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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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großer Sorge, denn darauf stand Nussknacker, und das sagte mir rein gar nichts. Auf dem Umschlag sah man ein Mädchen in Strumpfhosen, das sich den Fuß bis über das Ohr hinauf halten konnte, was sicher sehr weh tun musste, und dieses Mädchen war Olga.
    Da fiel mir wieder ein, dass Ronnies Mutter selig ja Tänzerin gewesen war, und das bis zu dem Tag, an dem er zur Welt gekommen war. Die Schwangerschaft mit ihm hatte ihr Leben zerstört, was sie Ronnie anlastete. Ich fragte also bestürzt: „Geht es denn hier um Ballett?“
    Die Schwester sagte: „Keine Ahnung, worum es letztlich geht, aber in diesem speziellen Fall ging es um eine Nussknacker- Aufführung hier an der Schule. Wenn ich mal in der Hölle bin, dann will ich den Topf umrühren dürfen, in dem diese Eltern alle drinstecken. Die bilden sich ja ein, dass ihre Brut ab Geburt schon alles können muss, auch Ballett und Flöte, manche hätten wohl lieber einen Pokal zu Hause, den sie jeden Tag putzen können, als ein Kind. Jedenfalls haben sie uns gezwungen, für ihre süßen Mädchen Ballett anzubieten, und darum gibt es heuer zu Weihnachten eben Ballett, eingeübt von einer externen Lehrerin, da wir hier von der Nonnenfraktion ja nur ganz selten Ballett tanzen, wir können dafür andere Sachen, Beten und Fasten. Aber wer fastet heute noch?“
    „Ich nicht.“
    „Diese Veranstaltungen vor Weihnachten sorgten regelmäßig für böses Blut, denn es können immer nur die wenigen Auserwählten mitmachen, in der Regel sollten es die Besten sein, aber wenn man 13 Jahre alt ist, im Schnitzelparadies aufwächst und noch nie Ballett getanzt hat, dann wird das halt schwierig mit Nurejew und so.“
    Ich blätterte schnell zur Mitte des Programmhefts, dort musste ja der Centerfold sein wie normalerweise beim Playboy auch, und richtig.
    Da sah ich nun tatsächlich einige Kühe, die eigentlich alle in den Stall gehörten und nicht auf die Bühne. Solche Beine hatte Guttmann auch, aber er wäre nie auf die Idee gekommen, den Nussknacker zu tanzen. Ich fragte: „Es hätte also auch Maxi tanzen können, wenn ihre Eltern entsprechend dafür gelöhnt hätten?“
    „Ja, aber für die schämten sie sich, denn die brachte ihnen bisher wenig Ruhm und Ansehen, also war sie ihnen keinen müden Cent Bestechungsgeld wert. Bei Olga andererseits war klar, dass sie mitmachen muss, da sie der einzige von der Natur gesegnete Ballettstar in diesem Hühnerhaufen ist. Für die Familie von Hagen-Nyilasi schien somit endlich der Tag in greifbarer Nähe, an dem die anderen Eltern sie beneiden müssten um ihre Tochter, und sei sie nur adoptiert. Aber nun sind sie ja alle verschwunden oder tot, wie Sie sagen, und uns Katholiken bleibt dann wieder nur der Glaube, dass es da drüben hinter den Wolken mal besser wird.“
    Ich fragte: „Und glauben Sie daran?“
    Sie sagte: „Ehrlich gesagt möchte ich lieber hier bleiben.“
    Da entdeckte ich die Geschenke, die neben ihrem Tisch standen und die wohl für ihre Schwestern im Herrn bestimmt waren. Sie hatte alles bestellt, was Beate Uhse in den letzten Jahrzehnten erfunden hat, da kaufte bestimmt keine Anfängerin ein, wahrscheinlich hatte sie die Platin-Treuekarte, die sie nicht zu selten einsetzte. In einem Schächtelchen, auf dem „Mechthild“ draufstand, lag ein gewaltiger Dildo, wahrlich ein guter Grund, gerne in dieser Welt zu leben. Sie erkannte meine freudigen Gedanken und sagte: „Sie hat noch ein paar mächtigere Waffen in ihrer Kammer liegen als die, mit der unser Herr Jesus Christus in den Kampf zog, glauben Sie mir, mit ihrer Jungfräulichkeit ist es nicht weit her!“
    Ich hätte sie nun um die Telefonnummer von Mechthild bitten können, aber wenn dieser Herr Jesus Christus sie in der Pole-Dance-Bar sehen wollte, dann würde sie ihren Weg zu uns auch so finden, ich fragte lieber: „Haben Sie denn noch Karten für dieses Ballett übrig, die von Hagen-Nyilasis brauchen ihre ja jetzt nicht mehr, oder?“
    Ich dachte nämlich an Guttmann, der vielleicht Jolanda einladen könnte, um ihr zu zeigen, dass er nicht nur ein grober Klotz war, sondern auch ein Freund des Guten, Schönen und Wahren.
    Die Schwester Oberin fragte: „Erste Reihe?“
    Ich fand, erste Reihe war perfekt. Denn dort konnte er auch die Füße ausstrecken, wenn ihn die Venen schmerzten.
    ***
    Es war dann unmöglich herauszufinden, wann und wo Maxi das letzte Mal von wem in der Schule gesehen worden war, sie hatte hier keine Freunde, niemand interessierte sich für

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