Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
Vom Netzwerk:
einer Nierenbeckenentzündung auswuchs. Sie bekam plötzlich hohes Fieber und starke Schmerzen und wurde von ihrem Mann ins Krankenhaus gebracht. Dort blieb sie erst einmal, ohne dass sich an ihrem Zustand sonderlich viel änderte, und ein paar Tage später hieß es plötzlich, Birgit leide an einer Blutvergiftung. Eine Sepsis. Die Mortalitätsrate wollte sich Hambrock lieber nicht vor Augen führen. Was gerade noch ein kleiner Infekt gewesen war, bekam nun lebensbedrohliche Züge.
    Und dann waren da seine Eltern. Hambrock erkannte sie nicht wieder. Völlig hilflos und verängstigt wirkten sie, wie kleine Kinder. Mit bleichen Gesichtern hockten sie da und lauschten den Worten des Arztes. Alle Souveränität war wie fortgeblasen. Die schwere Erkrankung ihrer Tochter traf sie völlig unvorbereitet. Und nun klammerten sie sich an ihren Sohn. Er sollte ihnen beistehen. Doch was immer sie sich auch von ihm erhofften, er konnte es ihnen nicht geben. Er konnte ja nicht einmal ihre Gegenwart ertragen.
    »Es geht ihr doch wieder gut, oder?«, vergewisserte er sich.
    »Doch, schon.« Ihre Stimme strafte sie Lügen.
    »Aber?«
    Sie holte tief Luft. »Das Fieber ist zurückgekehrt. Zumindest eine leicht erhöhte Temperatur. Dabei dürfte sie gar kein Fieber mehr haben. Nicht, wenn die Antibiotika wirklich angeschlagen hätten.«
    »Das legt sich bestimmt wieder. Mach dir keine Sorgen. Sicher ist morgen früh alles in Ordnung. Man muss diesen Dingen nur ein bisschen Zeit geben.«
    »Meinst du wirklich?«
    Gleich würde sie weinen.
    »Ja, da bin ich ganz sicher. Hör zu, Mutter, ich muss Schluss machen. Hier kommen gerade Leute in mein Büro. Wir haben eine Besprechung. Ich melde mich später wieder, okay?«
    »Ich … natürlich.«
    Sie hätte sicher gerne weiter mit ihm geredet, seine Stimme gehört. Doch er konnte nicht. Eilig verabschiedete er sich und legte auf. Dann lehnte er sich in seinem Bürosessel zurück.
    Es herrschte Stille. Samstagnachmittag. Wer nicht unterwegs war, der arbeitete heute nicht. Abgesehen vom Pförtner war er wohl der Einzige im Präsidium. Doch das störte ihn nicht. Er schätzte die Ruhe. Draußen hatte die Sonne nun doch noch den Nebel vertrieben. Er ließ sich die wärmenden Strahlen ins Gesicht scheinen.
    Mit Birgit würde schon alles wieder in Ordnung kommen. Ein Harnwegsinfekt. Am besten, er dachte gar nicht weiter darüber nach.
    Guido Gratczek saß neben seinem neuen Kollegen im Wagen. Es herrschte eine angespannte Atmosphäre. Henrik Keller blickte stur auf die Straße. Gesprochen wurde nicht viel.
    Gratczek war genervt. Er hatte lediglich darauf bestanden, dass im Wagen nicht geraucht wurde. Was ohnehin strengstens untersagt war. Und dieser Proll hatte daraus gleich eine Grundsatzdebatte gemacht. Plötzlich war es zwischen ihnen hoch hergegangen, gleich beim ersten gemeinsamen Einsatz. Keller hatte sich am Ende zwar gefügt und seine Zigaretten weggepackt, aber seitdem redete er kaum noch mit Gratczek.
    Sollte er doch. Dieser Idiot würde schon noch sehen, was er davon hatte. Dabei wollte Gratczek anfangs durchaus offen sein und sich nicht von Kellers Äußerem blenden lassen. Als es darum ging, wer am Steuer des Dienstwagens sitzen würde, hatte er ihm ohne Gegenwehr das Feld überlassen. Keller war ganz heiß darauf gewesen zu fahren. Bitte schön. Sollte er diesen kleinen Sieg genießen. Gratczek würde sich an anderer Stelle durchsetzen. Nämlich dann, wenn es um Wichtiges ging.
    Für heute wollte er einfach hoffen, dass Keller sich nicht zu sehr in seine Befragung einmischte. Es wäre ihm lieber gewesen, mit jemandem unterwegs zu sein, den er besser einschätzen konnte. Aber das war nun mal nicht zu ändern.
    Keller steuerte den Wagen auf den Hof und parkte neben dem Wohnhaus. Der Tatort, die verbrannte Ruine, war von Weitem zu sehen. Sie lag am anderen Ende einer Wiese, gut hundert Meter entfernt.
    »So, da sind wir«, sagte Keller und stellte den Motor ab.
    Gratczek öffnete den Gurt und stieg aus. Hinter einem Fenster bewegte sich die Gardine. Ihre Ankunft war offenbar schon bemerkt worden. Und tatsächlich öffnete sich die Haustür, noch bevor sie Gelegenheit hatten zu klingeln. Ein alter Mann stand auf der Schwelle und fixierte sie.
    »Guten Tag, Herr Holtkamp«, begrüßte Gratczek ihn. »Erinnern Sie sich an mich? Guido Gratczek. Ich war gestern bei Ihnen, um Fragen zu stellen.«
    »Sie sind von der Polizei«, stellte er fest.
    »Richtig. Das ist mein Kollege Henrik Keller.

Weitere Kostenlose Bücher