Düstere Schatten (Darian & Victoria #2) (German Edition)
wieder unter. Der Mondschein gab unserer Unterkunft wieder eine andere Atmosphäre. Elric brachte uns etwas zu essen und zu trinken. Aber wir hatten keinen Bedarf. Zwischendurch nahm ich einen Schluck Quellwasser, das war ausreichend und schenkte mir die Kraft und Stärke, die ich brauchte, um Victoria beizustehen.
Die Sonne drängte am Horizont bereits gegen die schwarze Nacht an, als sich Victoria aus ihrer Erstarrung löste. Als sie mich ansah, sprachen ihre Augen Bände. »Danke«, versuchte sie den Sturm ihrer Emotionen in Worte zu packen.
Ich nickte nur still und zog sie erneut zu mir, um sie weiter festzuhalten. Erst jetzt machte ich mir Gedanken darüber, was hätte geschehen können. Was wird aus einer geketteten Fee, deren Schützling zur Dunkelheit überläuft? Die Verkettung ist eine Verbindung des Lichts, der weißen Magie. Sollte Victoria auf die dunkle Seite gleiten, wäre sie für die weiße Magie gestorben - und ich vermutlich mit ihr.
Schwarze Zukunft
Aurelia
»Wenn sie das sieht, werden wir sie verlieren«, sagte ich mutlos, nachdem wir wieder in mein Büro zurückgekehrt waren.
»Du bist Seherin. Du weißt, dass es nur eine mögliche Zukunft ist«, versuchte Tabea mich zu beruhigen.
»Aber ich sehe keine Möglichkeit, es zu verhindern. Bisher gab es immer eine Entscheidung, die man anders hätte treffen können. Oder eine andere Lösung des Problems. Aber wie sollten wir Balthasars Entscheidung ändern?«, fragte ich Tabea, die meine letzte Hoffnung jedoch gleich zunichtemachte:
»Das können wir nicht.«
Verloren
Victoria
Ich fühlte mich wieder normal. Sofern es in dieser Situation ein »normal« gab. Durch Sina hatte ich gespürt, dass ich Rückhalt hatte. Dass ich Freunde hatte, die zu mir stehen würden, egal was passiert war. Die Freundschaft nahm einen großen Teil des Platzes ein, der einmal Darians Liebe gehört hatte. Und doch blieben die Sehnsucht und die Trauer über den Verlust, die einen ständigen Kampf mit der Wut in meinem Inneren zur Folge hatten.
Ich wollte stark sein. Für meine Freunde, besonders für Sina. Für meine Mentorin. Für meine Zukunft.
Wir verließen das Versteck in der Hecke noch in dieser Nacht. Sina begleitete mich auf Darians Zimmer. Ich wollte nicht nach Hause. Der Zauber für meine Eltern behielt weiterhin Gültigkeit und daher gab es keinen Anlass, dort hinzugehen.
Ich legte mich in Darians Bett, das so herrlich vertraut roch. Ich kuschelte mich in das Kissen und sog seinen Duft ein.
»Willst du, dass ich bleibe?«, fragte mich Sina.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich denke, ich wäre gern alleine. Danke für alles.«
»Jederzeit wieder. Ich werde später noch einmal nach dir sehen, okay?«
Ich nickte und Sina verließ den Raum.
Kaum hatte ich meine Augen geschlossen, schlief ich ein. Im Traum versuchte mein Unterbewusstsein, eine Lösung zu finden und ich glitt in eine Vision. Ich sah Darian und erkannte, dass ich ihn für immer verloren hatte.
Wut
Aurelia
»Ihr habt sie allein gelassen?«, fragte ich schockiert.
»Sie wollte allein sein. Sie wollte etwas schlafen«, antwortete mir Sina.
»Und sich dabei auf die wildesten Visionen einlassen? Victoria ist Prophetin, auch wenn sie schläft. Ihr Bewusstsein mag sich halbwegs mit Darians Verlust abgefunden haben. Das gilt aber nicht für den Teil, den sie nicht beeinflussen kann. Ihr Unterbewusstsein wird einen Weg finden, ihre Fragen zu beantworten. Und es wird ihr nicht gefallen, wo Darian zu finden ist.« Tabea hatte die besten Worte dafür gefunden.
Sina machte große Augen und sah mich fragend an. Ich schüttelte den Kopf. »Wir haben keine Zeit dafür. Wir müssen nach Victoria sehen.«
Ich rannte aus dem Raum. Tabea stöhnte auf, als sie mir den Flur entlang hinterher hetzte. »Ich spüre die Dunkelheit. Den schwarzen Nebel. Er macht sich bereit.«
Als wir in Darians Zimmer traten, saß Victoria kerzengerade auf dem Bett. Sie war kreidebleich. Ihre Augen waren vor Schreck weit geöffnet.
»Ihr habt es bereits gesehen, oder? Wann hättet ihr es mir gesagt?«, schrie sie uns entgegen.
»Wenn du mit der Situation besser zurechtgekommen wärst. Du hättest es nicht auf diese Art erfahren sollen.« Ich versuchte, einen Beruhigungszauber zu ihr zu senden. Dieser prallte jedoch an einer Schutzblase ab. Beim Kontakt glomm sie rötlich auf.
»Ihr habt kein Recht dazu, zu entscheiden, was besser für mich
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