Duestere Vorzeichen
der flachen Hand gegen die Stirn. »Einfach nur den Befehl abrufen und feststellen, wessen Code es ist?«
Mallory lachte rau auf. »Na ganz so einfach ist es nicht. Man muss die Information an der entsprechenden Konsole abrufen, da jede Tastatur über einen Gedächtnisspeicher für solche Befehle verfügt. Wenn Sie mich zu der entsprechenden Tastatur der entsprechenden Konsole bringen, dann finde ich für Sie den Verräter. Aber da sich die Konsole in der Lehne des Kommandosessels auf der Brücke befindet …«
»… können wir den Verräter erst finden, wenn wir uns wieder Zugang zur Brücke verschafft haben«, beendete David den Satz und fluchte unterdrückt.
»So ist es«, stimmte Mallory ihm zu.
»Dann müssen wir jetzt geduldig sein und hoffen, dass wir die Lydia schon bald zurückerobern können«, sagte Pjotr. »Was anderes bleibt uns gar nicht übrig. Wir können Ivanov nicht auf bloßen Verdacht hin verhaften.«
David nickte und warf dem taktischen Offizier einen bösen Blick zu.
Und bis es soweit ist, behalte ich dich im Auge. Verlass dich drauf. In dem kleinen Stingray war nach drei Tagen der Gestank menschlicher Ausdünstungen überwältigend. Das kleine Schiff war nicht dafür gemacht, seine menschliche Fracht über einen so langen Zeitraum versorgen zu müssen.
Einige ihrer Marines hatten die Ansicht vertreten, dass sie das Risiko eingehen sollten, den Rumpf der Lydia zu öffnen und das Schiff auf die gleiche Weise zu entern, wie die Raumfestung im New-Zealand-System. Minoki hatte es strikt verboten. Sie kannten die Lage innerhalb des Schlachtträgers nicht. Wenn sie Pech hatten, könnten sie sich inmitten einer Gruppe Slugs wiederfinden und dann wären sie eventuellen Überlebenden an Bord auch keine besondere Hilfe.
Und es war nun mal Tatsache, dass sie keine Chance besaßen, die Situation an Bord zu klären, solange sie im Hyperraum unterwegs waren. Minoki hatte ihre Leute zur Geduld gemahnt.
Ein Ratschlag, der sich besser geben als befolgen ließ. Sie konnte die Soldaten unter ihrem Kommando gut verstehen. Es drängte sie danach, zurückzuschlagen, etwas gegen den Feind zu unternehmen. Genau das war das Gefährliche. Unüberlegte Handlungen führten meistens zu Katastrophen. Sie mussten einfach abwarten.
In diesem Sinne hatte es sich der weibliche Captain in ihrem Sessel so bequem wie möglich gemacht und versuchte, etwas zu schlafen. Allerdings war das Äußerste, was sie zustande brachte, ein leichtes Dösen, das immer wieder von vorbeidrängenden Marines und leise geführten Unterhaltungen unterbrochen wurde.
Sie hatte es gerade geschafft, ihre Umwelt halbwegs auszublenden, um in etwas tieferen Schlummer zu sinken, als sie jemand sanft an der Schulter berührte. Sie ignorierte den Störenfried und hoffte, der Betreffende würde den Wink verstehen und von selbst verschwinden.
Dem war aber leider nicht so. Jemand rüttelte erneut an ihrer Schulter. Nachdrücklicher als noch Sekunden zuvor.
»Wenn das jetzt kein wunderschöner Mann ist, der mich zu einer heißen Liebesnacht im Penthouse eines Luxushotels einlädt, dann erschieße ich, wen immer ich sehe, sobald ich die Augen aufmache«, erklärte sie schlaftrunken. Minoki öffnete die Augen und blickte in Fuentes' über beide Wangen grinsendes Gesicht.
»Das mit dem wunderschönen Mann und der Liebesnacht lässt sich einrichten. Nur das mit dem Penthouse wird schwierig.«
Minoki verzog säuerlich das Gesicht und griff nach ihrem Gewehr. Fuentes hob abwehrend die Hände und grinste sogar noch breiter.
»Wollen Sie eigentlich gar nicht hören, warum ich Sie störe?«
Minoki überlegte kurz und ihre Hand schwebte währenddessen über ihrer Waffe.
»Ähm … nein«, sagte sie und griff nach dem Gewehr.
»Sie sind wach. «
Diese einfachen drei Worte ließ sie die Frotzelei und das Scherzen mit ihrem Gunny sofort vergessen. Es war auch keine weitere Erklärung nötig, wer mit sie gemeint war. Minoki legte das Gewehr beiseite und stand auf. Schlagartig war sie hellwach.
Fuentes ging voran in den hinteren Teil des Stingrays, wobei er seiner Vorgesetzten einen Weg durch die Marines der Charlie-Kompanie bahnte. Die Überlebenden von der New-Zealand-Station lagen seit ihrer Rettung im Koma. Minoki hatte schon fast nicht mehr damit gerechnet, dass noch eine Verbesserung ihres Zustands eintreten würde.
Als die Sanitäter der Charlie-Kompanie sahen, dass Minoki näher kam, machten sie respektvoll Platz und gaben den Blick auf mehrere Personen frei, die auf dem
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