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Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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ständig irgendwo hinzubringen. Sie meinte zwar, er solle es nur sagen, wenn er Hilfe brauchte, aber er wusste: Christa hatte im Grunde gar keine Zeit für so etwas. Und er wollte ihr nicht mehr zur Last fallen, als er es ohnehin schon tat.
    Er sah auf die Uhr. Kurz vor elf. Rosa Deutschmann würde pünktlich auf die Minute sein, das war sie immer. Sie machte zwar Witze über sich und ihre übermäßige Pünktlichkeit. Aber es steckte ihr wohl zu sehr im Blut, denn es änderte sich nie etwas daran.
    Seit Kurzem lebte sie allein. Sie hatte zuerst ihre Eltern gepflegt und danach ihren Mann, der nach langer, schwerer Krankheit im letzten Sommer verstorben war. Und weil sie nun keinen mehr hatte, um den sie sich kümmern konnte, schien es ihr Spaß zu machen, Carl ab und zu ein bisschen herumzukutschieren und Zeit mit ihm zu verbringen. Und er nahm es dankend an.
    Mühsam erhob er sich aus seinem Sessel und ging zur Garderobe, um sich den Mantel anzuziehen. Wenn sie kam, wollte er sie nicht warten lassen.
    »Ich fahre zum Friedhof«, rief er ins Haus hinein.
    Keine Antwort.
    »Christa!«
    »Ja, schon gut. Bis später.«
    Die Wanduhr in der Küche schlug zur vollen Stunde. Im gleichen Moment klingelte es an der Haustür. Er öffnete, und Rosa stand vor ihm.
    »Mien Deernken, da bist du ja!«
    Rosa lachte, wie jedes Mal, wenn er sie so nannte. Natürlich war auch sie nicht mehr die Jüngste – dreiundsiebzig, um genau zu sein –, doch immer, wenn er sie mit diesem Kosenamen ansprach, lachte sie auf eine Weise, die ein junges, fröhliches Mädchen aus ihr machte. Die Falten, die grauen Haare, alles trat in den Hintergrund, und da waren nur noch ihre Augen, die vor Freude sprühten.
    »Ach, Carl. Du bist unverbesserlich«, sagte sie. »Soll ich dir helfen?«
    »Nur bei den Stufen. Den Rest schaffe ich alleine.«
    Sie gingen zum Wagen und stiegen ein. Sobald Rosa die Tür hinter sich zuwarf, fragte sie: »Hast du das von Siegfried und Alfons gehört?«
    »Ja. Die Polizei war gestern bei mir.«
    »Du meine Güte, was für einen Sinn hat denn das?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Aber kannst du dir vorstellen, dass Siegfried einen Menschen tötet? Er war doch so ein herzensguter Mann.«
    Jeder konnte töten. Das hatte Carl früh gelernt. Auch die Sanftmütigen. Manche zerbrachen später daran, aber töten, das konnte jeder.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er.
    Rosa schwieg. Sie schien etwas auf dem Herzen zu haben. »Alfons war bei mir, vor ein paar Monaten«, sagte sie schließlich.
    »Er war bei dir? Was hat er gewollt?«
    »Er war aufgewühlt. Er wollte etwas sehen, was in meinem Besitz ist. Du weißt schon, wegen damals.«
    Da fiel es ihm wieder ein. Natürlich. Rosa hatte mit ihrer Mutter eine Weile auf dem Hof von Schulte-Stein gelebt. Nachdem sie mit einem der Trecks aus Ostpreußen gekommen waren. Anfang fünfundvierzig. Da war Carl gerade an die Ostfront verlegt worden, wo er später in Gefangenschaft geriet. Rosa und ihre Mutter waren Flüchtlinge aus Königsberg gewesen. Da hatte es noch eine Schwester gegeben, glaubte er sich zu erinnern, doch die war auf der Flucht verstorben. Mutter und Tochter hatten auf einem Zwischenboden über dem Stall gelebt, bis schließlich Rosas Vater aus dem Krieg zurückgekehrt war und sie eine Wohnung in Düstermühle bekommen hatten.
    Schulte-Stein war damals verpflichtet gewesen, Flüchtlingsfamilien aus dem Osten aufzunehmen, wie alle anderen auch. Doch gefallen hatte es ihm sicher nicht, dachte Carl. Für Rosas Mutter musste es eine schwere Zeit gewesen sein.
    »Was meinst du genau?«, fragte er. »Was ist denn in deinem Besitz?«
    »Nun ja.« Es schien ihr etwas peinlich zu sein. »Du weißt, ich bin keine Diebin.« Dann lachte sie. »Das heißt, vielleicht bin ich es ja doch. Aber ich war damals noch ein Kind. Da bekomme ich mildernde Umstände, nicht?«
    »Du hast etwas bei Schulte-Stein gestohlen?«
    Sie nickte. »Ein Fotoalbum.«
    »Wieso denn das?«
    »Weil es Fotos aus Düstermühle waren. Und vom Anwesen der Schulte-Steins.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Es sollte verbrannt werden. Zusammen mit einem riesigen Haufen von Nazidevotionalien: Fahnen und Ölbilder mit Hitler drauf, Unterlagen, Parteibücher, alles Mögliche. Die Alliierten kamen, es war nur noch eine Frage der Zeit, und da wollte Schulte-Stein alles verbrennen, was ihn mit den Nazis in Verbindung brachte. Dieses Fotoalbum gehörte auch dazu.«
    »Du meinst, es waren Fotos aus der Nazizeit drin?«
    »Richtig. Der

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