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Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Titel: Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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3. Kapitel
Das Alphabet der Magier
    »En garde!« , keuchte ich und hob mein Florett.
    Konrad und ich näherten uns dem Ende unseres Durchgangs und hatten Gleichstand. Wer von uns beiden den nächsten Punkt erzielte, würde gewinnen. Signor Rainaldi, unser Fechtmeister, beobachtete uns, genau wie Henry und Elizabeth, die an den Seitenlinien in der Waffenkammer des Schlosses auf ihren eigenen Kampf warteten.
    Ich ging in die Offensive und machte einen wenig fantasievollen Ausfall, den Konrad mit Leichtigkeit parierte. Ich war müde und meine Bewegungen wurden schwerfällig.
    »Das kannst du sonst aber besser, kleiner Bruder«, meinte Konrad. Hinter der Maske konnte ich sein Gesicht nicht erkennen, aber sicher war es ebenso verschwitzt wie meines.
    Fast vom ersten Augenblick an, als Konrad einen Degen in die Hand bekam, schien er für den Umgang damit geboren zu sein. Ich jedoch nicht. Und so hatte ich ständig trainiert und Signor Rainaldi um zusätzliche Übungen gebeten, damit ich Schritt halten konnte. Das hatte sich ausgezahlt, denn nun waren Konrad und ich ziemlich gleich, obwohl Konrad mich immer noch häufiger schlug als ich ihn. Gegen meinen Zwillingsbruder zu fechten, schaffte eine weitere einzigartige Herausforderung, denn wir kannten unsere gegenseitigen Reaktionen so gut, dass es nahezu unmöglich war, den anderen zu überraschen.
    Ich parierte seinen Angriff und überlegte meinen nächsten Zug.
    »Tempo, Tempo!«, rief unser Fechtmeister. »Da habe ich schon alte Männer mit mehr Schwung gesehen!«
    »Ich möchte doch meinen Bruder nicht fertigmachen«, erwiderte Konrad.
    Ich täuschte kurz an und traf dann Konrads Florett schwach in der Mitte.
    »Das hat nichts gebracht, was?«, spottete Konrad.
    »Stimmt«, sagte ich. Doch es war genau das, was ich wollte. Soll er sich nur lustig über mich machen. Jetzt hatte ich meinen Plan.
    Konrad ging wieder in die En garde -Position und wir umkreisten uns wachsam. Ich beobachtete ihn, wartete auf seinen Angriff, wartete darauf, dass er sein Knie beugte, wenn er den Ausfall machte. Als er kam, war ich bereit.
    Ich legte eine passata sotto hin, ein schwieriges Manöver, das ich wochenlang heimlich geübt hatte. Ich ließ mich auf die rechte Hand zu Boden fallen und tauchte so unter Konrads Stoß weg. Gleichzeitig stieß ich mit meinem Florett zu. Seine Klinge traf nur Luft, meine seinen Bauch.
    »Ein Treffer, ein ganz offensichtlicher Treffer!«, rief unser Fechtmeister. »Victor hat den Kampf gewonnen. Eine passata sotto . Gut gemacht, junger Herr.«
    Mein Blick ging zu Elizabeth, die zusammen mit Henry klatschte. Grinsend nahm ich meine Maske ab. Es war selten, dass ich Konrad schlug, und ich genoss meinen Sieg.
    »Eine raffinierte Aktion«, sagte Konrad. »Gratulation.«
    Er nahm seine Maske ab, und ich war überrascht, wie blass er war.
    »Geht es Ihnen gut, junger Herr?«, fragte unser Fechtmeister mit gerunzelter Stirn.
    Elizabeth kam zu uns. »Ihr zwei habt zu hart gekämpft«, meinte sie. »Konrad, setz dich mal einen Augenblick.«
    Er winkte ab, zitterte aber dabei. »Mir geht’s gut. Schon gut.«
    Elizabeth legte ihm die Hand auf die Stirn. »Du bist glühend heiß.«
    »Bloß von der Anstrengung«, sagte ich mit einem unbeschwerten Lachen. »Das war ein ganz schöner Kampf. Sollen wir dir den Rollstuhl holen?«
    »Victor, er hat Fieber«, sagte sie scharf zu mir.
    Als ich meinen Bruder genauer ansah, wurde mir klar, dass er tatsächlich krank war. Seine Haut sah ausgelaugt aus und unter den Augen hatte er dunkle Ringe.
    »Ich hab kein Fieber«, sagte Konrad – und dann wurde er ohnmächtig.
    Elizabeth und ich fingen ihn unbeholfen auf, bevor er auf dem Boden aufschlug. Er war nicht lange bewusstlos, und als er wieder zu sich kam, hatte Henry bereits Mutter und Vater geholt.
    »Ins Bett mit dir, Konrad«, ordnete Vater an. »Wir lassen dir von Claire etwas Brühe bringen.«
    Ich half Vater, ihn auf die Beine zu stellen, und dann führten wir ihn etwas wackelig aus der Waffenkammer. Elizabeth und Mutter kamen gleich hinter uns. Ich hoffte, Konrad würde mich ansehen und mich mit einem verschmitzten Zwinkern beruhigen, doch er wirkte benommen und abwesend.
    »Vielleicht waren das zu viele Abende auf dem Balkon, als wir unser Stück geprobt haben«, sagte Elizabeth besorgt, als würde sie sich selbst die Schuld geben.
    »Wahrscheinlich eher zu lange ohne Jacke auf dem See«, vermutete Mutter.
    »Zum Abendessen ist er wieder auf

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