Hättest du mir nicht früher sagen sollen, dass ich seine leibliche Tochter suche?“
    „Tut mir leid, ich hab’s vergessen.“
    Mir schien, er ging ein bisschen schlampig mit diesen Informationen über seine Patienten um, so als würde er seinen Job nicht ganz ernst nehmen, oder als würde er ihm über den Kopf wachsen. Ich sagte: „In Zukunft vergiss nicht so viel, können wir uns darauf

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