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Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Titel: Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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überquerten die Holstenstraße. »Das da drüben sind übrigens die alten Salzspeicher.« Pia deutete hinüber, doch er achtete nicht darauf. Er fasste sie am Handgelenk, betrachtete den verletzten Finger. »Was hast du damit eigentlich angestellt?«
    »Mich hat ein Küchenmesser attackiert.«
    Er zog die Hand näher zu sich heran. »Ich könnte mich revanchieren und sie küssen. Dann ist alles sofort wieder gut.«
    »Du bist vielseitig talentiert, oder?«
    »Ist nicht der Rede wert.«
    Sie entzog ihm die verletzte Hand. »Diese Führung dauert nicht ewig!«
    Lessing sah pflichtschuldig über die Wasserfläche. »Also gut. Die Salzspeicher. Woher kam denn das Salz?«
    »Aus Lüneburg. Über die alte Salzstraße und später …« Sie drehte sich ihm zu.
    »Später?«
    Manchmal waren siebzig Zentimeter eine unüberwindliche Distanz. Manchmal auch nicht. Sie machten gleichzeitig einen Schritt aufeinander zu, sodass sie fast zusammenprallten. Das Licht einer Straßenlaterne fiel in sein Gesicht. Pia meinte den braunen Fleck in der grauen Iris seines linken Auges zu sehen, der ihr bei ihrer ersten Begegnung aufgefallen war.
    »Über den Stecknitz-Kanal.« Als sie sich küssten, spürte sie den gleichen Schwindel wie vorhin bei ihrem letzten Glas Rotwein. Sie hörte sich leise wimmern und zuckte zurück. Er zog sie fester zu sich heran. Es war richtig. Zumindest fühlte es sich richtig an.
    »Du musst noch das Gängeviertel kennenlernen«, sagte sie, als sich ihre Lippen einen Moment voneinander lösten. »Das gehört zwingend zu jedem Lübeck-Rundgang dazu.«
    »Muss das sein?«
    »Ja.« Sie lächelte. »Da wohne ich.«
    An den Weg zu sich nach Hause erinnerte Pia sich später kaum noch. Zwischen atemlosen Küssen und Umarmungen schafften sie es irgendwie die Treppe hinauf in ihre Wohnung. Kaum war die Wohnungstür hinter ihnen zugefallen, wollte sie Lessing wieder zu sich heranziehen. Er wich ein Stück zurück und sah sich um. Was sollte das jetzt? Musste er die ihm neue Umgebung erst einer schnellen Überprüfung unterziehen? Pia merkte, dass sie nicht warten, nicht zum Nachdenken kommen wollte. »Du willst doch nicht etwa noch einen Kaffee bei mir trinken?«
    »Was?« Lessings Mundwinkel zuckte. »Niemals!«
    Gott sei Dank, er hatte Humor! Ein One-Night-Stand mit einem Mann ohne Humor war eine Katastrophe. Er kam auf sie zu und zog sie an sich. Sie fühlte seinen Atem an ihrem Ohr, als er seine Hände unter ihr Top gleiten ließ. Pia zog ihm das Hemd aus der Hose, fuhr mit den Händen darunter, fühlte die warme, glatte Haut.
    »Jetzt kannst du ja mal nachschauen, ob du recht hattest«, flüsterte er.
    »Womit? Mit dem Tattoo?« Pia lächelte bei der Erinnerung daran, wie pikiert er auf ihre Mutmaßung reagiert hatte. »Ich lag bestimmt richtig damit. Und du warst ziemlich sauer deswegen.«
    »Im Gegenteil.« Lessing senkte den Kopf und küsste sie in die Halsbeuge. »Ich hab mich gleich gefragt, ob wir uns wohl mal so nahe kommen werden.«

23. Kapitel
    D as Mobiltelefon tanzte vibrierend über die Holzdielen. Benommen tastete Pia danach.
    »Gabler hier. Tut mir leid, dass ich so früh störe …«
    Pia sah zum Wecker hinüber. Ihre Augen brannten. Es war kurz nach vier. Sie war gerade erst eingeschlafen, und sie war nackt. Lessings Arm lag schwer auf ihrer Taille. Sein Atem ging langsam und gleichmäßig. Er hatte kaum gezuckt, als ihr Telefon zu klingeln begonnen hatte. Wahrscheinlich war er nur auf seinen eigenen Rufton konditioniert. Sie rutschte ein Stück von ihm weg und richtete sich auf. Die Luft im Zimmer war kalt, das machte sie etwas wacher. »Was ist los? Ist etwas passiert?«
    »Broders und Gerlach sind auf dem Weg zu dir. Wir haben gerade einen Anruf aus Düsterbruch erhalten.«
    »Ja?«
    »Enno von Alsen hat die Polizei alarmiert. Seine Tochter ist verschwunden.«
    »Und da sind wir gefragt?« Es war ihr egal, dass sie sich genervt anhörte. Sie sah auf Lessing hinunter. Jetzt aufzustehen und zur Arbeit zu fahren war das Letzte, was sie tun wollte. Ausgerechnet heute.
    »Ihr habt doch neulich erst mit Tizia von Alsen gesprochen, oder nicht?«, fragte Gabler.
    »Ja, Heinz Broders und ich.«
    »Es ist besser, wir kümmern uns gleich darum. In Anbetracht der besonderen Umstände …«
    »Tizia von Alsen ist ein rebellierender Teenager. Ist es da nicht etwas zu früh, alle in Alarmbereitschaft zu versetzen?«
    »Sie hat ihre Eltern angelogen, eine Tasche gepackt und ist seit dem frühen Abend

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