Dürre Beweise
eine Braut überhaupt auf die Idee, dass sie in einem Kloster besser aufgehoben wäre als an der Stange in Rockin’ Ronnies Texas Tabledance?
Sie begleitete mich den Gang hinunter zur Chefin, und weil das wirklich gut aussah, wie sie ihren Arsch bewegte, ging ich zunächst hinter ihr her. Nicht einmal ihre Ordenstracht störte mich, obwohl ich sie natürlich in diesem Moment ganz ohne Ordenstracht sah, mit dem inneren Auge.
Während wir dann nebeneinander hergingen, schwieg sie, und ich betrachtete in aller Ruhe ihre Brüste, die sich hoben und senkten. Dass niemals kleine Babys daran saugen würden, weil sie ja eine Nonne war – okay! Dass aber überhaupt niemand jemals daran saugen sollte, das sah ich irgendwie nicht ein. Sie flüsterte: „Ich weiß genau, was Sie denken, und ich weiß genau, wohin Sie mir starren, Sie Schlimmer.“ Und ich bestätigte: „Auf Ihr reines Herz.“
Wir erreichten die Tür des Direktorinnenzimmers und traten ein. Die Chefin sah aus wie eine wahre Lady, sie erinnerte mich an Sophia Loren, wenn die eine Nonne spielte. Unter ihrer Kutte hatte sie es sich in dem gut geheizten Zimmer schön eingerichtet, ich war mir sofort sicher, dass sie String trug, falls überhaupt. Sie wirkte so gar nicht, als wäre sie hier unglücklich, wovon man eigentlich ausgehen musste, wenn man hinter so dicken Mauern ganz ohne Mann lebte. Aber als die Schwester Mechthild mit ihrem schönen Arsch wieder hinauswackelte, schaute die Schwester Oberin ihr so lange genau dorthin, bis ihr die Nippel hart wurden, und ich verstand, warum sie hier so glücklich war. Sie sagte: „Was für ein Mädchen!“ Und ich sagte: „Oh ja.“
„Ich glaube aber nicht, dass sie die endgültigen Gelübde bei uns ablegen wird, es ist nicht Berufung, die sie hierhergeführt hat, sie steckt nur in einer tiefen persönlichen Krise.“
Ich dachte: Verdammt!
Ich hatte auch meine tiefen persönlichen Krisen gehabt, als ich jung gewesen war. Aber dann hatte ich mir einen Joint hineingezogen oder ein Bierchen, oder vier Tage lang durchgeschlafen, oder ein paar Mal kräftig gewichst, und dann war alles wieder im Lot gewesen. Aber nie im Leben wäre ich auf die Idee gekommen, wegen einer Krise in ein Kloster zu gehen! Ich fragte: „Was denn für eine Krise?“
Wie sich herausstellte, war die Katze der Mechthild gestorben, und die war ihr einziger Halt gewesen.
„Ihre Eltern waren libertinäre Kommunarden, und auf der Strecke blieb dabei wie so oft das Kind. Vor ein paar Wochen klopfte sie hier an und wollte aufgenommen werden, sie dachte sich wohl: Wenn ich schon keine Katze haben kann, dann nehme ich halt Jesus. Aber das ist keine Berufung!“
Mittlerweile hatte ich meinen Kubelka gelernt und wusste den wahren Grund ihrer Anwesenheit hier zu deuten: „Ein Akt der Rebellion, was?“
„Natürlich. Aber hätte ich sie wegschicken sollen, wo ich sie jetzt heimlich beim Duschen beobachten kann?“
„Um Gottes willen, nein!“
„Also, was führt Sie hierher?“
Ich wollte den Schwung unserer Unterhaltung nicht bremsen und zeigte der Schwester zunächst ein Foto von Olga, ich sagte: „Die hier würde ich gerne sprechen.“
Aber die war auch seit ein paar Tagen nicht mehr dagewesen, wie sich herausstellte, und nun war das Chaos perfekt.
Wir unterhielten uns dann über eine Familie von Toten, Schwerstkranken und Verschwundenen, und die Schwester Oberin machte dazu ein Gesicht, als würde ihr gleich ein Furunkel am Arsch aufbrechen. Immerhin wusste sie noch Folgendes zu berichten: „Die Familie von Hagen-Nyilasi hat die Adoption des Mädchens Olga beantragt, der Vater ließ per einstweiliger Verfügung sogar das bereits gedruckte Programmheft für die Weihnachtsaufführung wieder einstampfen, weil wir darin den Namen der jungen Dame ändern sollten. Der Antrag auf Adoption war aber noch gar nicht bewilligt, soviel ich weiß, gab es da ein paar Ungereimtheiten in seiner Vergangenheit, über die er uns aber nicht aufklären wollte.“
Ich hätte sie über die Ungereimtheiten in der Vergangenheit vom Herrn Doktor aufklären können, indem ich ihr den letzten Stuhlgang eines gewissen Lovegod im Detail schilderte oder den letzten Flug des Ikarus Tibor Fazekas hinein in die Windschutzscheibe eines Autos am Parkplatz der Schisprunganlage in Zakopane.
Aber sie schob mir nun das neue Programmheft herüber und wollte dafür ein Foto von Olga geschenkt, das ich ihr gerne gab.
Dann betrachtete ich das Programmheft, und zwar mit
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