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Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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vernichtet hatte, würde Carl es dort finden, davon war er überzeugt. Und dann hatte er den Beweis, dass Manfred Schulte-Stein Rosa getötet hatte.
    Carl erinnerte sich, wie sich Helga einmal bei ihrem Vater lautstark über Alfons beschwert hatte. Da war sie noch gesund gewesen und hatte drüben auf dem Anwesen gelebt. Carl war zufällig bei Antonius zu Besuch gewesen und hatte das Gezeter mitbekommen. Offenbar hatte Alfons große Summen Bargeld in dem alten Bauernschrank versteckt und wollte sich beim besten Willen nicht überreden lassen, das Geld an einen sicheren Ort zu schaffen. Es war seine Notreserve, alles in bar, und den Banken traute er keinen Zentimeter weit. Nach einer Weile hatte Helga sich wieder beruhigt und dann von Carl und Antonius verlangt, keiner Menschenseele etwas von dem Versteck zu verraten.
    Die schmale Seitentür der Scheune war unverschlossen. Carl zog sie auf, schlüpfte hindurch und schloss sie leise hinter sich. Drinnen war es stockdunkel. Er lauschte, doch nichts war zu hören. Dann zog er die Taschenlampe aus dem Mantel, schaltete sie ein und ließ den Lichtkegel durch den Raum wandern. Vor ihm stapelten sich Paletten und Holzkisten, Säcke mit Kunstdünger, leere Eimer und eine Schubkarre. Über ihm ein niedrig hängender Holzboden, der ziemlich morsch und brüchig wirkte. Spinnweben überzogen die Decke. Überall stand Gerümpel.
    Carl arbeitete sich weiter voran. Er schob eine Brettertür zur Seite und gelangte in den Hauptraum. Hier standen die großen Landmaschinen. Der Häcksler, die beiden Traktoren und riesige Anhänger. An dieser Stelle gab es keine Zwischendecke, und das Licht der Taschenlampe reichte bis in den Dachstuhl hinein. Von innen wirkte die Scheune nicht halb so robust wie von außen. Die Balken waren alt und morsch, an einigen Stellen begannen die Dachlatten unter dem Gewicht der Pfannen nachzugeben. Manfred würde das Dach über kurz oder lang erneuern müssen.
    Plötzlich hörte er von draußen ein Geräusch. Er knipste die Taschenlampe aus und blieb reglos stehen. Da waren Schritte vor der Scheune. Das musste Manfred sein. Carl hielt den Atem an. Nach einer Weile entfernten sich die Schritte. Manfred hatte Carl offenbar nicht bemerkt. Kurz darauf öffnete sich die Tür des Schweinestalls, Grunzen drang heraus, die Tür fiel ins Schloss, und es wurde wieder ruhig.
    Carl atmete aus. Er knipste das Licht wieder an und ging weiter. Seine Beine schmerzten, doch er wollte sich keine Pause gönnen. Je eher er wieder auf dem Heimweg war, desto besser. Ausruhen konnte er sich, wenn er zu Hause war.
    Die Werkbank rückte in sein Blickfeld, dahinter war der Schrank, nach dem er Ausschau gehalten hatte. Ein Rasenmäher versperrte den Weg, Gartenmöbel standen herum, und in einer Ecke lagen die Reste eines morschen Jägerzauns, zersägt und nachlässig aufgeschichtet. Manfred war alles andere als ordentlich, stellte Carl fest. Egal, wie sauber der Hof von außen wirken mochte, hier drin war es ein Saustall. Mit seinem Stock räumte er ein paar leere Stoffsäcke aus dem Weg, dann trat er an den alten Schrank und musterte ihn. Hinter den beschlagenen Scheiben war nur Werkzeug zu sehen. Er öffnete ein paar Türen und spähte hinein. Doch nichts. Dann zog er an einer Schublade. Sie war verschlossen. Ob sich dort das Versteck von Alfons befand? Ein Schlüssel war nirgends zu sehen. Carl sah sich nach Werkzeug um. Er fand ein Stück Draht und bog es zurecht. Dann klemmte er sich die Taschenlampe zwischen Hals und Schulter und führte den Draht vorsichtig ins Schloss.
    Hinter ihm war plötzlich ein Geräusch. Noch ehe er begriff, was geschah, flackerten Leuchtstoffröhren auf. Es war mit einem Mal taghell in der Scheune. Er blinzelte, doch im grellen Licht konnte er nichts erkennen. Erst als eine große Gestalt auf ihn zutrat, begriff er: Es war Manfred. Er hatte ihn also doch gehört. Carl war aufgeflogen. Und als sich seine Augen endlich an das Licht gewöhnten und er wieder seine Umgebung erkennen konnte, sah er die große Jagdflinte, die Manfred auf ihn gerichtet hielt.
    Hambrock saß mit seiner Familie im Aufenthaltsraum des Krankenhauses. Stunde um Stunde verging, ohne dass etwas geschah. Sie waren alle sehr schweigsam geworden. Elli saß neben ihm auf einem Stuhl und schlief. Sie war vor ein paar Minuten in das Polster gesunken und eingenickt. Vorsichtig nahm Hambrock ihren Arm, den sie auf seine Oberschenkel gelegt hatte, und schob ihn zaghaft beiseite. Dann stand er auf

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