Duestere Verlockung
Champagner, das Essen, die Waldhütte selbst. Wollte er mich nur beeindrucken oder steckte da etwas anderes dahinter? Immerhin hatte er mir seit unserem Treffen immer mal wieder geschrieben, gefragt, was ich so mache. Nach einem weiteren Treffen hatte er allerdings nicht gefragt. Egal was es war, ich muss es vergessen. Wir beide haben zugestimmt, ein einziges Mal Sex miteinander zu haben und er hatte mir bereits mehrmals zu verstehen gegeben, dass er an festen Bindungen nicht interessiert war. Oh Gott, denke ich jetzt sogar schon an eine feste Bindung? Gerade fühle ich mich wie eine verwirrte 14-Jährige. Schnell an etwas anderes denken. Mein Interview. Am Montag hatte man mich tatsächlich angerufen um ein Vorstellungsgespräch zu vereinbaren. Es handelt sich um ein mittelgroßes IT-Unternehmen, die eine Stelle im Bereich Marketing und Sales ausgeschrieben haben. Natürlich hatte ich sofort ja gesagt und bereits heute habe ich um fünf Uhr nachmittags mein Interview. Wie immer geht mir die eine Frage durch den Kopf: Was, wenn ich die Stelle nicht bekomme? Dabei kenne ich die Antwort bereits. Eine weitere Absage bedeutet ein weiterer Schritt in Richtung Flugzeug nach England. Sofort meldet sich eine schrille Stimme in meinem Hinterkopf: Und was ist mit dem Visum durch Heirat? Und schon ist David wieder in meinen Gedanken. Ja, wir haben miteinander geschlafen. Ich habe trotzdem nicht vor, ihn wegen eines Visums zu heiraten. Denke ich. Ich bin mir absolut sicher, dass ich mit ihm geschlafen habe, weil ich mit ihm schlafen wollte und nicht, um ein Visum zu bekommen. Worüber ich mir momentan allerdings alles andere als sicher bin ist was ich tun würde, wenn er das Thema Heirat für das Visum wieder aufgreift. Ich selbst würde ihn nicht wieder danach fragen. Aber wenn er es tut? Vielleicht mache ich mir aber auch einfach etwas vor. Ich bin immer noch davon überzeugt, dass ich eines Tages eine Heirat aus Liebe will, mein Ehemann soll mich um meiner willen heiraten und nicht, weil wir einen bescheuerten Vertrag abgeschlossen haben. Und wenn David mich doch heiratet weil er etwas für mich empfindet? Es reicht. Wieder sehe ich ein, dass ich den Gedanken an ihn verdrängen muss. Vielleicht hilft da eine kalte Dusche.
„Um Himmels Willen Emily, war deine SMS am Sonntag dein Ernst? Du hast dich wirklich mit David Parker getroffen?“
Rachels Stimme zieht Davids Namen so in die Länge, dass es sich anhört als würde sie von meinem Treffen mit einem Rockstar sprechen. Meine Güte, für wenige Tage habe ich doch vergessen, wie anstrengend Rachel sein kann. Gerade habe ich meine schicke eierschalenfarbene Satinbluse zugeknöpft, da steht Rachel bereits im Türrahmen, auf dem Rücken ein riesiger pinker Rucksack. Nicht einmal anklopfen kann sie.
„Wo warst du denn?“ übergehe ich ihre Frage. Fast schon bereue ich, ihr am Sonntag gesagt zu haben, wo ich hingehe. Die Geschichte war natürlich ein gefundenes Fressen für meine Klatsch und Tratsch-verrückte Mitbewohnerin. Seit Tagen hatte ich sie nicht gesehen und war ziemlich froh gewesen, nicht von ihr mit tausend Fragen gelächert werden zu müssen. Das war nun erst einmal vorbei. Mit einem Ruck schmeisst sie ihren Rucksack nun hinter sich und setzt sich uneingeladen auf mein Bett.
„Hab mich mit Brian getroffen. Paar Tage bei ihm verbracht. Ist doch egal. Ich will jetzt erst mal hören, was bei dir los ist.“ Dabei hebt sie den Finger fast drohend, als wäre sie meine Mutter die mich zum Aufräumen meines Zimmers zwingen will.
„Brian? Der Typ aus der Bar? Wird das was Ernstes zwischen euch Beiden?“ Wieder übergehe ich das Thema David. Nun grinst Rachel wie ein Schulmädchen, das vom Lehrer gelobt worden ist.
„Ja. Keine Ahnung. Er ist einfach unglaublich. Ich glaube, ich bin ziemlich verknallt. Und er ist der bestaussehendste Typ, den ich je gesehen habe.“
Warum musste sie bloss immer so übertreiben. Und was ist mit David? Er sieht tausend Mal besser aus. David. Schon wieder David.
„Und du? Warum um alles in der Welt hast du dich mit David Parker getroffen? Was ist passiert?“ Jetzt musste ich wohl doch mit der Sprache rausrücken. Jedoch beschließe ich, die Geschichte ein wenig anzupassen. Rachel muss nicht alles wissen.
„Er hat mich immer wieder gefragt, ob ich mich mit ihm treffen will. Also hab ich ja gesagt.“
„Und? War das ein richtiges Date?“
„Naja.“ sage ich so gelangweilt wie
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