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Duestere Vorzeichen

Duestere Vorzeichen

Titel: Duestere Vorzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
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war. Ganz ohne Zweifel.
Karpov schmunzelte in seinen dichten schwarzen Bart hinein, als er dem Fenster den Rücken zuwandte, gemessenen Schrittes zu seinem Schreibtisch ging und sich ein Glas seines Lieblingsweins einschenkte. Er nahm einen kleinen Schluck und genoss das Gefühl, als der Rotwein sich langsam seinen Weg zum Magen bahnte. Immer noch schmunzelnd drehte er sich um und hob das Glas in Richtung des Fensters und der inzwischen schon weit entfernten Lydia. Eine gute Reise wünsche ich, Captain«, sagte er lachend. »Ich hoffe, Sie genießen die Zeit mit ihrem neuen Passagier.«

Ein sanftes Zittern, gefolgt von einem kurzen Ruck, ging durch das ganze Schiff. David ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Er hatte schon so viel Zeit auf Schiffen verbracht, die einen Sprung durchführten, dass er die untrüglichen Zeichen gar nicht mehr wahrnahm.
Der Sohn des Admirals hingegen schoss wie von der Tarantel gestochen von seinem Bett hoch und sah sich ängstlich um. Der Junge wirkte tatsächlich etwas bleich um die Nase. Von Rechts wegen hätte ihnen beide eine Einzelkabine zugestanden, aber man hatte sie in ein Dreibettzimmer einquartiert. David hatte versucht, mit dem Marine zu diskutieren, der sie hergeführt hatte, war dabei aber auf taube Ohren gestoßen. Nun waren sie dabei, sich in ihr Schicksal zu fügen und mit der Situation abzufinden. Wenigstens war das dritte Bett unbesetzt.
Bei Karpovs Anblick kam David eine Frage in den Sinn: »Die wievielte Reise an Bord eines Kriegsschiffs ist das für Sie, Lieutenant?«
Karpov schluckte, bevor er sie beantwortete.
»Die erste, Major. Ich bin auf Taradan geboren und aufgewachsen, und seit ich bei der Flotte bin, habe ich nur als Adjutant meines V… des Admirals gedient.«
David war nicht entgangen, was Karpov eigentlich hatte sagen wollen. Im Klartext: Lieutenant Pjotr Karpov war ein reiner Ordonnanzoffizier. Für gewöhnlich verlangte das Oberkommando von allen Offizieren, die auf Flottenstützpunkten dienten, eine gewisse Zeit auf diversen Kriegsschiffen unterschiedlicher Klassen zugebracht zu haben. Admiral Karpov schien eine Möglichkeit gefunden zu haben, die seinem Sohn diese Erfahrung ersparte. Ferner hatte der Admiral den jungen Pjotr unter seine persönlichen Fittiche genommen.
David überlegte, ob sich daraus wohl Probleme ergeben würden. Er zwang seine aufkeimende Abneigung gegen den jungen Offizier nieder, als ihm die eigene Abstammung bewusst wurde.
Es ist nicht leicht, Sohn eines hohen Tieres zu sein, überlegte er.
Seit fast zwei Monaten hatte er mit seinem Vater nicht mehr geredet. Die letzte Gelegenheit war bei seiner Hochzeit gewesen und selbst dort hätte es fast einen handfesten Streit gegeben.
Für seinen Vater, den großen Admiral Coltor, war er mit Sicherheit eine herbe Enttäuschung. Nach Ansicht seines alten Herrn hatte er eine glänzende Karriere bei der Flotte zugunsten eines weit weniger ruhmreichen Lebens beim Geheimdienst aufgegeben. Damit war er nie zurechtgekommen. Aber der MAD war Davids Beruf. Besser noch. Er war seine Berufung. Das, was er tun konnte und wollte. Hier hatte er wirklich das Gefühl, etwas zu bewirken.
Naja, im Augenblick wohl weniger. Jetzt bin ich lediglich unliebsamer Gast bei einem Routinetestflug. Bei dem Wort unliebsamer Gast fokussierten sich Davids Gedanken sofort wieder auf den jungen Karpov. Es war sicher nicht leicht, so unter der Fuchtel eines dominanten Vaters zu stehen, der vermutlich sogar einen Dienstplan für Pjotrs Toilettengänge ausgearbeitet hatte. Er sollte den Jungen vielleicht nicht als Spion oder als Klotz am Bein betrachten, sondern ihm eine ehrliche Chance geben. Irgendwie mussten sie sich schließlich arrangieren. Ansonsten könnte das eine sehr lange Reise werden.
»Erzählen Sie doch etwas über sich, Lieutenant!«
Noch während er diesen an und für sich unverfänglichen Satz aussprach, schalt er sich in Gedanken einen Dummkopf. Er warf Karpov einen kurzen Blick zu und musste zu seinem Unglück feststellen, dass seine Befürchtung zutraf. Das Gesicht des Lieutenants war bis zu den Haarwurzeln rot angelaufen. Was ja auch kein Wunder war. Wenn ein rangniederer Offizier von einem Major aufgefordert wurde, etwas über sich zu erzählen, war das nicht nur sehr ungewöhnlich, es bedeutete auch selten etwas Gutes.
David überlegte fieberhaft, wie er die Situation retten sollte, ohne den armen Karpov noch mehr in die Zwickmühle zu bringen, als es heftig an der Tür

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