Duestere Verlockung
so stark, dass es fast vom Tisch fällt und ich schrecke auf aus meinen Gedanken, greife sofort nach ihm. Es ist tatsächlich David.
„Mein Fahrer holt dich heute um 15 Uhr bei dir zuhause ab. Schick mir deine Adresse. David“
Einige Sekunden starre ich auf die SMS. Das ist alles? Er sagt mir nicht, wo wir hinfahren? Rein gar nichts? Jetzt fühle ich mich noch etwas unsicherer als vorher, unsicherer und aufgeregter. Ich glaube nicht, dass ich mich bis heute Nachmittag noch auf irgendetwas konzentrieren kann. Bevor ich es mir noch anders überlegen kann, tippe ich meine Adresse in das Nachrichtenfenster meines Handys und schicke sie an David. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Sechs Stunden später sitze ich auf der Rückbank eines schicken silbernen Mercedes, ohne David. Der Fahrer hatte mich um Punkt 15Uhr abgeholt und hatte mir auf Nachfrage mitgeteilt, dass David dort, wo wir hinfahren, auf mich warten würde. Ich frage mich, was der Fahrer wohl von mir denkt. Dass ich eine von Davids hundert Geliebten bin? Oder gar, dass ich eine Prostituierte bin? Der Fahrer ist ein älterer Mann mit grauem Bart und schwarzem Anzug und wechselt auf der ganzen Fahrt kein einziges Wort mit mir. Er mustert mich nicht einmal im Rückspiegel. Ob er es wohl gewöhnt ist, ständig Frauen zu David zu kutschieren? Die Fahrt dauert nun schon um die zwanzig Minuten und aus dem Fenster habe ich sehen können, dass wir über die Brücke nach Jersey Manhattan verlassen haben. Wo um alles in der Welt würden David und ich uns treffen? Von all den möglichen Nobelhotels, Restaurants und Parks, in denen wir uns hätten treffen können, hatte David anscheinend nichts in Betracht gezogen. Ein unruhiges Gefühl stieg in mir hoch. Ich musste einfach mehr wissen.
„Entschuldigung... können Sie mir bitte sagen, wo wir hinfahren? David hat mir leider nichts darüber gesagt.“ frage ich höflich.
„Leider bin ich nicht autorisiert, Ihnen das mitzuteilen.“ Er antwortet wie ein Roboter, schaut mich noch immer nicht im Rückspiegel an. „In ungefähr zwanzig Minuten erreichen wir unser Ziel.“ fügt er hinzu. Genervt und enttäuscht lehne ich mich zurück. Ich frage ihn nicht nochmal. Er hat wohl einen Maulkorb von David verpasst bekommen, außerdem sind wir in zwanzig Minuten da. Diese wenigen Minuten werde ich in meiner Neugier wohl irgendwie überstehen können. Trotzdem kann ich meine Furcht nicht abstellen. Aus dem Fenster sehe ich Bäume, Weiden, kaum Häuser. Wir sind mittlerweile relativ weit entfernt von Manhattan und die Gegend hier ist viel ländlicher und ziemlich abgelegen. Ich werde irgendwo völlig allein sein mit einem Mann, den ich nicht einmal richtig kenne. Der mich auf eine seltsame Weise unglaublich fasziniert, der mir trotz allem aber fremd ist. Er kann theoretisch alles mit mir anstellen. Ich beschließe, vorsichtshalber Rachel eine SMS zu schicken, sobald wir ankommen. Ich will ihr eigentlich nicht die Wahrheit sagen, sehe aber keine andere Möglichkeit. Was, wenn doch etwas passiert. Niemand wird wissen, wo ich bin. Ich lehne mich zurück und versuche, mich zu entspannen, schließe die Augen für eine Weile. Wenig später merke ich, wie das Auto anhält. Ich öffne die Augen und schaue aus dem Fenster.
„South Mountain Reservation, State New Jersey“ lese ich auf einem Holzschild am Straßenrand. Ein Naturreservat. Ein Wald. Soll das ein Witz sein? Ich presse mein Gesicht gegen die Fensterscheibe, will sehen, ob irgendwo vielleicht ein Häuschen ist, in der David auf mich warten könnte. Doch da ist nichts, nur Bäume.
„Wir sind da.“ teilt mir der Fahrer mit. Na vielen Dank. Als ob ich das nicht selber wüsste.
„Und wo ist David?“
„Ich weiß es nicht. Er hat mir nur mitgeteilt, dass ich sie hier absetzen soll.“
Während ich geistesgegenwärtig eine SMS mit den Worten „Bin mit David Parker im South Mountain Reservation“ schicke überlege ich fieberhaft, ob ich überhaupt aussteigen soll. Die Furcht schlägt mir auf den Bauch, ich habe das Gefühl, ich hätte heute zu viel gegessen, so schmerzt er. Mein Herz klopft mir bis zum Hals.
„Was ist nun?“ fragt mich der Fahrer genervt. Zum ersten Mal sieht er mich im Rückspiegel direkt an. Was soll’s. Jetzt bin ich schon hier. Meine Furcht und Aufregung ist wahrscheinlich lächerlich und total unbegründet. Und ich will vor David nicht als kleines Mädchen oder als Angsthase dastehen. Ich öffne
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