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Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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erinnerte sich an Kellers Bericht. Antonius hatte angegeben, mit dem Auto unterwegs gewesen zu sein, als Alfons Schulte-Stein ermordet worden war.
    »An einer Tankstelle oben in Versmold war das. Nun ja, ich kann wohl unmöglich zur gleichen Zeit an zwei verschiedenen Orten gewesen sein, oder?«
    Er drückte Hambrock den Bon gegen die Brust.
    »Überprüfen Sie das. Bestimmt gibt es dort eine Überwachungskamera. Die gibt es doch an allen Tankstellen. Da werden Sie Bilder von mir finden.«
    Er ließ seinen Blick von Hambrock zu Gratczek wandern und wieder zurück. Dann verzog er angewidert das Gesicht.
    »Jetzt lassen Sie uns in Ruhe Abschied nehmen. Wir tragen hier nämlich einen Freund zu Grabe.«
    Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging zurück zur Trauergesellschaft. Gratczek nahm Hambrock den Zettel ab und betrachtete ihn eingehend.
    »Null Uhr vierzehn«, las er vor. »Ich werde das überprüfen. Was die Kameras angeht, hat er wohl recht. Das wird sich leicht bestätigen lassen.« Er blickte auf. »Das scheint mir kein Bluff zu sein.«
    »Das glaube ich auch nicht.«
    »Also noch ein Familienmitglied, das sich als unschuldig erweist.« Gratczek machte ein zufriedenes Gesicht. »Schade, dass Keller nicht hier ist.«
    Die beiden Frauen ähnelten einander sehr. Beide waren Ende dreißig, sehr schlank und trugen ihre langen dunklen Haare offen über die Schultern. Dazu besaßen sie feine Gesichtszüge und ein Lächeln, das beim Sprechen immer wieder ihr Gesicht erhellte und sie beinahe wie Siebzehnjährige aussehen ließ. Ungewöhnlich attraktive Frauen, bei denen jedem auf dem ersten Blick klar gewesen wäre, dass es sich um Schwestern handelte.
    Sie führten Henrik Keller in die Küche, einen hellen und gemütlich eingerichteten Raum mit Blick auf den kleinen verwilderten Garten, der zum Grundstück gehörte. Dieses Haus in der Kölner Innenstadt war eine Kostbarkeit, so viel stand fest. Keller nahm am Tisch Platz und ließ sich Kaffee eingießen.
    »Danke, dass Sie sich Zeit für mich nehmen.«
    Er versuchte, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Er hatte gehofft, Fritz Schulte-Stein persönlich sprechen zu können. Und nun das.
    »Es tut mir leid, dass Sie umsonst den langen Weg hergekommen sind«, sagte die Ältere und setzte sich. Die Jüngere stellte einen Teller mit Keksen auf den Tisch und nahm dann ebenfalls Platz. »Wir konnten ja nicht ahnen, dass Sie nur wegen unseres Vaters hergekommen sind.«
    Keller betrachtete sie. Er und die beiden schönen Schwestern allein im Haus. Da drängten sich schnell Gedanken auf, die nicht hierhergehörten.
    »Wie lange ist er jetzt schon tot?«, fragte er.
    »Seit ein paar Monaten. Er war allerdings schon seit Langem sehr krank gewesen. Bauchspeicheldrüsenkrebs. Vater hatte keine Chance. Und dann die ständigen starken Schmerzen. Am Ende waren wir beinahe dankbar, als er alles hinter sich hatte.«
    Fritz Schulte-Stein war also tot. Und glaubte Keller den beiden Töchtern, hatte Fritz keinerlei Kontakt zu seinen Verwandten im Münsterland gesucht. Sie waren ihm alle völlig gleichgültig gewesen.
    »Haben Sie nach seinem Tod mit der Verwandtschaft in Düstermühle gesprochen? War jemand von ihnen hier in Köln? Zur Beerdigung vielleicht?«
    »Nein. Wir haben ihnen eine Karte geschickt, aber es kam nicht einmal ein Beileidsschreiben zurück. Gar nichts.«
    »Im Grunde hat mich das nicht gewundert«, meinte die andere. »Unser Vater hatte ja abgeschlossen mit seiner Vergangenheit. Seit Jahrzehnten gab es keinen Kontakt mehr.«
    »Und Sie? Was ist mit Ihnen? Haben Sie je den Kontakt nach Düstermühle gesucht?«
    Die beiden Frauen sahen sich an.
    »Als Kinder waren wir mal in den Sommerferien da«, sagte die eine, und die andere fügte hinzu: »Aber ehrlich gesagt war das ziemlich gruselig da. Irgendwie waren die alle … so verbissen. Er gab nur Arbeit, sonst nichts. Auf dem Hof war alles immer so kalt und herzlos, so kam es mir zumindest vor.«
    »Ja, und ich war heilfroh, als die Ferien vorbei waren.«
    »Da haben Sie bestimmt Ihren Cousin kennengelernt, nicht wahr?«, meinte Keller. »Manfred Schulte-Stein?«
    »Schon. Aber er ist ja ein paar Jahre jünger als wir. Wir fanden den einfach klein und langweilig.«
    »Deshalb haben wir uns kaum für ihn interessiert.«
    »Was ist mit Alfons Schulte-Stein?«, fragte Keller.
    »An Onkel Alfons, ja, an den können wir uns noch gut erinnern.«
    »Wir hatten Angst vor dem, das können Sie uns glauben.

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