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Duestere Verlockung

Duestere Verlockung

Titel: Duestere Verlockung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Veel
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langsam die Autotür und steige aus. Es ist schon Frühling, aber warm kommt es mir gar nicht vor. Ich ziehe meinen grünen Wollschal etwas enger und drehe mich zum Fahrer und rufe ihm ein „Danke“ zu, woraufhin er mir kurz zunickt und sofort den Motor startet. Da stehe ich nun, allein am Eingang des South Mountain Reservation, von David keine Spur. Mein Handy klingelt. Hektisch fische ich es aus meiner Jackentasche. Es ist- wie könnte es auch anders sein- David.
     
    „Wo bist du?“ frage ich nervös. Nicht einmal hallo sage ich.
     
    „Ich bin an einem der anderen Eingänge des South Mountain Reservations, nur wenige Kilometer von dir entfernt. Ich habe eine kleine Herausforderung für dich. Finde mich, bevor ich dich finde. Wir beide gehen los, folgen dem Schild, welches zum ‚Campbell Pond‘ verweist. Du musst nicht auf dem Hauptpfad bleiben, aber folge immer dem Schild. Halte dich hinter Bäumen und Sträuchern, versteck dich, damit ich dich nicht zuerst sehe. Finde ich dich zuerst, darf ich mit dir machen, was ich will. Findest du mich zuerst, gilt dasselbe für dich.“
     
    „Was, wenn wir uns gleichzeitig sehen?“
     
    „Dann darfst ebenfalls du die Regeln vorgeben.“
     
    Ich schweige. Wie kann er so sicher sein, dass er mich zuerst findet? Hat er das schon öfters gemacht oder hat er irgendeinen Trick? Oder denkt er einfach nur ich bin furchtbar im Verstecken? Ich habe noch sicherlich tausend Fragen, will ihn fragen was zur Hölle wir hier eigentlich machen, warum wir nicht einfach in einem schönen Hotel miteinander schlafen können. Aber er hat gesagt dass er mir Dinge bieten wird, die ich noch bei keinem anderen Mann erlebt habe. Vielleicht ist es also einfach etwas, das ich tun muss. Und neben meiner Angst, die immer noch nicht aus meinem Magen verschwunden ist, merke ich nun auch die Neugier und positive Aufregung, die in mir aufsteigt.
     
    „Es geht los.“ höre ich David sagen. Dann legt er auf. Ich schlucke, stecke ich mein Handy weg und fange an, tiefer in den Wald hinein zu gehen.
     
     
     
    KAPITEL 9
     
    Am liebsten würde ich mich einfach auf den Boden setzen, meinen Kopf in die Hände stützen, oder mich gleich hinlegen. Am liebsten würde ich aufgeben. Seit einer halben Stunde laufe ich nun schon durch den Wald, folge dem Schild zum „Campbell Pond“, laufe so geduckt, dass mir mittlerweile der Rücken wehtut. So habe ich mir das Ganze nicht vorgestellt. David verlangt körperliche Anstrengung und sogar Schmerz von mir und dabei habe ich ihn noch nicht einmal gefunden. Ich bin drauf und dran, einfach zurück zu gehen, ein Taxi zu rufen und nach Hause zu fahren. Oder zumindest David anzurufen und ihm zu sagen, dass mich sein Spielchen kaputt macht. Trotz allem schlägt mir das Herz bis zum Hals, jeden Moment fürchte ich, dass David mich zuerst sieht. Ich bin hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, ihn endlich zu sehen und dem Spielchen ein Ende zu machen und der Furcht, dass er mich zuerst findet und er mit mir macht, was er will. Und wer weiss, was das alles sein könnte. Irgendetwas in mir findet sein Spielchen und die Vorstellung, mit ihm zu schlafen, aber anscheinend so aufregend, dass ich doch nicht zurück gehe und ihn auch nicht anrufe. Trotz Schmerzen und Erschöpfung gehe ich weiter geduckt durch den Wald, verstecke mich hinter den Bäumen, fühle mich albern und aufgeregt zugleich.
     
    Ich höre etwas. Es klingt wie ein Knistern, als ob etwas oder jemand auf ein paar trockene Äste auf dem Waldboden getreten ist. Ich halte inne, drücke mich fest an den Baum, hinter dem ich mich einige Sekunden versteckt habe. Oh Gott. Mein schlägt so laut dass ich glaube, jeder in einem Umkreis von zehn Metern müsse es hören. Da ist es wieder, dieses Knistern. Ich halte die Luft an, habe Angst, dass selbst mein Atem Geräusche erzeugt. Was mache ich jetzt bloss? Ich traue mich nicht, meinen Kopf in Richtung des Geräuschs zu drehen, zu sehr fürchte ich, dass David direkt vor mir stehen könnte. Wie albern bin ich eigentlich? Wovor habe ich eigentlich Angst? Ich laufe nicht weg vor einem Mörder oder einem Löwen, ich spiele nur Verstecken mit einem Mann, der anscheinend genau weiss, wie er mich verrückt machen kann. Und ich muss zugeben, so etwas habe ich tatsächlich noch nie erlebt. Aber ich bin nicht sicher, ob man das positiv sehen kann oder nicht. Der Wald ist wieder völlig still, ich höre nichts ausser den Blättern der Bäume, die leicht vom Wind bewegt werden.

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