Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duestere Vorzeichen

Duestere Vorzeichen

Titel: Duestere Vorzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
Vom Netzwerk:
Frisur allerdings unangenehm an einen verrückten Professor erinnerte. Außerdem trug der Mann eine Brille und war leicht untersetzt.
»Alexander Mallory«, antwortete der Mann etwas abwesend, während er sich in alle Richtungen umsah und dabei den Hangar einer genauen Prüfung unterzog. Er unterbrach die Untersuchung seiner Umgebung nur kurz, indem er Vincent einen schnellen, hochnäsigen Blick zuwarf.
»Mein Gepäck.«
»Wie bitte?«, antwortete Vincent etwas perplex.
»Mein Gepäck!«, wiederholte Mallory betont langsam, als würde er sich mit einem Schwachsinnigen unterhalten. »Oder denken Sie, meine Koffer laufen von ganz alleine in mein Quartier?«
Vincent war wie vor den Kopf gestoßen. In seiner Dienstzeit war ihm schon so allerhand untergekommen. Aber noch nie, wirklich noch nie, hatte ihn jemand für einen Hotelpagen gehalten. Erst jetzt bemerkte er, dass der Pilot des Shuttles dabei war, einige schwere Koffer aus dem Personenabteil des kleinen Raumschiffs zu hieven. Aus der unsanften Art, wie er das Gepäck mehr oder weniger aus dem Shuttle warf, schloss Vincent, dass er es sehr eilig damit hatte, so viel Distanz wie möglich zwischen sich und Mallory zu bringen. Er kannte Mallory erst ein paar Sekunden und konnte diese Sichtweise bereits nachvollziehen.
»Hallo?!«, lenkte Mallory erneut Vincents Aufmerksamkeit auf sich. »Verstehen Sie mich? Sind Sie einer verständlichen Sprache mächtig?«
Vincent zählte langsam bis zehn, um den Drang zu bekämpfen, dem unverschämten kleinen Wicht die Hände um den Hals zu legen und langsam das Leben aus ihm herauszupressen. Als keine Gefahr mehr bestand, dass er sich in nächster Zeit vor einem Gericht wegen Mordes würde verantworten müssen, holte er langsam Luft und sagte: »Ihre Arme sehen doch sehr gesund aus.«
Mallory sah ihn aus großen Augen an und wirkte in diesem Moment mit seiner Brille wie eine zu groß geratene Eule.
»Wie darf ich das denn verstehen?«, gelang es ihm schließlich zu erwidern.
»Ihre Arme sehen sehr gesund aus«, wiederholte Vincent langsam. »Sie können und werden Ihre Koffer selbst tragen. Weder ich noch die Mitglieder meiner Besatzung sind Ihre Diener. Und wenn Sie mit mir oder sonst jemandem auf der Lydia sprechen, dann gewöhnen Sie sich gefälligst einen anderen Tonfall an.«
Der Mann lief vom Hals bis zum Haaransatz rot an und japste auf der Suche nach einer passenden Antwort nach Luft. Der Pilot des Shuttles hatte indessen seine liebe Not damit, sich ein Grinsen zu verkneifen. Nachdem er den letzten Koffer auf den Hangarboden gestellt hatte, verschwand er wieder im Innern.
Kurz darauf schloss sich die Einstiegsluke, das Shuttle hob ab und verließ den Hangar, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her.
»Ich … ich … ich werde mich beim Captain über Sie beschweren, Sie unverschämter …«
»Ich bin Vincent DiCarlo. Captain der Lydia «, stellte er sich vor und Mallory verstummte augenblicklich. »Und jetzt will ich verdammt noch mal wissen, was Sie auf meinem Schiff zu suchen haben!«
»Ich … ich …«, der Mann räusperte sich, um Zeit zu gewinnen und sich zu sammeln. Ein unangenehmes Geräusch. Als ob jemand mit seinen Fingernägeln über eine Schultafel kratzte. Vincent fügte der Liste, die er an Mallory hasste, einen weiteren Punkt hinzu.
»Mein Name ist Alexander Mallory«, stellte sich der Mann erneut vor.
»Das sagten Sie bereits«, antwortete Vincent ungeduldig. »Das erklärt aber immer noch nicht, was Sie hier wollen.«
»Ich bin der Chefkonstrukteur der Lydia. Admiral Karpov hat mich hergeholt, so schnell es ging. Er hielt es für eine gute Idee, wenn ich dem Testflug beiwohne, um die Lydia bei ihrem ersten Einsatz persönlich zu begutachten. Ich bin wirklich schon sehr gespannt, Captain. Die Lydia ist ein feines Schiff, Captain. Ein sehr feines Schiff. Ich bin wirklich schon sehr aufgeregt. Das verspricht eine interessante Reise zu werden.«
Innerlich stöhnte Vincent gequält auf. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er nicht gewusst, wie sehr Karpov ihn tatsächlich hassen musste.

In seinem Büro an Bord der Taradan-Flottenbasis stand Admiral Ivan Karpov vor dem Fenster und beobachtete den entfernten Lichtblitz, als die Lydia den ISS-Antrieb aktivierte und das System verließ.
Vor wenigen Minuten hatte er aufmerksam verfolgt, wie ein Zerstörer die Lydia abgefangen hatte, um seinen Passagier zu übergeben. Ohne Zweifel war der Skipper des Zerstörers froh, dass dieser Kelch nun auf DiCarlo übergegangen

Weitere Kostenlose Bücher