Duestere Vorzeichen
als eine Minute, um die Entfernung zu den Til-Nara-Schiffen zu überwinden. Die kleinen Schiffe, kaum größer als Korvetten, eröffneten das Feuer auf die sich nähernde Gefahr. Sie verschossen kleine stachelförmige Flugkörper und schafften es sogar, einige der Torpedos zu zerstören.
Aber gegen eine Feuerkraft wie die der Lydia waren sie praktisch machtlos. Knapp die Hälfte der Torpedos drang durch das Abwehrfeuer. Zwölf der Til-Nara-Korvetten wurden getroffen und augenblicklich in funkensprühende Feuerbälle verwandelt.
»Weiterfeuern! Weiter! Weiter!«, schrie Arrak begeistert und überschlug sich dabei fast vor Tatendrang.
Eine weitere Salve verließ den Bug der Lydia und strebte den Til-Nara entgegen. Diese hatten indes eingesehen, dass die Korvetten dem Beschuss nicht würden standhalten können. Die drei Kreuzer verließen ihre Position und nahmen eine lockere Formation mit den kleineren Schiffen ein. Gleichzeitig traf die Verstärkung der Insektoiden von der Planetenoberfläche ein.
Die Til-Nara bewiesen eine bewundernswerte Disziplin, als sie bis zum letztmöglichen Augenblick warteten. Dann eröffneten sie wie ein Schiff das Feuer.
Ihre Abschussquote nahm durch die Verstärkung deutlich zu und sie schafften es, fast alle Torpedos frühzeitig zur Explosion zu bringen. Nur drei drangen durch und zerstörten eine einzelne Korvette. Kerrelak warf Arrak einen Blick aus dem Augenwinkel zu und erlaubte sich ein schmales Lächeln, als er dessen Wut bemerkte.
»Feuert weiter!«, tobte Arrak nun. »Tötet sie! Tötet sie alle!«
Weitere Torpedos wurden geladen und abgefeuert. Arrak begnügte sich nicht länger damit, einzelne Salven abzufeuern. Sofort ließ er nachladen und weiterfeuern. Immer und immer wieder, während die Lydia direkt auf die Til-Nara zuflog.
Die Til-Nara leisteten bemerkenswert starrsinnig Widerstand. Feuerten einen Schwarm Stacheln nach dem anderen auf die Torpedos der Lydia ab und zerstörten dabei nicht wenige. Im Endeffekt würden sie das Ende höchstens hinauszögern können, aber verhindern würden sie es nicht. Immer wieder fanden die Geschosse der Lydia Lücken in der Verteidigung, durch die sie stoßen konnten.
Erst explodierte hier eine Korvette, dann dort. Nach kurzer Zeit sogar ganze Gruppen der kleinen Schiffe. Einer der Kreuzer wurde schwer getroffen und bekam Schlagseite. Ein weiterer erlitt einen Volltreffer an der Kommandobrücke und wurde anschließend von internen Explosionen zerrissen. Alles in allem brauchte die Lydia zehn Minuten, um die feindlichen Kräfte vollständig zu vernichten, und hatte dabei nicht einen feindlichen Treffer einstecken müssen.
Arrak lachte triumphierend, bevor er den Befehl gab, den Planeten zu bombardieren. Fast eine Stunde ließ er Torpedos auf den Planeten regnen. Als er endlich zufrieden war, hatte sich die einstmals blühende Oberfläche in eine öde Wüste verwandelt. Übersät mit Bombenkratern und einer vergifteten, verstrahlten Atmosphäre. Die einzige Einrichtung, die der ruulanische Anführer nicht zerstörte, war die Raumstation über Visar`so.
Vincent wollte den Blick abwenden, aber so sehr er sich anstrengte, er konnte es einfach nicht. Und so sah er tatenlos und zur Hilflosigkeit verdammt zu, wie die Lydia – sein Schiff – einen wehrlosen Planeten zu Staub zerbombte.
»Sie morden, während wir zusehen.« Hassans Stimme hörte sich genauso fassungslos an, wie Vincent sich fühlte. Er wusste, dass sein Freund, ebenso erschrocken und empört über diese Zerstörung war, wie er selbst. »Das muss aufhören.«
»Das wird auch aufhören«, stimmte Vincent ihm entschlossen zu. Die Wut ließ seine Stimme unmerklich zittern. »Ich lasse nicht zu, dass sie unser Schiff für ihren Völkermord benutzen. Schick Wetherby zu mir. Es wird Zeit, dass wir einen ersten Zug zur Rückeroberung der Lydia unternehmen. Es wird Zeit, dass wir den Slugs zeigen, dass wir noch da sind.«
Kapitel 13
Die Lydia hatte nach der Bombardierung sofort Kurs auf die Nullgrenze genommen, um das System wieder zu verlassen. Wetherby und die übrigen Offiziere hatten auf das sinnlose Gemetzel so reagiert, wie Vincent es erwartet hatte. Mit Wut und Abscheu. Alle waren sich einig, dass etwas geschehen musste, und wenn sie etwas unternehmen wollten, dann jetzt.
»Ich habe die militärische Situation analysiert und bin zu folgendem Schluss gekommen«, erklärte Wetherby. »Es ist unrealistisch zu glauben, wir könnten das gesamte Schiff im Handstreich zurückerobern.«
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