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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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sie, ihr Leben war einsamer als das von Lemmy, denn der hatte ja mich. Das bewies mir auch, dass sie Ronnie angelogen und das ganze Gras alleine geraucht hatte, anstatt es weiterzuverkaufen, und das war eine ganze Menge Gras, soweit er mir das schilderte. Tatsächlich bestätigte die Schwester Oberin, dass sie oft „abwesend“, „verträumt“ und „schläfrig“ gewesen war, also auf dem besten Weg, so zu enden wie Lemmy.
    Außerdem: „Als diese Olga zur Familie kam, fing Maxi an, so schwarze düstere Lederkleidung zu tragen und Nietengürtel, und sie stach sich Ringe durch die Nase …“
    „… und ließ sich bei Ink Joe auf der Koppstraße eine fette Marienfigur in Strapsen und hohen Schuhen auf den Unterarm tätowieren, die im Gesicht aussah wie ihre Großmutter!“
    „Klassische Aufmerksamkeitsdefizitstörung. Übersetzt heißt das ja nur: Seht mal her, ich bin auch da! Aber es wollte trotzdem niemand etwas mit ihr zu tun haben, die Kinder sind da heute knallhart, die würden nicht mal mehr mit Jesus dem Herrn spielen wollen, wenn er nicht die Next-Superstar-Wahl gewinnen würde und in jedem Sack ein Handy hätte. Die in Rom werden sich da vielleicht mal etwas einfallen lassen müssen, wie wir die Leute glaubensmäßig bei der Stange halten sollen, nur mit Weihrauch und Myrrhe wird das nicht mehr gehen, haben Sie eigentlich vor, noch mal zu kommen?“
    Ich sagte: „Um Himmels willen, nein!!“
    Sie sagte: „Falls doch, nehmen Sie mir drei Packungen Ladyshaves mit?“
    „Ich werde dran denken.“
    ***
    Es war schon dunkel, als ich nach Hause kam, aber immer noch Nachmittag. Die meisten Leute saßen also in ihren Büros oder standen hinter der Werkbank, aber bei Lemmy unten im Quattro Stazzione roch es schon wieder nach dem Spezialtee, den er sich brühte, sobald er die warmen Socken aus dem Schrank holen musste, weil er wegen der Kälte immer Probleme mit seiner Blase kriegte. Und so tranken wir im Winter immer Spezialtee bei Lemmy, in dem wir dann den Schnaps warm machen konnten, das war das Gute an diesen Tee-Sessions, ein wirklich schöner Brauch.
    Wie Queen Mum und ihre Haushälterin hingen Lemmy und Ku also nun zum 5-Uhr-Tee herum und tranken schlückchenweise ihren Tee, und sie hatten auch noch Lemmys Spezial-Tabletten und ein wenig von dem Spezial-Speed, das ich ihm eigentlich erst zu Weihnachten hatte schenken wollen, vor sich auf dem Beistelltischchen ausgebreitet. Irgendwie musste diese Sackratte Lemmy tagsüber doch aktiv sein, ich stellte mir vor, wie er auf allen vieren in seinem Laden herumkroch und dann das Speed-Geschenk, das ich für ihn zwischen den Herren Bob Dylan und Bo Didley versteckt hatte, fand, und jetzt hatte er schon alles ausgepackt, weil er wie ein kleines unreifes Kind einfach nichts erwarten konnte, ich sagte: „Kannst du denn nichts erwarten?“
    Ku saß neben ihm, seine Augen waren geschwollen, seine Nase war gebrochen, er also auch. Was war eigentlich los auf der Welt? Bevor ich ihn das fragen konnte, winkte er ab: „He, ich will sicher nicht mit dir darüber reden und ich möchte, dass du diese Grenze, die ich zwischen uns ziehe, respektierst.“
    Nun starrte er die gewaltige Ausbuchtung in Lemmys Lederhose an, er deutete darauf, als wäre sie ein medizinisches Wunder, fassungslos sagte er: „Der steht ihm jetzt schon seit über vier Stunden!“
    Das hieß, dass Ku selbst jetzt schon wieder seit mindestens vier Stunden hier sein musste, und das machte mir allmählich ein wenig Sorgen.
    Bei der Art, wie er andere Leute in die seltsamsten Verträge hineinreden konnte, war es ja immerhin möglich, dass er sich nun an Lemmy heranmachte, indem er sein beeindruckendes temporäres Erektionsvermögen lobte, und dieser würde ihn dafür als Alleinerben einsetzen, schließlich hatte der Spinner mir einmal erzählt, dass man jeden Menschen mit Belohnung dazu kriegen kann, dass er alles für einen tut, „das nennt man operande Konditionierung“, hatte er gesagt. Und ich hätte dann die ganze Arbeit mit dem König der Samenspender gehabt, ihm den Sabber weggewischt, wenn wieder mal die Schnappatmung einsetzte, ihm Christbäume besorgt, damit er glücklich war, und mir sein Gejammer angehört, wenn er unglücklich war. Und der feine Herr Therapeut würde am Ende des Tages die Früchte ernten, nur weil Lemmy nach einer Prise Speed jetzt einen Dauerständer hatte.
    Lief es darauf hinaus?
    Ku, der Schlaue, merkte natürlich, dass ich ein kleines bisschen besorgt war. Er kam also

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