Duestere Verlockung
okay.“
David lacht kurz auf und fährt dann mit seiner Geschichte fort. Kann ich einfach so weitermachen? Kann ich mich weiterhin mit ihm treffen, mit ihm schlafen, obwohl ich anscheinend in ihn verliebt bin? Kann ich danach so tun, als wäre nichts anders und einfach ganz normal mit meinem Leben weitermachen? Kann ich in wenigen Wochen das Land verlassen obwohl ich diese eine Sache auf dem Herzen habe? Kann ich? Ich glaube nicht, dass ich es kann. Für mich ist es nicht einfach nur Sex. Und besser, ich gestehe mir das jetzt ein, als wenn es zu spät ist. Für mich ist es weit mehr als das. Und ich kann nicht so weitermachen, als wäre alles beim alten. Ich muss ihn fragen, wie er darüber denkt.
„Wir müssen reden.“ falle ich ihm ins Wort. Überrascht sieht er mich an.
„Doch nicht alles okay?“
„Nein... ich weiss es nicht. Ich will ehrlich mit dir sein.“ sage ich und schlucke, wissend, dass ich ihm jetzt tatsächlich die Wahrheit sagen werde. In meinem Hals steckt ein so dicker Kloß dass ich glaube, ersticken zu müssen. „Ich wusste von Anfang an, worauf ich mich einlasse. Sex ohne Hintergedanken. Einfach nur Sex. Und ich war mir sicher, das ist kein Problem für mich. Ich wollte ja nicht einmal das, was du mir dafür anbieten wolltest, eine Heirat für mein Visum. Ich wollte auch nur mit dir schlafen. Aber irgendwie ist es anders gekommen. Ich glaube, ich kann nicht nur noch eine Affäre in dem sehen, was wir sind. Ich erwische mich ständig dabei mir vorzustellen wie es wäre, naja, mehr mit dir zu teilen als das.“
Kurz halte ich inne und sehe David an. Er sieht mich an mit einem Blick aus Verwirrtheit, Überraschung und Neugier, sagt aber kein Wort. Ich räuspere mich kurz.
„Was ich meine ist, ich glaube ich habe Gefühle für dich.“
Nun ist es raus. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Er weiss nun, was ich für ihn empfinde. Doch statt etwas zu sagen, irgendetwas, starrt er mich nur an als hätte ich ihm gerade vom Weihnachtsmann erzählt. Dann löst er sich aus seiner Starre und nimmt einen Schluck aus der Flasche Wein, wischt dann seinen Mund ab und blickt mich ernst an.
„Emily, ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich nicht auf der Suche nach einer Beziehung oder so etwas in der Art bin. Alles, was ich wollte und will, ist pure Leidenschaft. Ich habe dir nie etwas vorgegaukelt, ich war von Anfang an offen und ehrlich zu dir. Daher fehlen mir jetzt ehrlich gesagt etwas die Worte.“
Mein Herz sinkt so tief, dass es wie ein tonnenschwerer Stein in meinem Magen zu liegen scheint. Am liebsten würde ich im Erdboden versinken. Nicht aus Scham, sondern aus Enttäuschung. Aber was hatte ich auch erwartet? Dass David mir um den Hals fällt und mir sagt, dass er auch unsterblich in mich verliebt ist und wir ein Paar werden sollten? Was hatte ich mir bloss dabei gedacht? Ich fühle mich wie ein absoluter Idiot. Immerhin weiss ich nun, wie die Realität aussieht.
„Ich weiss.“ flüstere ich und merke, wie mir die Tränen hochkommen. Er darf mich nicht weinen sehen, auf keinen Fall. Schnell stehe ich auf, nicke ihm kurz zu, drehe mich um und gehe los, schnellen Schrittes, ohne genau zu wissen wohin. Ich will einfach nur weg. Er ruft mir nicht hinterher, versucht nicht, mich aufzuhalten.
KAPITEL 15
„Emily!“ schreit Adam als er mich sieht, rennt auf mich zu und fällt mir um den Hals, packt mich dann an beiden Hüften und wirft mich anstrengungslos hoch wie ein kleines Baby. Adam, endlich ist er hier! Adam ist mein bester Freund aus England, wir sind befreundet seit wir fünf Jahre alt sind, er ist im Nachbarhaus aufgewachsen und kennt mich wahrscheinlich besser als meine eigenen Eltern. Wir waren zusammen zur Schule gegangen und hatten alles miteinander geteilt, von Wasserpistolen, über Schulbücher bis hin zu Geschichten über Dates, die wir hatten. Adam ist der lebende Beweis dafür, dass Freundschaften zwischen Männern und Frauen funktionieren können, zumindest unter bestimmten Umständen. Wir kannten uns einfach zu lange, um uns gegenseitig irgendwie sexuell zu finden. Adam war und ist für mich wie ein Bruder, ein Seelenverwandter. Als ich ihm erzählt hatte, dass ich in einigen Wochen die USA verlassen werde und zurück nach England gehe, war er ganz aus dem Häuschen gewesen, hatte mir versprochen mich zu besuchen, bevor ich abfahren muss. Und hier war er nun und ich könnte nicht glücklicher sein. Endlich habe
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