Düstere Schatten (Darian & Victoria #2) (German Edition)
deutete auf einen mir unscheinbaren Pfad. »Der trägt das meiste Rot in sich.«
Ich konnte nichts Derartiges sehen. Aber ich vertraute auf die dunkle Gabe in ihr und begleitete sie den Lebenspfad entlang. Und wir lagen richtig. Tabea hatte Darian gefunden.
Entsetzen
Victoria
Wenn die anderen sich weigerten, mich bei der Suche nach Darian zu unterstützen, musste ich es wohl selbst in die Hand nehmen. Ich war froh, aus dem Gewölbe heraus zu kommen. Es war immer noch Nacht und ich konnte Kraft aus dem Mondlicht schöpfen. Ich atmete einige Male tief ein und ließ die Energie durch meinen Körper strömen. Dann rannte ich in den Garten. Vorbei an der Mondskulptur, die für alle Rituale verwendet wurde, direkt auf die Hecke zu. Ich schlüpfte hindurch und befand mich an unserem geheimen Ort wieder. Hierher hatte mich Darian bei unserem ersten Treffen geführt. Hier konnte ich in Ruhe nachdenken und fasste einen Entschluss: Ich würde ihn niemals für unser aller Zukunft opfern!
Ich setzte mich auf den mit dünnblättrigen kleinen Pflanzen übersäten Boden und schloss die Augen. Anschließend nahm ich meine Mondsteinkette in die Hand und konzentrierte mich so stark ich nur konnte auf Darian. Nebenbei befahl ich meinem Körper, im Hier und Jetzt zu bleiben, um nicht viel Zeit zu verlieren. Nahm man den Körper ein Stück auf die Reise mit, verginge die Zeit auch bei ihm und nicht nur auf der geistigen Zeitreise.
Immer weiter konzentrierte ich mich auf Darian. Doch das Bild von ihm verschmolz mit dem von Balthasar. Die Zeit glitt schneller und schneller an mir vorbei und ich sah ihn. Er saß wieder auf dem Thron in diesem prächtigen Thronsaal. Direkt neben mir. Das andere Ich war etwas älter, in Menschenjahren vielleicht zehn oder fünfzehn Jahre.
Balthasar beugte sich zu ihr hinüber und küsste sie. Sie freute sich darüber. Dann hauchte sie ihm die Worte zu, die mich wieder zurück in meinen Körper beförderten: »Ich bin so froh darüber, dass du mir die Entscheidung abgenommen und Darian getötet hast.«
»Nein!«
Ich schrie auf. So laut ich nur konnte. Mitten in die Stille der Nacht hinein. Ich wiederholte dieses eine Wort wieder und wieder, als könnte ich damit die Erinnerung an diese schreckliche Vision auslöschen. Ich schrie, bis sich meine Stimme verabschiedete und ich nur noch ein Krächzen zustande brachte. Hätte mich jemand in diesem Moment gesehen, hätte er mich für verrückt gehalten. Doch das war ich nicht.
Ich sah klarer als jemals zuvor in meinem Leben, als ich rein gar nichts mehr spürte.
Ich ließ von den Gefühlen los, spürte weder Angst noch Trauer, weder Liebe noch Hass. Ich hatte alles aus mir herausgeschrien.
In die mir so willkommene Leere schlich sich jedoch der Keim eines neuen Gefühls, das sich rasant in mir ausbreitete, immer weiter wuchs, bis es gewaltige Ausmaße annahm.
Ich fühlte wieder etwas.
Macht.
Verschwunden
Sofia
»Wir haben versprochen, sie nach der Mission wieder aufzunehmen.« Ich konnte mich nicht mehr beherrschen und wurde lauter, als ich beabsichtigt hatte. Aber hier ging es um meine Tochter, um meine Aurelia. Elouan war der Überzeugung, dass sie nicht mehr in den Rat gehörte, sofern sie weiterhin eigenmächtig handelte und Seite an Seite mit dieser schwarzen Frau agierte. Immerhin hatte Tabea mit ihrem Aufstand der Lupine gegen den Rat gehandelt und diesen stürzen wollen.
»Ich habe sie gesehen. Sie wurde von Balthasar beherrscht und zu all den Dingen gezwungen. Aus diesem Grund ist sie auch die beste Verbündete, die wir in diesem Kampf haben können. Keiner hasst Balthasar so sehr wie sie.«
»Soll das ein Trost sein? Aurelia hat sich seit ihrem Ruf ständig über Regeln hinweggesetzt. Aber dieses Mal ist sie zu weit gegangen. Und da wir ihr den Ratssitz nicht erst aberkennen müssen, ist die Entscheidung bereits getroffen.« Elouan sprach mit der Macht des Vorsitzenden. Sein Tonfall ließ keinen Spielraum für Widerworte.
Ich wollte es dennoch versuchen und holte schon Luft, als er mir einen harschen Blick zuwarf, der meine Worte im Keim ersticken ließ. Anstatt meines Einspruches kam nur Luft. Ich beruhigte mich etwas und fragte neutral: »Und wie soll es jetzt weiter gehen?«
Egal, in welche Richtung ich mich drehte: Keiner meiner Brüder und Schwestern hatte eine Antwort parat.
»Sofern ihr eine Lösung ersinnen könnt: Ich befinde mich auf meinem Zimmer.« Mit diesen Worten
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