Duestere Vorzeichen
wegen der Schweißperlen auf seiner Stirn.
Eine seiner Kompanien stand bereit, um den Kreuzer an der Hauptbackbord-Luftschleuse zu entern. Die Männer waren schwer bewaffnet und zu allem entschlossen. David hoffte, dass eine Kompanie genug war, um dem zu begegnen, was an Bord des Kreuzers lauerte. Und dass dort etwas auf sie lauerte, war für ihn keine Frage mehr. Er schaute auf den Brückenchronometer. Nur noch etwas weniger als eine Stunde und sie würden wissen, was an Bord der Manassas vorgefallen war.
Wetherbys Vorhersage traf nicht zu. Sie brauchten über eine halbe Stunde, um die Kommandozentrale zu erreichen. Immer wieder versperrte zerstörte Ausrüstung in den Korridoren ihren Weg. Und als sie es endlich geschafft hatten, blieb ihnen keine Zeit aufzuatmen.
Wenn Minoki gedacht hatte, dass die Szene in dem Korridor bereits grauenhaft gewesen war, so musste sie ihre ursprüngliche Einschätzung korrigieren, als sie die Kommandozentrale der Raumstation betrat.
Sie war es gewohnt, dass die Zentrale einer Raumstation zu jeder beliebigen Tageszeit taghell erleuchtet war. Auf einer Station mitten im All gab es so etwas wie Ruhephasen nicht. Etwas musste immer erledigt, Schiffe dirigiert, Fracht be- und entladen werden.
Aber wie die ganze New-Zealand-Station war die Kommandozentrale in ein diffuses, unheimliches Licht getaucht. Zerstörte Bildschirme und freiliegende Stromleitungen flackerten oder warfen Funken.
Allerdings fragte sich Minoki, ob es nicht vielleicht doch besser war, dass es relativ dunkel war. Sie konnte bereits jetzt viel zu viel sehen, was ihr Albträume und schlaflose Nächte bereiten würde.
Seit diesem Korridor des Todes hatten sie keine weiteren Leichen mehr entdeckt. Bis jetzt. Die Kommandozentrale war fast doppelt so groß wie jede andere, auf der sie je gewesen war, und jeder Quadratmillimeter war mit Leichen bedeckt.
Sie waren über ihre Konsolen zusammengesunken oder lagen auf dem Boden verstreut. Die Gesichter der Leichen spiegelten das Leid wider, unter dem sie gestorben waren; verdrehte Augen, gefletschte Zähne oder im Todeskampf verzerrte Gesichter …
Wer immer das hier angerichtet hatte, musste die Brückenbesatzung überrascht haben. Keiner der Zugänge zur Kommandozentrale war versperrt oder verbarrikadiert. An den Zugängen lagen tote Marines, die dem unbekannten Gegner den Zugang zur Brücke verwehrt hatten. Sie hatten die Zentrale mit ihrem Leben verteidigt und letztendlich mit diesem dafür bezahlt.
Dort wo sich eigentlich ein großes Panzerglasfenster hätte befinden sollen – direkt gegenüber der zentralen Kommandostation mit dem Sessel des Stationscommanders – klaffte ein riesiges Loch in der Außenhülle der Festung. Es sah aus, als hätte etwas mit einer ungeheuren Gewalt die Zentrale getroffen und ein riesiges Stück herausgebissen.
Zum Glück waren die Sicherheitssysteme rechtzeitig angesprungen. Ein Notkraftfeld hatte sich über dem Leck aufgebaut und verhinderte ein weiteres Entweichen der Atmosphäre. Nicht rechtzeitig genug, um einige der unglücklicheren Besatzungsmitglieder zu retten. Sie trieben außerhalb der Station. Durch die Kälte des Alls im Augenblick ihres Todes konserviert.
Ab und zu trieb eine der Leichen oder ein Trümmerstück zu nah an das Kraftfeld heran und berührte es. Das Feld blitzte jedes Mal kurz auf, nur um sich sofort wieder zu stabilisieren.
Sie hatten keine Ahnung, wie lange es her war, dass die Station angegriffen worden war, und wie lang das Kraftfeld bereits aktiv war. Aber wenn die Stromversorgung endgültig zusammenbrach und das Kraftfeld erlosch, dann waren sie besser sehr weit weg.
Die Marines unter ihrem Kommando waren ähnlich betroffen wie sie auch. Sie stapften mehr oder weniger plan- und ziellos auf der Brücke herum, ohne etwas Sinnvolles zu tun. Diese Soldaten erwarteten Führung von ihr. Es wurde Zeit, dass sie dieser Rolle gerecht wurde, bevor die Mitglieder der Charlie-Kompanie zu viel nachdachten.
»Gunny, die Zentrale sichern. Lassen Sie alle Zugänge bewachen und sammeln Sie die Hundemarken für die spätere Identifizierung ein. Und kümmern Sie sich um die Leichen.«
»Ja, Captain«, antwortete der sonst so gut gelaunte Unteroffizier ernst. »Weller, sammeln Sie die Erkennungsmarken ein. Und sorgen Sie dafür, dass man die Leichen in einen der angrenzenden Räume bringt. Wir brauchen hier Platz. Ramirez, die Zugänge sichern. Und immer die Augen offen halten.«
Während die Marines die Kommandozentrale sicherten,
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