Duestere Verlockung
ich mal wieder einen Grund zu lächeln.
„Liebste, süße Emily. Wie geht es dir? Was macht das Leben? Ich will jetzt absolut alles hören. Erzähl mir von diesem Typen.“
Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich angenommen, dass Adam schwul ist. Er war absolut verrückt nach Klatsch und Tratsch und tauschte sich mit mir am liebsten über Männer- und Frauengeschichten aus. Natürlich hatte ich ihm die Sache mit David bereits am Telefon erzählt, aber jetzt wollte er es anscheinend nochmal von mir persönlich hören. Und so erzähle ich ihm die ganze Geschichte nochmal, während wir in die Metro steigen auf dem Weg zu meiner Wohnung.
„Was für ein Idiot.“ seufzt Adam kopfschüttelnd, als ich fertig bin. „Wie kann man nicht in jemanden wie dich verliebt sein.“
„Du bist nicht in mich verliebt.“ scherze ich.
„Aber ich liebe dich, du bist die beste Person auf dieser verdammten Welt.“ lacht Adam und umarmt mich wieder. „Er hat dich absolut nicht verdient.“
Ist das wirklich so? Hat er mich nicht verdient? Egal, Adam schafft es immer, mich aufzuheitern. Ich freue mich sehr, ihn jetzt ganze drei Tage bei mir zu haben. Seit meinem Geständnis, dass ich Gefühle für David habe, habe ich David nicht mehr gesehen, auch nichts ihm gehört. Kein Anruf, keine SMS, nichts. Das war nun eine Woche her. Als Adam und ich endlich bei mir zuhause ankommen, ist es bereits zehn Uhr abends. Und Adam muss einen ziemlichen Jetlag haben.
„Also, was machen wir morgen?“ fragt Adam spitzbübisch, während er sich eine Dose Budweiser öffnet.
„Keine Ahnung. Was willst du machen?“
„Ich dachte, du hättest schon ein ganzes Programm für uns vorbereitet. Sightseeing und Drinks?“
„Klar hab ich mir was überlegt.“ sage ich lachend. „Morgen geht’s nach Downtown Manhattan, Sightseeing das keine Wünsche offen lässt.“
Achtzehn Stunden später verlassen wir das Empire State Building. Ich bin völlig fertig, Adam und ich sind in den letzten sechs Stunden durch ganz Manhattan gelaufen, vom Central Park, über das Flatiron Gebäude bis zum Battery Park. Trotz meiner bequemen Turnschuhe schmerzen meine Füße unglaublich. Adam scheint es anders zu gehen, amüsiert hüpft er um mich herum wie ein Welpe, zeigt mit dem Finger immer wieder auf Gebäude und fragt mich, was das ist. Ich brauche eine Pause, ganz dringend.
„Was hältst du davon, irgendwo einen Kaffee zu trinken? Ich muss mich unbedingt ein wenig hinsetzen.“
„Klar, Oma. Wo du willst. Soll ich dich tragen?“ scherzt Adam und drückt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange, bevor er mich kurz hochhebt und sich dann fest bei mir einhakt.
„David.“ entfährt es mir.
„Mein Name ist Adam, aber danke, David gefällt mir auch.“ Sagt Adam lachend, bevor er merkt, dass ich nicht ihn gemeint habe. David steht nur ungefähr drei Meter vor uns, er scheint mich bereits gesehen zu haben bevor ich ihn gesehen hab. Zwischen den Menschenmassen habe ich ihn nicht sofort bemerkt. Wie lange steht er da schon? Er sieht mich verwirrt an, hat wohl genau so wenig damit gerechnet, mich hier zu treffen, wie ich. Langsam kommt er nun auf uns zu.
„Hallo, Emily. Was machst du denn hier?“ David lächelt mich an, aber seine Augen sehen ernst aus. Immer wieder blickt er hinüber zu Adam, der noch immer fest bei mir eingehakt ist.
„Sightseeing. Was machst du denn hier?“ Davids Büro war nur zwei Strassen entfernt von hier, eine blöde Frage also.
„Mache heute spät Mittagspause und wollte mir gerade drüben bei Matt’s ein Sandwich holen.“ Wieder blickt er Adam an.
„David, das ist Adam. Adam, David.“ stelle ich die Beiden kurz vor. Ich habe keine Lust, David zu erklären, wer Adam ist. Adam dagegen scheint direkt kapiert zu haben, dass das David ist, „mein“ David. David streckt die Hand nach David aus und Adam nimmt sie, nicht ohne David einen grimmigen Blick zuzuwerfen.
„Okay. Ich hätte nicht gedacht, dass du...“ beginnt David und stockt dann.
„Dass ich was?“ hake ich nach.
„Nichts, gar nichts.“ David fährt sich über den Mund und dann durch das Haar, blickt wieder Adam an. „Und wie geht es dir?“
„Gut, sehr gut, danke. In ein paar Wochen geht es für mich zurück nach England.“ Ich versuche, so unberührt wie möglich zu wirken, will David auf keinen Fall zeigen, dass er mir nach wie vor etwas bedeutet
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