Düstere Schatten (Darian & Victoria #2) (German Edition)
war ihm verfallen.
Bei meinem letzten Ausflug in die Zukunft blieb ich auf der Lunar-Ebene stecken. Der Rat hatte die Petition ausgesprochen und ich konnte nicht mehr zurück. Ich sah die Zukunft immer schneller an mir vorbei ziehen, konnte Balthasars Plan bis ins kleinste Detail verfolgen.
Er war ein wahrer Meister darin, Wut zu streuen. Er wusste, wie er jeden Einzelnen zur dunklen Seite ziehen konnte. Es gab immer den einen Auslöser, der einem die Entscheidung zwischen Gut und Böse abnimmt. Und der Auslöser für die Auserwählte war der Verlust von Darian. Ich hoffte, während ich auf der Lunar-Ebene festsaß, dass auch die anderen Seher dies erkannt hatten. Doch meine Hoffnung erstarb, als ich nach meiner Rückkehr zusehen musste, wie Balthasar mit Darian verschwand.
Als mein wahres Ich den Vertretern der weißen Seite gegenübertrat, öffnete ich meine Gedanken und Erinnerungen für ihre Seher. »Ob es euch gefällt oder nicht: Wir müssen zusammenarbeiten.«
Verzweiflung
Victoria
»Er hatte genau das geplant? Diana erschien mir und hat mich vor den Lupinen gewarnt. Ich war ihr auf der Lunar-Ebene begegnet wie zuvor. Sie hatte mir gesagt, dass von Balthasar und Selena keine Gefahr ausgeht ...« Weiter kam ich nicht, als Tabea mich unterbrach.
»Das war keinesfalls die, für die du sie gehalten hast. Balthasar ist Meistertelepath. Er kann dir bewusste Erinnerung abzapfen und verfremden. Zeig es mir und ich werde es dir beweisen.«
Ich spulte die Erinnerung ab und Tabea rief »Stopp«, als ich Dianas Stimme hörte. Die Stimme klang beim ersten Wort anders als der Rest.
»Balthasar hat deine Erinnerung an diese Frau für sich arbeiten lassen. Er ließ dich glauben, du hättest Diana vor dir und dein Verstand hat ihr die Stimme verliehen und die Vorstellung komplettiert.«
Verblüfft sah ich sie an.
»So etwas geht?«, kam mir Aurelia mit ihrer Frage zuvor.
Tabea nickte. »Er ist ein Abgesandter der Dunkelheit. Täuschung ist sein Hauptgeschäft.«
Die Tränen kamen wieder. Noch heftiger als zuvor. Denn ich hatte endlich realisiert, was ich zuvor verdrängt hatte: Dass ich Darian niemals so schnell wiedersehen würde, wie er behauptet und ich ihm geglaubt hatte.
»Jetzt verstehe ich auch, was Darian mir versucht hatte zu erklären«, rief Aurelia aus.
»Wann hast du mit ihm gesprochen?«, fragte ich verwundert.
»Nicht gesprochen. Er hat es mir geschickt.« Sie deutete auf ihren Kopf. »Kurz vor dem Übertritt, als wir uns verabschiedet haben und er dir gesagt hat, dass er bald wieder bei dir sein würde.«
»Und was hat er dir gesagt?« Musste man ihr denn jedes Wort aus der Nase ziehen? Dachte sie etwa, uns würde es nicht interessieren? Sina nahm meine Hand und beruhigte mich.
»Schon gut. Er hatte mir nur den einen Satz gesandt: »Beschütze Victoria vor der Wut!« Ich wusste nicht, was er damit meinte. Aber jetzt wird mir alles klar. Er hatte seinen Vater durchschaut. Erinnerst du dich noch an die Prophezeiung von seinem Tod?«
Ich nickte düster. Das war damals mein erster bewusster Ausflug in die Zukunft gewesen. Ich hatte Darian sterben sehen und war daraufhin zu einer wilden Furie geworden.
»Genau das hatte ich Balthasar damals ebenfalls prophezeit!«, warf Tabea ein.
Erschrocken schauten wir sie an. Sie zuckte aber lediglich mit den Schultern.
»Er wusste also genau, wie er dich wütend machen kann«, stellte Sophia fest. Sie trat zu Aurelia und dem Rest der Truppe und debattierte mit ihnen.
Ich hörte den Rat im Hintergrund tuscheln. Sie berieten fleißig, wie sie sich schützen könnten. Wieso machten sie sich keinen einzigen Gedanken über Darians Rettung? Kümmerte es sie nicht? Nun konnte ich Tabeas Wut auf den Rat beinahe nachvollziehen.
»Es wird nicht so weit kommen!«, rief Aurelia empört. »Wir werden Darian finden.«
Irritiert sah ich sie an. Ich hatte den Verlauf des Gesprächs nicht mitbekommen. Zu sehr hatte ich mich über das Verhalten des Rates aufgeregt.
Aurelia zog mich an der Hand mit sich wie ein kleines Kind. Sina und auch Elric folgten uns. Tabea ebenfalls. Ihre Worte waren: »Ich werde euch helfen. Ich kann nicht zulassen, dass er gewinnt.«
Ich konnte dem nichts entgegensetzen. Die Tränen rollten unaufhörlich. Ständig sah ich Darian vor mir. Stets hatte ich seine letzten Worte an mich im Ohr. »Ich werde dich bald wieder im Arm halten können.« Beinahe lachte ich auf. Es war eine Lüge gewesen. Er hatte mich bewusst
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