Duestere Vorzeichen
hatten bereits nicht mehr gelebt, als der Sauerstoff sie ins All gerissen hatte. Sie wiesen Wunden von Handfeuerwaffen und stumpfer Gewalteinwirkung auf. Die Raumfestung war angegriffen und geentert worden. Und wer immer dafür verantwortlich war, hatte ganze Arbeit geleistet.
»Mr. Salazzar«, sagte Vincent und spürte dabei, wie ausgetrocknet sich sein Mund anfühlte. »Alarmstufe Rot für das gesamte Schiff. Alle Mann auf Gefechtsstationen. Und diesmal ist es keine Übung.«
Minoki schreckte von ihrer Koje auf, als die Alarmsirenen ohne Vorwarnung durch das Schiff gellten. Stöhnend sank sie wieder auf die Kissen zurück.
Nicht noch eine Simulation. Der Captain übertreibt es aber wirklich. »Alarmstufe Rot!«, gellte Salazzars Stimme aus den Lautsprechern. »Alarmstufe Rot! Alle Mann auf Gefechtsstation! Dies ist keine Übung. Ich wiederhole, dies ist keine Übung.«
Die letzten Worte brauchten kurz, um die Schläfrigkeit, die Minokis Geist noch immer umgab, zu durchdringen und ihr Hirn zu erreichen. Sie riss die Augen weit auf und sprang mit einem Satz vom Bett. Da Minoki Offizierin war, stand ihr ein eigenes Quartier zur Verfügung und sie hatte mehr Platz, als es generell bei den Marines üblich war. Ansonsten wäre sie mit diesem Sprung vermutlich auf dem Bett eines Zimmergenossen gelandet.
Ihre Uniform lag griffbereit neben ihr auf einem Stuhl. Sie ignorierte sie aber und ging auf direktem Weg zu ihrem Spind, wo sie ihren Kampfanzug aufbewahrte. Das Adrenalin pumpte bereits durch ihre Adern. Sie zog sich in weniger als einer Minute an und nahm ihr Lasergewehr zur Hand. Im Holster an ihrer Hüfte trug sie noch eine altmodische 8-mm-Automatik-Projektilwaffe.
Sie war kaum fertig, als es bereits an der Tür klopfte. Sie brauchte gar nicht erst zu fragen, wer sie abholen kam. Fuentes stand in seiner ganzen massigen Gestalt vor ihr, als sie ihr Quartier verließ, und nickte ihr mit ernster Miene zu. Auch er trug sein Lasergewehr.
Wetherbys Regiment gehörte zu einigen wenigen Auserwählten, die bereits über diese neuen Waffen verfügten. Die meisten anderen Marines im Konglomerat mussten noch auf die alten M8P5 zurückgreifen. Die Standardwaffe des Marine Corps. Eine verlässliche, aber seit der Entwicklung des Lasergewehrs veraltete Projektilwaffe.
»Was gibt es Gunny? Wissen Sie schon, was los ist?«
»Nicht viel«, gab er zurück. »Wir sollen uns zusammen mit der Alpha- und Bravo-Kompanie auf ALPHA sammeln. Die Delta- und Gamma-Kompanie haben Befehl, sich auf BETA einzufinden.«
»Was ist mit dem 2. und 3. Bataillon? Haben die auch Einsatzbefehle?«
Fuentes zuckte mit den Schultern. Eine Geste, die alles oder auch nichts bedeuten konnte und Minoki in diesem Moment nicht besonders weiterhalf.
»Was jetzt?«, fragte sie erneut. »Ja oder nein?«
»Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall wurden sie in Alarmbereitschaft versetzt. Aber egal, ob sie mit uns ausrücken oder nicht. Wenn wir uns auf den Startbahnen sammeln sollen, dann sind wir mit Sicherheit die Ersten, die sich den Hintern wegschießen lassen dürfen.«
Diese Aussicht ließ sie verstummen. Sie folgte Fuentes, dessen bullige Gestalt, den Weg für sie ebnete. Auf den Korridoren begegneten ihnen andere Marines, einige gehörten zur Charlie-Kompanie, andere nicht. Aber alle waren bewaffnet und nervös. Selbst die Veteranen unter ihnen.
Minoki nutzte die Zeit, um die anderen Soldaten und Besatzungsmitglieder zu studieren, die ihren Weg kreuzten. Insgeheim hatte sie immer noch die Hoffnung, es handele sich um eine Übung. Einen Test, bei dem DiCarlo herausfinden wollte, wie sie auf eine echte Kampfsituation reagierten. Oder vielmehr das, was sie für eine echte Kampfsituation hielten.
Aber nur ein Blick in die Gesichter der Männer und Frauen ringsum sagte ihr genug. Etwas war vorgefallen. Und zwar etwas Schlimmes. Je näher sie ALPHA kamen, desto mehr Piloten in ihren Fliegeranzügen oder Deckcrews in ihren ölverschmierten Overalls begegneten ihnen.
Wetherby wartete bereits auf sie, als sie die Startbahn schließlich erreichten. Zwei Stingrays standen schon auf den beiden Katapulten bereit. Eine weitere war in Warteposition geschleppt worden. Außerdem standen zwei Jägerstaffeln im hinteren Teil ALPHAs und wurden gerade aufgetankt.
Unser Jagdschutz, fuhr es ihr durch den Kopf. Es wird also wirklich ernst. Die Captains Merk und Sandros von den Alpha- und Bravo-Kompanien erreichten den Ort der Einsatzbesprechung zeitgleich mit ihr. Sie wies mit dem Kinn auf
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