Duestere Vorzeichen
Stationen waren sie nun auf dem Weg. Die erste Etappe auf ihrer Jungfernfahrt. Die Festung im System New Zealand. Dort würden sie einen oder zwei Tage bleiben, um die letzten Vorbereitungen zu treffen und noch einige fehlende Offiziere an Bord zu nehmen. Von dort würden sie dann ihr Testgebiet in relativ kurzer Zeit erreichen können.
Vincent konnte sich ein leises Lächeln nicht verkneifen. Endlich. Die Lydia war auf dem Weg. Seine Lydia. »Sir, uns erreicht gerade ein Signal über einen Prioritäts-ComKanal«, meldete Meyer eifrig.
»Um was geht es, Ensign?«, fragte Vincent interessiert. Hoffentlich keine Probleme. Er konnte sich durchaus vorstellen, dass Karpov noch irgendeine Idee gekommen war, wie er Vincent Steine in den Weg legen konnte. Das würde dem alten Griesgram ähnlich sehen.
Der Ensign lauschte einen Augenblick angestrengt auf die Stimme, die in seinem Headset auf ihn einsprach, bevor er antwortete: »Captain, ich habe den Skipper eines Zerstörers in der Leitung. Er ist ins System gesprungen und befindet sich derzeit auf einem Abfangkurs. Wir sollen unsere Geschwindigkeit reduzieren und uns für ein Rendezvous-Manöver bereithalten. Er hätte einen zusätzlichen Passagier für uns an Bord. Voraussichtliche Ankunftszeit bei gleichbleibender Geschwindigkeit in etwa acht Minuten.«
Auch das noch. Ein Passagier. Vincent stöhnte innerlich auf. Wer immer das war, er bedeutete mit Sicherheit Ärger. Das hatte er im Gefühl. Und wichtig musste er obendrein auch noch sein. Die Flotte stellte nicht jedem beliebigen Menschen einen Zerstörer zur Verfügung, um mit ihm ans Ende des Konglomerats zu fliegen, nur um rechtzeitig zum Stapellauf eines neuen Schiffes einzutreffen.
»Miss Mendez, Triebwerke auf ein Zehntel drosseln, damit uns der Zerstörer einholen kann. Commander Salazzar, Sie haben die Brücke. Sobald das Shuttle den Hangar verlässt, nehmen Sie Kurs auf die Nullgrenze und springen so bald wie möglich. Ich begebe mich in den Shuttlehangar und sehe mir mal an, wer die Raumflotte als persönliches Taxiunternehmen betrachtet.«
David sah Captain DiCarlo noch einmal hinterher, bevor sich die Aufzugtür hinter diesem schloss. Neben ihm stand Lieutenant Karpov und sah ebenso ratlos aus wie er selbst. Anscheinend hatte man sie vergessen. Na und wenn schon, dann konnte er die Zeit wenigstens nutzen, um sich etwas auf der Brücke umzusehen.
Der Erste Offizier hatte inzwischen auf dem Kommandosessel Platz genommen und beobachtete, wie der näherkommende Zerstörer bereits ein Personenshuttle aussetzte. Der Passagier war also unterwegs. David konnte einen Hauch Neugier nicht unterdrücken. Jemanden auf diese Art zu befördern, war mehr als ungewöhnlich.
In diesem Augenblick erinnerte sich Salazzar wieder an die Anwesenheit seiner zwei Gäste auf der Brücke, drehte den Kommandosessel in ihre Richtung und bedachte die zwei Offiziere mit einem charmanten Lächeln.
»So! Und was machen wir jetzt mit Ihnen beiden? Am besten lasse ich Ihnen erst mal Ihre Quartiere zeigen.« Er fixierte einen der beiden Marines, die auf der Brücke Dienst taten, mit einem fordernden Blick und befahl: »Corporal, bringen Sie unsere beiden Gäste bitte zu ihren Quartieren auf Deck 8. Sorgen Sie dafür, dass es Ihnen an nichts mangelt.«
Der Angesprochene nickte nur einmal kurz und forderte den Aufzug an. Es dauerte keine drei Sekunden und die Tür öffnete sich. David nickte dem Commander dankend zu, bevor er und Lieutenant Karpov einstiegen. Der Marine-Corporal bildete das Schlusslicht. Die Aufzugtüren schlossen sich erneut und die drei waren allein.
Das Shuttle setzt sanft auf dem Boden des Hangars auf. Die Rampe senkte sich und Vincent machte sich innerlich bereits auf das Schlimmste gefasst. Aber nichts konnte ihn auf das Bild vorbereiten, das sich ihm nun bot.
Das Erste, was er davon mitbekam, dass sich ihm etwas aus dem Inneren des Shuttles näherte, war eine Sturzflut von Akten, Plänen und Papieren, die aus der offenen Tür fielen und einen Berg zu seinen Füßen bildeten. Gefolgt von einem Menschen, der dem Papierkram hinterherflog und erst auf allen vieren vor Vincent zum Stehen kam.
»Und Sie sind …?«, fragte Vincent mehr als nur ein wenig verwundert.
Der Mann rappelte sich mühsam auf und versuchte dabei, die Trümmer seiner Würde zusammenzukratzen. Vincent musterte ihn genau. Er war etwas kleiner als der Captain der Lydia. Im Höchstfall etwa einen Meter siebzig groß. Hatte dichtes schwarzes Haar, dessen
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