Duestere Vorzeichen
eben ist«, erwiderte sie und deutete mit dem Daumen über ihre Schulter.
Jennifer lächelte mitfühlend, während sie die Offizierin sanft, aber bestimmt von der Landebahn bugsierte. Nolan versuchte, sich ihr Interesse nicht anmerken zu lassen. Aber Jennifer bemerkte, wie ihre Augen aus dem Augenwinkel immer wieder die Vorgänge in dem Hangar beobachteten.
Vor allem die gerade angekommene Lieferung schien es ihr angetan zu haben: Die Stingrays waren vorher über die Transportaufzüge in die Hangars der Lydia geschafft worden, um den Weg für die letzte Staffel Zerberus-Jäger mit ihren charakteristisch nach vorne geneigten Flügeln frei zu machen.
Die Jäger setzten einer nach dem anderen elegant auf, wurden von kleinen Transportwagen auf die Hebebühnen in Position gezogen und verschwanden ebenfalls in den Tiefen der Lydia. Nolan pfiff leise durch die Vorderzähne, als sie den Vorgang zum ersten Mal mit eigenen Augen sah.
»Ziemlich beeindruckend, nicht wahr?«, kommentierte Jennifer im Bestreben, der Frau einen Kommentar zu entlocken. Nolans letztes Kommando war auf dem Träger Sao Paolo gewesen. Einem inzwischen veralteten Schiff der Achilles-Klasse. Dort waren die Hangars, ähnlich wie bei den Schlachtschiffen der Hades-Klasse, seitlich angebracht und wegen des Vakuums mit Kraftfeldern versehen. Dass Jäger nach dem Einsatz unter Deck in Sicherheit gebracht wurden, musste für sie etwas völlig Neues sein.
»Allerdings«, gab sie ihrer Vorgesetzten recht. »So was sieht man nicht alle Tage.«
»Einer der Vorzüge der Lydia «, erläuterte Jennifer und hoffte, sich nicht allzu altklug anzuhören. »Die Nemesis-Klasse nutzt den vorhandenen Platz optimal aus. Jeder einkommende Jäger und jeder Stingray wird sofort über die Aufzüge, die Sie gerade miterleben durften, ins Innere des Schiffes gebracht. Das verringert die Gefahr für Schiff und Besatzung, wenn eins der Flugdecks von feindlichem Feuer getroffen wird.«
»Wer immer das entwickelt hat, hat sich tatsächlich etwas dabei gedacht. Endlich mal. Das hätten wir bei Ursus dringend gebraucht.«
Jennifer blieb wie vom Blitz getroffen stehen. Nolan war schon einige Schritte voraus, ehe sie bemerkte, dass ihre Vorgesetzte nicht mehr an ihrer Seite war. Verwirrt blieb sie stehen.
»Habe ich etwas Falsches gesagt?«
Jennifer war noch immer so perplex, dass sie keinen Ton herausbrachte. Der Name Ursus ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren und nur mit Mühe konnte sie verhindern, dass ihr Tränen in die Augen schossen.
»Sie waren auf Ursus?«, gelang es ihr schließlich zu fragen.
Nolan nickte. »Ja, allerdings. Gibt es denn ein Problem, von dem ich wissen sollte?«
Jennifer schluckte. Sie wusste selbst, dass sie irrational handelte und sich im Augenblick vor ihrer Untergebenen vermutlich bis auf die Knochen blamierte. Aber sie konnte nicht anders. Der Schmerz über den Verlust ihres Bruders war immer noch so stark wie am ersten Tag.
Und dabei war es doch inzwischen schon fast fünf Jahre her. Fünf Jahre seit diesem Angriff. Nur wenige Monate nach der Saturn-Schlacht. Der Planet Ursus war eine abgelegene Kolonie im letzten Winkel des Konglomerats. Der nächste Flottenstützpunkt war zwei Tage Flugzeit entfernt. Der perfekte Planet für einen Überfall.
Als die Ruul ins System sprangen und über die Kolonie wie eine Strafe Gottes hereinbrachen, gelang es den Kolonisten noch, einen Notruf abzusetzen. Der Stützpunkt bei New Born entsandte sofort eine Kampfgruppe. Aber die Schiffe brauchten eben zwei Tage, um den Planeten zu erreichen. Zwei Tage, in denen die Ruul die Bevölkerung abschlachteten oder verschleppten und die Bodenschätze plünderten.
Die Kolonisten versuchten sich, so gut es eben ging, bis zum Eintreffen von Hilfe zu wehren. Aber sie waren hoffnungslos unterlegen und wurden buchstäblich niedergemetzelt. Als die Kampfgruppe schließlich eintraf, sah sie sich einer großen ruulanischen Flotte gegenüber. Sie war größer, als es bei den Überfallkommandos der Slugs üblich war. Und noch etwas war anders. Die Ruul flüchteten nicht, sondern stellten sich zum Gefecht.
Die Raumschlacht dauerte fast einen ganzen Tag. Die technologische Überlegenheit der Menschen ermöglichte schließlich den Sieg. Jedoch wurden durch einen ruulanischen Kamikaze-Angriff vorher zwei Hangar-Decks des einzigen Trägers der Kampfgruppe zerstört. Jennifer hatte keine Ahnung gehabt, dass dieser Träger die Sao Paolo gewesen sein musste. Und Tara Nolan hatte an dieser Schlacht
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