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Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Blick über seinen Schreibtisch wandern. Er hatte überhaupt nicht gearbeitet. Die ganze Zeit nur aus dem Fenster gestarrt. War es wirklich schon so spät?
    »Ich komme«, sagte er und stand auf. »Lass uns fahren.«
    Er nahm seinen Mantel und folgte seinem Kollegen hinunter in den Fuhrpark.
    Während der Fahrt wurde nicht viel gesprochen. Graue Wolken hingen regenschwer über dem Land und verdunkelten den Himmel.
    »Ich habe keinen Schirm dabei«, sagte Gratczek. »Wollen wir hoffen, dass es trocken bleibt.«
    Hambrock war nicht vorbereitet auf das, was ihn erwartete. Ein düsterer Friedhof, flackernde Grablichter, eine Trauergemeinde, schluchzende Frauen, Kränze, Weihrauch und blasse bedrückte Gesichter. Der Himmel war grau und schwer, ein kalter Wind fuhr über die Gräber, und auf den Wegen waren Pfützen voller Eiswasser. Er begriff: Hier war ein Mensch gestorben. Alles war vorbei, seine Familie blieb allein zurück. Sosehr er auch versuchte, Birgit aus seinen Gedanken zu verdrängen, es gelang ihm nicht.
    »Von der Familie Schulte-Stein ist keiner da«, flüsterte Gratczek. Sie standen ein wenig abseits und betrachteten das Geschehen. »Aber das ist wohl auch normal. Wie’s aussieht, ist der Rest der Nachbarschaft vollzählig.«
    Hambrock riss sich zusammen. »Helga Schulte-Stein ist da«, sagte er und deutete auf die Frau im Rollstuhl, die zusammen mit ihrem Vater am Rand der Gruppe stand.
    »Stimmt, du hast recht. Aber sie ist eine geborene Holtkamp und gehört wohl eher zu den Düsterbauern als zu den Schulte-Steins.«
    Gratczeks Handy vibrierte. Er warf einen Blick aufs Display.
    »Ich geh mal ran«, sagte er und ging über den Kiesweg davon.
    Jetzt wurde der Sarg in die Erde gelassen. Der Pastor sprach Gebete, ein lautes Aufschluchzen war zu hören, und der Sarg verschwand Stück für Stück in dem Erdloch. Hambrock hielt es nicht mehr aus. Er trat ein paar Schritte zurück und hielt nach Gratczek Ausschau. Sein Kollege stand unter einer Gruppe ausladender Eiben, am Ende des Kiesweges neben dem großen Sandsteinkreuz. Gerade steckte er das Handy wieder ein und zog mit der Hand seinen Seitenscheitel nach. Hambrock trat auf ihn zu. Obwohl er bereits vor über zehn Jahren das Rauchen aufgegeben hatte, überkam ihn plötzlich das Bedürfnis, eine Zigarette anzuzünden. Wäre Keller jetzt hier und nicht Gratczek, hätte er schwach werden können.
    »Keller ist in Köln«, sagte sein Kollege, der offenbar mit dem Präsidium gesprochen hatte. »Er hat den Wohnort des Bruders von Alfons Schulte-Stein ausfindig gemacht. Du weißt schon, den Wohnort von Fritz.«
    »Dann wissen wir ja bald mehr.«
    Gratczek schüttelte den Kopf. »Für ihn muss es auf Teufel komm heraus einer aus der Familie gewesen sein. Er hat sich da völlig verbissen. Als würde es keine Rolle spielen, dass Siegfried Wüllenhues die Schmiede in Brand gesteckt hat.«
    »Vielleicht liegt er ja richtig. Schließlich wissen wir immer noch so gut wie nichts über die Hintergründe.«
    »Ach was.« Gratczek machte Anstalten, zur Trauerfeier zurückzukehren. Er hatte wohl keine Lust, über Kellers Theorien zu sprechen.
    Da löste sich eine Gestalt aus der Menschentraube und trat auf sie zu. Es war Antonius Holtkamp. Seine Tochter drehte sich umständlich im Rollstuhl und sah ihm verwundert hinterher. Doch Antonius achtete nicht auf sie. Er ließ die Trauergemeinde hinter sich und steuerte den Kiesweg an. Sein Gesicht war düster und voller Zorn.
    Aufgebracht sagte er zu Hambrock: »Ihr Mitarbeiter war gestern da und hat uns aufs Übelste befragt. Mich und meine Tochter. Geradezu verleumderisch war das. Ein unverschämter Mensch. Ich überlege, ob wir uns beschweren sollen.«
    »Es tut mir leid, wenn Sie das Gefühl haben …« Weiter kam er nicht.
    »Verdächtigen Sie mich immer noch?« Holtkamps Stimme war laut und zornig. Leute sahen zu ihnen hinüber, einige neugierig, andere empört. Doch alle versuchten herauszufinden, was da vor sich ging.
    »Nicht so laut, bitte«, sagte Hambrock. »Wir verdächtigen im Moment konkret niemanden. Wir versuchen nur, uns ein Bild zu verschaffen, und dazu müssen wir Fragen stellen. Bitte versuchen Sie, das zu verstehen.«
    Doch Antonius schien gar nicht zuzuhören. Aufgebracht wühlte er in der Innentasche seines Mantels, zog ein Zettelchen hervor und hielt es Hambrock unter die Nase.
    Es war ein Kassenbon.
    »Ich war tanken«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »Unterwegs, während meiner Spazierfahrt.«
    Er

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