Duestere Vorzeichen
erfreulicher verlaufen. Wenn auch noch lange nicht so perfekt wie er es gern gesehen hätte, so hatte sich die Besatzung doch mit jeder Simulation gesteigert. Das beste Ergebnis hatten sie erzielt, als die Lydia drei der Typ-8-Kreuzer zerstörte, den vierten manövrierunfähig schoss und den Tartarus-Schlachtträger zum Rückzug zwang. Alles in allem zufriedenstellend. Auch wenn die Besatzung noch immer fast fünf Minuten brauchte, um das Schiff gefechtsbereit zu machen.
Vincent hatte sich entschieden, Hassans Rat, so gut es ihm möglich war, umzusetzen und die Offiziere nicht so unter Druck zu setzen, und tatsächlich schien es eine positive Wirkung auf seine Untergebenen und in letzter Instanz auf deren Untergebene zu haben.
»Befinden uns im Anflug auf New Zealand, Captain«, riss ihn Lieutenant Mendez aus seinen Gedanken. »Voraussichtliche Ankunftszeit in einer Minute.«
»Sehr gut, Lieutenant. Übergang in den Normalraum einleiten und Schiff auf Wiedereintritt vorbereiten.«
»Aye-aye, Captain«, antwortete sie pflichtbewusst.
New Zealand war das am weitesten entfernte System des Konglomerats und hatte außer seiner strategisch günstigen Lage nichts von Interesse zu bieten. Das System beherbergte nur einen Planeten und ein recht großes Asteroidenfeld. Der Planet war eine einzige Wüste und das Asteroidenfeld das einzige Überbleibsel einer Sternenkollision aus einer Zeit, als die Menschheit gerade mal das Rad erfunden hatte.
Die Lage an der Grenze gepaart mit dem völligen Fehlen von zivilen Einrichtungen oder Kolonien hatte das Militär veranlasst, hier eines seiner Pilotprojekte in die Tat umzusetzen.
Die New-Zealand-Raumfestung.
Sie war schwer bewaffnet, gepanzert, und wenn sie in einigen Jahren voll bemannt sein würde, dann wäre ihre Garnison größer als die der meisten Kolonien. Diese Festung und ihre gerade im Bau befindlichen Ebenbilder würden das erste Bollwerk im bevorstehenden Krieg mit den Ruul sein. Falls dieser Krieg denn jemals kommen sollte. Vincent hatte New Zealand noch nie besucht und war auf diese Raumstation gespannt.
Eine Warnmeldung ging durch das Schiff, dass der Wiedereintritt in den Normalraum unmittelbar bevorstand. Die Besatzungsmitglieder, deren Mägen empfindlich auf diesen Vorgang reagierten, hatten nun die letzte Chance, Medikamente einzunehmen oder sich kurz hinzulegen, bis es vorüber war.
»Wir treten in den Normalraum ein in fünf …«, zählte Lieutenant Mendez, »vier … drei … zwei … eins … Jetzt!«
Die bunten Lichtblitze vor dem großen Fenster der Brücke, die jede Reise im Hyperraum begleiteten, verschwanden und gaben die Sicht auf eine riesige Raumstation frei, die über einem Planeten mit graubrauner Atmosphäre schwebte.
Zur Linken der Station trieben die Brocken eines gigantischen Asteroidenfelds gemächlich im All. Vincent erkannte den Sinn dahinter auf den ersten Blick. Das Asteroidenfeld diente als natürliche Verteidigungslinie gegen einen Angriff. Das Feld war so dicht, dass ein Angreifer schon selbstmörderisch sein musste, um dort seine Schiffe und Jäger hindurchzuschicken.
Wie die Station so über dem einzigen Planeten des New-Zealand-Systems schwebte, bot sie einen friedlichen und majestätischen Anblick. Aber Vincent war sofort klar, dass etwas nicht stimmte. Noch bevor Hassan von seiner Station aufblickte und den Finger auf die Wunde legte.
»Captain, ich orte nur etwa zwanzig Lebenszeichen an Bord der Station.«
»Sind Sie sicher?«, fragte er zurück, obwohl er die Antwort bereits kannte.
»Ja, Sir. Zwanzig Lebenszeichen. Auf einer Station, auf der zurzeit über tausend Menschen stationiert sind.«
»Mr. Ivanov, starten Sie einen vollen Sensorscan und geben Sie mir die Daten auf meinen Bildschirm.«
Der taktische Offizier gab keine Antwort, aber nur eine Minute später erschienen alle Daten, die man aus der Entfernung sammeln konnte, auf Vincents Bildschirm und der Captain der Lydia bemerkte, wie er langsam den Boden unter den Füßen verlor.
In der Außenhülle der Station klafften gewaltige Löcher. Die Panzerung war an vielen Stellen geschwärzt und von Explosionskratern vernarbt. Hatte er zuerst noch an einen schrecklichen Unfall geglaubt, so wurde sein schlimmster Verdacht bestätigt, als er die Daten über die Trümmer im Umfeld der Station studierte.
Durch den Druckverlust war alles, was nicht befestigt war, ins All gerissen worden: Konsolen, Ausrüstungsgegenstände und … Besatzungsmitglieder der New-Zealand-Station. Aber viele
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