Duestere Vorzeichen
der Manassas gefunden.
Einer trug die Uniform des Captains, ein weiterer die des Ersten Offiziers. Ansonsten gab es keine weiteren Offiziere unter den Überlebenden. Die anderen achtzehn Personen kamen querbeet aus allen Abteilungen des Schiffes. Daran ließ sich beim besten Willen kein Muster ablesen, warum ausgerechnet diese zwanzig auf der Manassas zurückgeblieben waren, wohingegen die restliche Besatzung verschwunden war.
Und das Kunststück, als Einzige an Bord zu überleben, hatten sie jetzt ein zweites Mal vollbracht! Was war an diesen Menschen so besonders, dass sie gleich zwei Katastrophen überlebten. Oder anders ausgedrückt, wer ließ diese Menschen gleich zwei Mal überleben?
»Sani!«, schrie Minoki und ein Sergeant eilte herbei. »Sehen Sie zu, was Sie für die Leute tun können. Machen Sie sie transportfähig. Wir bringen sie schnellstmöglich auf die Lydia. « Der Mann nickte und machte sich sofort an die Arbeit. Unterstützt von einigen Marines, die Feldtragen aus ihrem Gepäck hervorzauberten und lautstark zusammensetzten.
»Gunny, der letzte Eintrag«, befahl Minoki und die übrigen kehrten voll düsterer Vorahnungen, aber auch voll Neugier wieder zu dem Bildschirm zurück und versammelten sich darum. Fuentes rief die letzte Datei auf und merkte dabei gar nicht, wie er den Atem anhielt.
Das Bild, das nun erschien, hatte kaum noch Ähnlichkeit mit dem Mann, der noch Augenblicke zuvor so kompetent und von sich überzeugt die Station geleitet und die Logbucheinträge aufgezeichnet hatte. Esteban war nur noch ein Schatten seiner selbst. Seine Uniform war zerrissen. Er blutete aus mehreren Wunden. Sein Haar war an mehreren Stellen angesengt und verfilzt.
»Hier Esteban an Bord der New-Zealand-Festung. 6. Februar 2140«, kürzte der Offizier seine Einleitung auf ungewöhnliche Weise ab. Wenn der Mann sich zu so etwas genötigt fühlte, dann musste etwas wirklich Übles passiert sein.
»Wir haben einen schrecklichen Fehler begangen«, sagte der Admiral. »ICH habe einen schrecklichen Fehler begangen.« Esteban schlug die Hände über den Kopf zusammen und schluchzte unkontrolliert.
»Die Manassas war nicht leer. Sie waren an Bord. Horden von ihnen. Ich weiß nicht, wie oder wo sie sich versteckt hatten, aber sie waren da. Sie haben die Station gestürmt. Sie töten alle, die sich ihnen in den Weg stellen. Meine Leute sind fast alle tot. Sie richten ein furchtbares Blutbad an. Ich habe so etwas noch nie erlebt.«
Nun waren Schüsse zu hören. Aufgeregte Besatzungsmitglieder und bewaffnete Marines liefen im Hintergrund durch das Bild. Esteban drehte sich kurz um und wandte sich dann wieder der Kamera zu.
»Ich weiß nicht, wie lange wir sie noch aufhalten können. Ich befürchte, nicht mehr lang. Es ist grauenhaft. Nie hätte ich gedacht, dass sie so etwas zustande bringen können. Nie! Diese Monster! Diese verdammten Slugs! Diese …«
Etwas traf den Admiral in den Rücken. Eine Art Energieentladung. Sie durchschlug seinen Körper und trat am Brustbein wieder aus. Esteban versuchte, noch etwas zu sagen, aber es kam nur Gurgeln aus seiner Kehle. Dann verschwand das Bild und es war nur noch Schneegestöber zu sehen.
»Scheiße!«, fluchte Minoki und aktivierte ihren HelmCom. » Lydia. Hier Tagawa. Bitte melden. Lydia, bitte sofort melden.« Sie lauschte, hörte aber nur statisches Rauschen.
»Sani!«, schrie sie in Richtung des Besprechungsraums. »Die Leute müssen abtransportiert werden. Sofort!«
»Captain?«, fragte Fuentes.
»Einen Augenblick, Gunny.« Erneute aktivierte sie ihren HelmCom. »Achtung! An alle Marine-Kompanien an Bord der New-Zealand-Station. Das ist ein Notfall. Sofortiger Rückzug zu den Stingrays. Ich wiederhole. Sofortiger Rückzug zu den Stingrays. Die Lydia ist in Schwierigkeiten. Wir verschwinden sofort.«
»Captain?!«, drängte Fuentes erneut.
»Wir müssen sofort hier weg«, erläuterte Minoki ihm. »Die Lydia wird gleich angegriffen. Die Manassas ist ein trojanisches Pferd, und wenn wir uns nicht sehr beeilen, dann wird es dort bald so aussehen wie hier.«
Kapitel 8
Die Manassas dockte sanft an der Backbordschleuse der Lydia an, wo sie bereits von einer Kompanie Marines erwartet wurde. Die Schleuse war so groß, dass zehn Soldaten bequem nebeneinanderstehen konnten.
Die Marines warteten in angespannter Atmosphäre, bis ein grünes Lämpchen an der Oberseite der Schleuse anzeigte, dass das Schiff gesichert war und keine Atmosphäre ins All entweichen konnte. Erst dann
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