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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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unter seiner Decke nach, um zu sehen, ob er immer noch so gut aufgestellt war wie gestern Abend – und verdammt, er war es! Ich wagte sogar eine Griffprobe, und was ich fühlte, war ein beeindruckendes Stück hartes Holz. In diesem einen Moment meines Lebens beneidete ich ihn, zwar nicht um die Größe, aber um die Dauer seiner Erektion, und ich hätte wirklich gerne gewusst, was genau er gestern alles genommen hatte. Und als könnte er fühlen, was ich dachte, öffnete er plötzlich mit einem triumphalen Grinsen die Augen.
    Ich sagte: „Bild dir nur nichts darauf ein! Wenn er wieder zusammenfällt, bleibt er für viele Jahre tot.“
    Damit wollte ich im Wesentlichen sagen, dass er einen schrumpeligen Blutschwanz hatte, der von Natur aus winzig war und nur durch die Zufuhr von Blut ein wenig an Größe gewann, während ich einen Knochenschwanz hatte, der von Natur aus groß war und dann durch die Zufuhr von Blut halt noch mächtiger wurde. Das waren insgesamt schöne Gedanken, bis sich Ku wieder einmischte: „Gott im Himmel, was seid ihr kindisch! Lasst uns ein Stück Papier nehmen und sie aufzeichnen, und dann entscheiden wir, wer den größten hat.“
    Und ich dachte: Du verdammter Angeber mit deiner schwarzen Wand auf Rädern!
    Dann bat ich Lemmy um ein paar schwere Brecher für Ku. Das Zeug für Bomberpiloten und Notfallärzte im 36-Stunden-Schichtbetrieb, das einen wochenlang nicht mehr schlafen ließ, sollte seine schwarze Wand ein bisschen zur Seite schieben, das war die Idee dahinter.
    Aber die Dinger vermochten an der Wand zunächst nicht einmal zu kratzen, nachdem er sie eingeworfen hatte, ich musste Ku also die Schuhe binden und ihm in den Mantel hineinhelfen, und als wir uns dann endlich zum Gehen bereit machten, gab ich Lemmy noch ein paar gute Tipps für den Tag mit auf die Couch: „Mach dich vielleicht mal schick, geh duschen, wasch dir die Haare und putz dir die Zähne. Es kann nämlich sein, dass demnächst eine heiße Biene zu dir auf Besuch kommt.“
    Ich hatte nämlich vor, die Biene Mayr über dieses medizinische Wunder zu informieren, das da in seiner Hose stand, und zwar sobald wie möglich, denn wer konnte schon wissen, wie lange er noch stand.
    Aber ein hochmütig leiser, tödlicher Furz war das Einzige, was Lemmy dazu einfiel. Ich blieb dabei: „Frauen stehen auf gewaschene Haare und geputzte Zähne, auch wenn du von beidem nicht mehr viel hast. Und ganz wichtig: Wenn es so weit ist, leg ‚Je t’aime‘ auf!“
    Lemmy bewegte sich jetzt ganz leicht, er legte die eine Hand unter die andere, auf die er seinen Kopf legte, und sagte leise: „Ich lege sicher nicht ‚Je t’aime‘ auf.“
    Dann fing er wieder an zu schnarchen, und der Sabber lief ihm aus dem Mund heraus. Ku schaute ihn voll Neid an, und sagte: „Scheiße, ich glaube, ich brauche mal dringend ein Sabbatical.“
    Ich sagte: „Wenn das was zu rauchen ist, dann will ich es auch haben!“
    ***
    Ku hatte dann noch immer keinen Schwung in seinen dünnen Ärmchen, als er mit mir die Treppe hinaufstieg und hinaus in einen neuen, abermals allzu kurzen Wintertag trat. Kaum bogen wir um die Ecke, krallte er sich ängstlich an mir fest und schrie: „Da!“
    Meine drei schwarzen Kumpels vom Räumdienst standen nämlich im Windfang vom Bio-Supermarkt und ließen die Schicht ruhig ausklingen, bei dem Bettel allerdings, den sie verdienten, konnte ihnen keiner verübeln, dass sie Arbeit nur im Gegenwert ihres Lohnes zurückgaben.
    Gerade was den Schnee anging, war das Wegräumen ihrer afrikanischen Meinung nach sowieso total sinnlos, denn wie sie die Erfahrung lehrte, fiel entweder immer wieder neuer Schnee drauf, oder er ging irgendwann wieder von selbst weg, also warum wegschaufeln?
    Einen Studienplatz in Psychologie würden sie mit dieser Einstellung vermutlich nicht mehr ergattern, aber was dabei herauskam, wenn einer Psychologie studierte, das sah man ja an Ku, der jetzt drei schwarze Jungs mit seiner schwarzen Wand verwechselte und sich fast in die Hose schiss, als sie ihm einen Schluck aus der Flasche anboten.
    Ich gab ihnen schließlich wieder was zu rauchen, und aus Dankbarkeit schaufelten sie mir den Datsun frei, was ein kleiner Hintergedanke von mir gewesen war; sie stellten sich dabei nicht einmal so ungeschickt an und brauchten kaum eine Stunde, dann shakten wir die Hände und sagten: Yo, man! Falls wir uns nicht mehr sehen – Merry Christmas!“
    Wenn wir alle Pfadfinder gewesen wären, dann hätten wir für heute unsere

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