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Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Titel: Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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sehr trocken, gar keine Nährstoffe. Und ein Mann muss seinen Lebensunterhalt verdienen.«
    »Aber denk doch mal an den Beifall, den dein Stück bekommen hat«, erinnerte sie ihn.
    »Ich hab mich gefühlt wie ein Hochstapler«, sagte Henry. »Die Idee war schließlich von dir.«
    Das stimmte. Doch Elizabeth hatte gedacht, das Publikum könnte vielleicht entsetzt sein, wenn es wüsste, dass sich eine junge Dame diese gewaltsame und blutrünstige Geschichte ausgedacht hatte.
    »Na ja«, antwortete Elizabeth erfreut, »eine Geschichte fällt mir schnell ein. Aber du hast sie allein geschrieben, Henry. Du hast die Seele eines Poeten.«
    »Ach«, meinte Henry, »ein Kaufmann muss nicht reimen. Und was sagen dir deine Sterne?«
    »Ich werde einen Roman schreiben«, sagte Elizabeth entschieden.
    »Worum geht es da?«, fragte ich überrascht.
    »Das Thema weiß ich noch nicht«, sagte sie lachend. »Nur dass es etwas Großartiges sein wird. Wie ein gewaltiger Blitz!«
    »Du wirst einen Künstlernamen brauchen«, überlegte Konrad, denn die Vorstellung, dass eine Frau einen Roman schrieb, war skandalös.
    »Vielleicht werde ich die Welt mit meinem eigenen Namen schockieren«, sagte sie. »Elizabeth Lavenza, das klingt doch sehr literarisch, findest du nicht auch? Es wäre eine Schande, ihn ungenutzt zu lassen.«
    »Und was ist mit Heirat?«, fragte Konrad.
    »Da braucht es schon einen bemerkenswerten Mann, um mich zum Heiraten zu bringen«, sagte sie. »Männer sind wie Quecksilber. Immer wankelmütig. Nehmt zum Beispiel meinen Vater. Er heiratet wieder und schickt mich einfach fort. Ich wurde verpackt wie ein Möbelstück. Und in zwei Jahren hat er mich nur ein Mal besucht.«
    »Der Schuft«, sagte ich.
    »Mit Sicherheit sind nicht alle Männer so schlecht«, sagte mein Bruder.
    Sie lachte. »Sicher nicht. Ich werde einen sagenhaften Mann haben und viele schöne und begabte Kinder. Aber jetzt hab ich mich genug in Verlegenheit gebracht. Victor, was siehst du für dich in der Zukunft?«
    Ich überlegte einen Moment und sagte dann: »Wenn ich die Sterne betrachte, denke ich an die Planeten, die sie umkreisen müssen, und dann möchte ich dorthin reisen. Und wenn wir das könnten, wären wir dann nicht Götter?«
    »Na, ein sehr bescheidenes Ziel«, bemerkte mein Zwillingsbruder. »Victor möchte einfach nur ein Gott sein.«
    Lachend stieß ich ihm den Ellbogen in die Rippen. »Ich bin voller großer Hoffnungen und weitreichender Ziele. Und wenn ich nicht zu den Planeten fliegen kann …«
    »Es ist immer gut, noch einen Ersatzplan zu haben«, warf Henry ein.
    »… dann will ich etwas schaffen, eine große Sache, die für die ganze Menschheit nützlich und wunderbar ist.«
    »Meinst du irgendeine Art von Maschine?«, fragte Konrad.
    »Ja, vielleicht«, sagte ich und dachte nun ernsthafter nach. »Eine Maschine, die die Welt verändert – oder eine neue Energiequelle. Es sieht doch so aus, als würden jetzt jeden Tag neue wissenschaftliche Entdeckungen gemacht. Aber in jedem Fall will ich, dass man sich immer an mich erinnert.«
    »Statuen und Denkmale werden bestimmt deinen Namen tragen«, meinte Konrad mit einem Grinsen.
    »Also, dann lass uns doch mal deine kleinen Träume hören!«, sagte ich.
    Konrad blickte in den Himmel. »Ich möchte Vaters Beispiel folgen«, antwortete er nachdenklich. »Ich würde gerne dabei helfen, Genf zu regieren, es noch größer zu machen, als es jetzt schon ist. Aber ich möchte auch gerne die Welt sehen. Vielleicht über den Ozean reisen und das neue Amerika kennenlernen. Oder die britischen Kolonien im Norden. Es heißt, da würde es noch immer riesige Landstriche geben, die ganz frei von Europäern sind.«
    »Dann würdest du uns alle verlassen?«, fragte Elizabeth, »und irgendeine exotische eingeborene Prinzessin heiraten?«
    Konrad lachte leise. »Nein. Ich mache diese Reise mit einem Seelenfreund.«
    »Du willst nur, dass ich deine ganze Ausrüstung trage«, witzelte ich. »Da suchst du dir besser einen anderen Reisegenossen.«
    Doch mir gefiel die Vorstellung, zusammen mit Konrad ein großes Abenteuer zu erleben.
    Das war schon immer eines unserer Lieblingsspiele gewesen, bereits als wir noch sehr klein waren: nebeneinander auf dem Fußboden in der Bibliothek liegen, vor uns den großen Weltatlas und die Länder aussuchen, die wir zusammen besuchen wollten.
    Ich sehnte mich immer noch nach so einer Unternehmung. Nach Westen in die Neue Welt, in eine abgelegene, wilde Gegend – wo uns

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