Duestere Vorzeichen
Er wies auf David.
»Ich stimme Major Coltors Einschätzung zu, dass wir es mit nicht mehr als zwei- oder dreihundert Ruul zu tun haben. Zahlenmäßig sind wir ihnen auf jeden Fall überlegen. Nur haben wir nicht genug Waffen, um es mit ihnen aufnehmen zu können. Außerdem gehören viele unserer Soldaten keiner Kampfeinheit an, sondern zur normalen Besatzung des Schiffs. Und bei allem Respekt: Wir können sie kaum als Eliteeinheit betrachten.«
»Was schlagen Sie also vor?«, fragte Hassan.
»Die erste Priorität hat die Beschaffung von Waffen. Einige Waffenlager sind gar nicht so weit von uns entfernt und ich bin sicher, mit einem schnellen Schlag könnten wir sie erobern.«
»Und zweitens?«
»Zweitens müssen wir unsere Streitmacht vergrößern. Wir wissen, dass die Ruul eine große Anzahl Gefangener gemacht und sie auf ALPHA unter Arrest gestellt haben. Wir greifen das Startdeck an und befreien unsere Leute.«
Bei dieser Ankündigung rückten einige Offiziere interessiert näher und andere, die sich auf ihren Sitzen gelümmelt hatten, setzten sich, plötzlich aufmerksam geworden, kerzengerade auf.
»Ein ziemlich ehrgeiziger Plan«, kommentierte Vincent, musste aber zugeben, dass er sich durchaus dafür würde erwärmen können. Also ließ er den Colonel weiterreden.
»Wir wenden eine Abwandlung des Plans an, mit dem uns die Slugs überrascht haben«, setzte der seine Ausführungen fort. »Wir greifen sie zeitgleich an zwei verschiedenen Fronten an.«
Er breitete lautstark einen Querschnitt der Lydia auf dem Tisch auf. Ein ziemlich detaillierter Grundriss, auf dem auch sämtliche Luftschächte verzeichnet waren. Vincent hatte schon so eine Ahnung, auf was Wetherby hinauswollte.
»Eine Gruppe wird Deck 2 angreifen und die dortigen Waffenlager einnehmen.« Er deutete auf mehrere zentrale Luftschächte. »Über diese Luftschächte kommen wir relativ nahe an das Ziel heran, ohne gesehen zu werden.«
»Was ist mit ruulanischen Patrouillen?«, warf Vincent ein.
»Da wir so gut wie keine Aufklärung besitzen, müssen wir uns in der Hinsicht überraschen lassen, aber unsere eigenen Patrouillen, die wir ausgesandt haben, trafen nur auf minimalen Feindkontakt. Wenn wir davon ausgehen, dass der Gegner Truppen braucht, um die Brücke und das ALPHA-Deck abzusichern, und noch Soldaten abstellen muss, die das Torpedodeck bemannen, dann ist es relativ sicher, dass ihre Kräfte weit verteilt sind. Wäre ich an deren Stelle, dann würde ich lediglich Schlüsselstellungen bemannen, um das Schiff unter Kontrolle zu halten. Mit etwas Glück haben sie sich dabei so übernommen, dass sie ihre Einheiten zu weit verteilt haben.«
»Ich hoffe, Sie haben recht«, sagte Hassan düster.
»Es ist ja nicht so, dass wir eine große Auswahl hätten, nicht wahr?«, entgegnete Wetherby heiter.
Hassan schnaubte erheitert und Vincent versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken. Nur Coltor betrachtete den Grundriss weiterhin nachdenklich, ohne sich an den Scherzen zu beteiligen. Etwas machte ihm ganz offensichtlich zu schaffen. Vincent nahm sich vor, ihn nachher beiseitezunehmen, um ein ernstes Wort mit ihm reden zu können.
»Und der Angriff auf ALPHA?«, fragte Hassan den Marine-Colonel.
»Das wird schon schwieriger. Deck 2 ist relativ einfach über die Luftschächte zu erreichen, aber ALPHA liegt am anderen Ende des Schiffes. Es gibt keinen Luftschacht, der uns direkt dorthin bringt. Wir müssen mehrere Male sozusagen umsteigen. Außerdem birgt der Angriff auf ALPHA noch andere Probleme. Wir müssen die Slugs derart schnell und wirkungslos überwältigen, dass sie keine Gelegenheit haben, das Kraftfeld auszuschalten und unsere Leute ins All zu befördern.
Wenn wir nicht entschlossen zuschlagen, endet die Mission in einer Katastrophe. Da dieser Einsatz sehr delikat ist, würde ich gern selbst das Kommando über das Angriffsteam übernehmen.«
»Einverstanden«, willigte Vincent sofort ein. Einen erfahrenen Mann wie Wetherby diese Sache übernehmen zu sehen beruhigte ihn doch sehr. »Und wer übernimmt den Angriff auf Deck 2?«
»Ich«, sagte Coltor sofort. Vincent blickte ihn überrascht an. Ebenso wie Wetherby und Hassan. »Ist das Ihr ernst?«
»Absolut.«
»Sie sind kein Gefechtsoffizier. Ich glaube kaum, dass das die richtige Aufgabe für einen Geheimdienstoffizier ist.«
»Das bedeutet nicht, dass ich keine Kampferfahrung habe«, beschwichtigte Coltor.
»Ja, als Pilot.«
»Ich habe auch schon bei Bodeneinsätzen gekämpft.«
Vincent beobachtete
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