Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
Vom Netzwerk:
dem erklärte mir Ku, wie er sie alle rumkriegte: „Du musst ihnen einfach immer das Gefühl geben, dass sie abgenommen haben. Das, und ‚Ich verstehe!‘ sagen, dann tun sie wirklich alles für dich.“
    „Und wann warst du das letzte Mal hier?“
    „Ich war noch nie hier.“
    Die Brecher von Lemmy begannen nun langsam zu wirken, denn Ku fand wieder zu alter Form zurück und starrte den ganzen niedlichen kleinen Schwestern, die mit uns im Lift hinauffuhren, nun auch dorthin, wo ich ihnen hinstarrte, und das hatte seine Gründe: Es gibt auf der ganzen Welt nämlich nichts Besseres als Krankenschwestern! Und darum überschwemmt uns die Pornoindustrie ja auch während eines ganzen Produktionsjahres völlig zu Recht mit immer neuen Nurse-Movies, von denen ich ein ganz großer Fan war, insbesondere von der „Worse Nurse“-Reihe, in der man medizinisch schlecht ausgebildete Krankenschwestern sehen konnte, die sich darum stritten, wer die Schlechteste im Fiebermessen, dafür aber die Beste im Befriedigen von Oberärzten war, und zwar meistens in einem stecken gebliebenen Lift!
    Ku hatte also schon wieder deutlich mehr Schwung in den Ärmchen, als wir den Gang hinuntergingen, dorthin, wo die ganz schweren Fälle lagen, und zwar ziemlich alleine und lieblos nebeneinandergeschlichtet, die wenigsten hatten noch etwas an, aber das war hier vermutlich schon ziemlich egal, ob man noch Wäsche trug oder nicht, das Leichentuch hing sowieso schon neben dem Bett.
    An allen möglichen Stellen hingen diesen Patienten Schläuche heraus oder führten irgendwo hinein, man wusste als normaler, gesunder Mensch ja gar nicht, wo die einem überall ein Loch hineinbohren und einen Schlauch hineinstecken konnten.
    Wir gingen sie alle der Reihe nach durch – Mann, Frau, Frau, Mann, Kind, und dann lag da endlich Gerda von Hagen-Nyilasi. Das stand jedenfalls auf der Tafel über ihrem Bett, erkannte hätte ich sie nicht, wegen all der Schläuche, und weil ich sie ja noch nie gesehen hatte.
    Ich sagte zu Ku: „Und jetzt, du Zauberer?“
    Er berührte sanft ihre Hand und sagte: „Sie ist warm. Das heißt, sie lebt.“
    Auch wenn sie weiß Gott nicht so aussah!
    Ich sagte: „Na immerhin!“
    Der Mund stand ihr weit offen, die Zunge hing ihr heraus, und mit weit aufgerissenen Augen starrte sie irgendwo hin, wo sie etwas sah, das kein anderer sehen konnte.
    Ku tätschelte ihre Hand und sagte dann sehr langsam zu ihr: „Können Sie vielleicht mit dem linken Augenlid zwinkern?“
    Aber sie machte keinen Mucks, zwinkerte nicht, und ließ auch auf andere Art und Weise nicht mit sich reden.
    Ich sagte „Tja“, und wollte schon in die Kantine zu den geilen Schwestern gehen, aber Ku unternahm noch einen Anlauf: „Können Sie mich wenigstens hören?“
    Da drückte sie scheinbar seine Hand, denn er schrie plötzlich: „Sie drückt meine Hand, Rock, sie versteht mich!“
    Hand drücken hieß also „Ja“.
    Als hätte er gerade die Glühbirne erfunden, drehte er beinahe durch vor Freude. Aber nun musste er den Modus noch justieren und herausfinden, auf welche gefinkelte Art sie „Nein“ sagte. Er entschloss sich, ihr eine Fangfrage zu stellen, nämlich die, ob ihr das Essen hier schmeckte. Als sie seine Hand nicht drückte, war im Grunde klar, wie es funktionieren könnte, und auch, dass sie nicht log, denn niemand würde auf die Frage nach dem Fraß hier mit „Ja, find ich wirklich lecker!“ antworten.
    Wir konnten das Verhör also beginnen, und Ku hatte sich gleich für den Anfang die eine, die größte und wichtigste Frage auf die Zunge gelegt, er atmete kräftig durch und sagte: „Haben Sie, Mutter Ihrer Tochter Maxi von Hagen, das Kind schändlicherweise umgebracht, weil sie Ihnen in Ihren hohen Ansprüchen nicht genügt hat und Sie sie deswegen einfach wegwerfen wollten wie ein Stück Dreck, nachdem Ihnen Ihre eigene Mutter, dieser Drache, ein Leben lang das Gefühl gegeben hatte, selbst nichts zu sein und nichts zu können, vor allem nicht Ballett …“
    Zwischenzeitlich dachte ich immer wieder kurz, er verliert den Faden, aber schlussendlich blieb er irgendwie in der Spur.
    „… und im Wissen, Samen vom eigenen Bruder empfangen zu haben und dadurch den eigenen Ehemann, der übrigens tot ist, über viele Jahre lang betrogen und hintergangen zu haben, was schlussendlich zu erdrückenden Schuldgefühlen bei Ihnen führte, aus denen Sie sich nur durch eine einzige Handlung befreien konnten …“
    „Jetzt mach mal einen

Weitere Kostenlose Bücher