Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Titel: Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
Vom Netzwerk:
Satteltaschen.
    »Die Pferde können sich selbst überlassen bleiben«, meinte Elizabeth. »Wir legen ihnen leichte Beinfesseln an, dann können sie weiden. Gleich da drüben hab ich einen Bach gesehen, wo sie saufen können.«
    »Ich denke, du solltest bei den Pferden bleiben«, sagte Konrad.
    Ich wusste, was jetzt kommen würde, und lächelte in mich hinein.
    »Das mache ich ganz bestimmt nicht!«, antwortete Elizabeth entrüstet. »Victor weiß, wozu ich fähig bin.«
    »Dafür kann ich mich wirklich verbürgen«, meinte ich.
    »Ich hab nicht gesagt, dass du nicht …«, fing Konrad an.
    »Dann beleidige mich bitte nicht mit dem Vorschlag, ich sollte nicht mitkommen. Du kannst ja bei den Pferden bleiben, wenn du magst.«
    »Ich bleibe bei ihnen«, sagte Henry und betrachtete den Höhleneingang mit offensichtlichem Entsetzen. »Da ist die Sache mit meiner Klaustrophobie.«
    Ich schaute Henry an. »Ich hab gar nicht gewusst, dass du auch an dieser Krankheit leidest.«
    »Oh ja«, sagte er. »Und sogar ziemlich schlimm. Zusammen mit meiner Höhenangst und dem Übermaß an Fantasie entsteht so ein regelrechter Wirbelsturm der Angst.«
    »Sehr hübsch formuliert«, bemerkte Elizabeth und packte ihren Rucksack weiter.
    »Danke«, antwortete Henry. »Ihr wollt doch sicherlich, dass jemand hier draußen ist, falls ihr euch verirrt und Rettung braucht. Ich hab mir ein paar Bücher mitgebracht.«
    »Eine ausgezeichnete Idee«, sagte ich und klopfte ihm auf die Schulter. »Und schreib beim Warten ein paar Gedichte.«
    »In der Tat«, sagte er und blickte auf seine Taschenuhr. »Jetzt ist es neun Uhr morgens. Wenn wir bei Sonnenuntergang zurück im Schloss sein wollen, müsst ihr spätestens um sechs Uhr wieder rauskommen.«
    »Neun Stunden Zeit«, erwiderte ich. »Mehr als genug für einen kleinen Bummel und ein bisschen Angeln. Was meinst du, Konrad?«
    »Sei nicht überrascht, wenn wir vor dem Mittagessen schon wieder da sind, Henry«, sagte Konrad und setzte den Rucksack auf.
    »Seid vorsichtig«, mahnte uns Henry, während ich meinen Degen umschnallte. Allein das Bewusstsein, einen Degen an der Seite zu tragen, gab mir das Gefühl, geschützt und unbesiegbar zu sein.
    »Konrad, hast du deine Uhr?«, fragte Henry.
    »Natürlich.« Er nickte mir zu. »Wir beide haben eine.«
    Wir traten durch die Öffnung im Fels und mit diesem einen Schritt verflog der Sommer. Die Steine gaben eine uralte Kälte ab, und wir hatten gut daran getan, uns warm anzuziehen. Die Höhle war groß und Menschen durchaus bekannt. In der Nähe des Eingangs erkannten wir Spuren von Lagerfeuern, Bilder und Namen waren in die steinernen Wände gekratzt. Es roch leicht nach Urin und tierischem Kot.
    »Ist dein Rucksack zu schwer?«, fragte Konrad Elizabeth.
    »Ich schaff das schon«, antwortete sie.
    Meiner war auf jeden Fall schwerer, als mir lieb war. Draußen, als wir unsere Ausrüstung verteilt hatten, hatten Konrad und ich darauf geachtet, dass unsere beiden Rucksäcke mehr Gewicht hatten als ihrer.
    Elizabeth setzte ihren Rucksack ab und zog ihren Rock nach unten über die Stiefel. Unter dem Rock trug sie eine Hose.
    Sie ertappte mich dabei, wie ich sie anstarrte. »Du hast doch wohl nicht geglaubt, ich würde mit einem Rock in die Höhle absteigen?«
    »Natürlich nicht. Sehr vernünftig.« Ich hoffte, sie konnte nicht sehen, wie heiß mein Gesicht geworden war.
    Konrad wollte die Laternen anzünden.
    »Warte«, sagte ich. »Vielleicht brauchen wir sie nicht.«
    Auf diesen Augenblick hatte ich mich gefreut. Aus meinem Rucksack holte ich einen verschlossenen Glasbehälter, in dem sich weder Öl noch ein Docht befanden. Lediglich ein faustgroßer weißlicher Klumpen.
    »Was ist das?«, fragte Elizabeth.
    »Bitte sehr«, verkündete ich, »das Feuer ohne Flamme!«
    Ich öffnete ein kleines Lüftungsloch an der Seite des Behälters, und sofort fing der Klumpen an, grünlich zu glühen, zunächst nur schwach, aber dann mit wachsender Intensität, bis er ein gespenstisches Licht über die Höhle warf.
    Elizabeth schnappte nach Luft und trat näher. »Wie geht das? Da brennt ja nichts.«
    »Es ist auch nicht heiß. Es braucht nur ein bisschen Sauerstoff, um zu glühen.« Ich schloss das Lüftungsloch und noch immer verstrahlte der Klumpen sein grünes Licht.
    »Wie hast du das gemacht?«, wollte sie wissen. »Es ist wie ein Wunder.«
    »Polidori hat mir erzählt, wo ich die Anweisung finden kann.«
    »Du wirst noch zu einem richtigen Alchemisten,

Weitere Kostenlose Bücher