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Duestere Vorzeichen

Duestere Vorzeichen

Titel: Duestere Vorzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
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nahm sich Minoki Zeit, um Wetherby Bericht zu erstatten. Es war eine lästige Pflicht, sich alle paar Minuten melden zu müssen, aber andererseits verschaffte es ihr auch die Gelegenheit, etwas Abstand zwischen sich und das Blutbad zu bringen.
»Hier Tagawa.«
»Hier Wetherby«, antwortete der Colonel sofort. »Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Berichten Sie.«
Minoki holte tief Luft, bevor sie anfing: »Wir sind bis in die Kommandozentrale vorgestoßen. Es ist ein einziges Massaker hier. Überall Blut und Leichen. Wer auch immer hier gewütet hat, kannte keine Gnade und kein Mitleid. Den würde ich zu gern mal zwischen die Finger bekommen.«
»Gibt es schon Anzeichen der Überlebenden?«
»Negativ. Wir sind noch dabei, das Chaos zu ordnen, aber bisher haben wir keine Überlebenden gefunden.«
»Das hat absolute Priorität, Captain. Melden Sie sich wieder, sobald Sie etwas gefunden haben. Wetherby Ende.«
»Verstanden, Colonel. Tagawa Ende.«
Minoki sah sich in dem Chaos um, das von der Kommandobrücke der New-Zealand-Station übrig geblieben war. Hier etwas zu finden, würde extrem lang dauern. Und Spuren der Übeltäter zu finden, würde noch länger dauern.
Es sei denn … »Gunny, glauben Sie, dass der Hauptcomputer noch funktioniert?«
Der Marine trottete durch die Blutpfützen heran und nahm seinen Helm ab, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen.
»Kann schon sein«, erwiderte er und zuckte ratlos die Schultern. »Aber selbst wenn, was würde uns das bringen? So gut wie alles ist zerstört. Die Türen und Druckschotts sind hinüber. Selbst wenn wir den Hauptcomputer zum Laufen kriegen, können wir ihn nicht benutzen, um uns hier im Notfall zu verschanzen.«
»Das schwebt mir auch gar nicht vor«, korrigierte sie ihn. »Falls der Computer noch funktioniert und wir wenigstens einen halbwegs intakten Bildschirm finden, können wir auf die Datenarchive der Station zugreifen.«
»Und was würde uns das bringen?«, fragte Fuentes verwirrt.
»Ganz einfach«, erläuterte Minoki. »Wenn wir Zugriff auf die Datenarchive bekommen, dann bekommen wir auch Zugriff auf die persönlichen Daten des Stationscommanders, und wenn wir Zugriff auf die persönlichen Daten des Stationscommanders bekommen, dann haben wir automatisch auch …«
»Die Logbücher!«, brach es aus Fuentes heraus und der Gunny schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Der altgediente Marine konnte nicht fassen, dass er nicht bereits selbst darauf gekommen war.
Es dauerte ganze zwanzig Minuten, einen funktionierenden Bildschirm in dem Durcheinander zu finden und ihn soweit zu säubern, dass man etwas erkennen konnte.
Fuentes zog sich einen Stuhl heran und machte es sich darauf bequem. Mit Begeisterung begann er, auf die Tastatur einzuhämmern. Und das in einer Geschwindigkeit, dass einem dabei schwindlig werden konnte.
»Ich wusste gar nicht, dass Sie so gut mit Computern zurechtkommen, Gunny«, bemerkte Minoki beeindruckt.
»Ich bin eben ein Mann mit vielen Talenten.«
»Und wie sieht's aus? Ist der Computer noch online?«
»Allerdings«, antwortete Fuentes nachdenklich. »Und ich glaube, ich kann sogar einige Logbucheinträge retten.« Der Gunny tippte sich mehrmals ans Kinn. »Mit welchem Datum wollen wir beginnen?«
Minoki dachte angestrengt nach. »Wann wurde der letzte Eintrag gemacht?«
»Vor zwei Tagen.«
»Dann beginnen wir am besten mit dem Eintrag vier Tage vor dem letzten«, entschied sie. Fuentes nickte und rief die entsprechende Datei ab. Die Marines, die mit den Aufräumarbeiten beschäftigt waren, unterbrachen ihre Tätigkeiten und versammelten sich um Minoki und den Gunny, um den Logbucheinträgen zu lauschen. Sie alle waren neugierig, was hier passiert war.
Minoki hätte sie eigentlich zur Räson bringen müssen, um sie anschließend wieder an die Arbeit zu schicken. Aber aus einem Grund, den sie selbst nicht ganz verstand, brachte sie es nicht über sich.
Die Männer hatten Angst, waren unsicher und in einer Umgebung, die ganz und gar nicht dazu angetan war, Vertrauen einzuflößen. Vielleicht war es wirklich am besten, sie zuhören zu lassen. Falls sich in einem der Einträge einen Hinweis auf die Angreifer fand, dann hatten die Marines etwas, womit sie arbeiten konnten. Nichts drückte stärker auf die Moral als die Bedrohung durch einen namenlosen, unbekannten Gegner. Wenn die Soldaten dem Feind einen Namen geben konnten, dann hatte dieser bereits einen Großteil seines Schreckens verloren.
»Ich starte den Eintrag«,

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