Duestere Vorzeichen
kündigte Fuentes an.
Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht eines recht jungen Konteradmirals. Er war nicht älter als Mitte oder Ende dreißig. Sein Schnurrbart war sorgfältig getrimmt und es war offensichtlich, dass er der Pflege seiner Gesichtsbehaarung sehr viel Zeit widmete. Alles an dem Offizier wirkte adrett. Selbst die Bügelfalten seiner Uniform schienen wie mit dem Lineal gezogen.
Minoki hätte bei dem Flottenoffizier mit einem harten und barschen Befehlston gerechnet. Aber als der Mann zu sprechen begann, wurde sie von seiner weichen Stimme überrascht, die so gar nicht zu seinem Äußeren passen mochte.
»Raumfestung im New-Zealand-System, 3. Februar 2140, kommandierender Offizier Konteradmiral Garret Esteban. Heute haben wir die letzte Lieferung an Ausrüstung für die Jäger bekommen. Außerdem ist eine weitere Kompanie Marines mit dem Transporter angekommen. Das wurde auch Zeit. Damit steigt das hier stationierte Truppenkontingent auf ein volles Bataillon. Damit stehen wir zwar immer noch weit unter Sollstärke, aber besser als nichts. Ich hoffe …«
»Aufzeichnung unterbrechen, Gunny.« Der Unteroffizier drückte gehorsam auf die entsprechende Taste. »Das ist nur Routinemist. Versuchen Sie die nächste.«
Der Gunny rief die entsprechende Datei auf.
»Raumfestung im New-Zealand-System, 4. Februar 2140, kommandierender Offizier Konteradmiral Garret Esteban. Heute ist etwas sehr Seltsames passiert. Ein Schwerer Kreuzer der Hermes-Klasse sprang unangekündigt ins System. Laut Kennung ist es die Manassas. Sie reagierte weder auf Funk noch auf andere Kommunikationsversuche. Einige meiner Jäger schleppen das Schiff derzeit zur Station. Möglicherweise kam es an Bord zu einem Unfall und die Besatzung braucht medizinische Versorgung. Ich habe vorsichtshalber den Stationsarzt angewiesen, seine Abteilung auf die Ankunft von Verletzten vorzubereiten. Das Schiff wird in etwa einer Stunde an die Station andocken. Ich hoffe nur, ich irre mich und an Bord ist nichts von Bedeutung vorgefallen. Allerdings wäre die nächste Frage, die sich mir dann stellen würde, was ein so veraltetes Schiff hier zu suchen hat. Eine wirklich mysteriöse Angelegenheit. Eintrag Ende.«
»Hochinteressant«, kommentierte Minoki. »Sieht so aus, als hätte die Manassas auch der Stationsbesatzung so manches Rätsel aufgegeben. Spielen Sie die nächste Aufzeichnung ab, Gunny.«
Garrets markantes Gesicht erschien wieder auf dem Bildschirm. »Raumfestung im New-Zealand-System, 5. Februar 2140, kommandierender Offizier Konteradmiral Garret Esteban. Die Manassas dockt seit gestern an der Station an. Das Schiff ist zwar alt, aber in gutem Zustand. Keinerlei Kampfspuren und keine Beschädigungen. Weder durch einen Unfall noch durch Feindeinwirkung. Die Sache hat nur einen Haken: Die Besatzung ist nicht mehr an Bord. Mit Ausnahme von zwanzig Überlebenden, die wir geborgen und ins Lazarett gebracht haben. Leider können wir sie nicht befragen, da alle bewusstlos sind. Sämtliche Versuche, sie aufzuwecken, waren vergebens. Die zwölf Männer und acht Frauen sind fast wie betäubt. Das Schiff gibt uns etliche Rätsel auf. Ich bin froh, wenn die Lydia endlich hier ist. Etwas stimmt hier ganz und gar nicht. Mit der Feuerkraft der Lydia auf meiner Seite fühle ich mich bedeutend wohler.«
Minoki schüttelte fassungslos den Kopf. Die Parallelen zu der jetzigen Situation ließen sich selbst mit den größten Scheuklappen des Universums nicht mehr leugnen. Sie wollte gerade dem Gunny befehlen, die letzte Aufzeichnung abzuspielen, als ein Aufschrei alle hochschrecken ließ.
Waffen wurden hochgerissen und in Anschlag gebracht, aber die Marines entspannten sich wieder, als sie erkannten, dass es nur einer ihrer eigenen Kameraden war, der hektisch auf den hinteren Teil der Kommandozentrale zeigte.
»Was ist denn?«, fragte Minoki so ruhig sie konnte.
»Ich habe sie gefunden!«
»Wen?«
Der Mann schluckte. »Die Überlebenden. Ich habe sie gefunden! Dort hinten!«
Minoki ließ sich nicht zweimal bitten und bedeutete dem Mann, sie hinzuführen. Der Corporal ging voran und zeigte ihr einen kleinen Raum, der Esteban wohl als Besprechungsraum gedient hatte und direkt an die Kommandozentrale angrenzte.
Auf dem kreisrunden Tisch lagen zwanzig Personen. Zwölf Männer und acht Frauen. Alle in Uniformen der Raumflotte. Wenn sich Minoki nicht sehr täuschte – und sie war sich ziemlich sicher, dass dem nicht so war –, dann hatten sie gerade die Überlebenden
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