Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)
hatten?
Er musste handeln. Dafür sorgen, dass es ein Ende nahm. Doch wie? Was konnte er schon tun? Verzweiflung nagte an ihm. Und Schuld.
15
Am Freitagmittag herrschte im Besprechungsraum gedrückte Stimmung. Ein weiterer Todesfall in Düstermühle. Das Opfer war zudem eine Rentnerin, die allseits als freundlich und hilfsbereit beschrieben wurde. Sie hatte keine Feinde gehabt, und alle zeigten sich tief betroffen über ihren Tod.
Die Tat machte den Ermittlern klar, wie wenig sie bislang erreicht hatten. Sie stocherten im Nebel, und keiner wusste, ob der Täter noch weitere Opfer im Visier hatte.
»Wie’s aussieht, fällt auch dieses Wochenende aus«, sagte Hambrock. »Ich hoffe, ihr habt euch für morgen und Sonntag nichts vorgenommen.«
Kellers Gesichtszüge verrieten, dass er durchaus Pläne gehabt hatte. Hambrock glaubte schon, sein Mitarbeiter wolle sich beschweren, aber dann machte Keller lediglich eine wegwerfende Handbewegung und starrte zu Boden. Ob er an diesem Wochenende wohl die Kinder hatte? Hambrock wusste nichts über die Sorgerechtsregelungen, die er mit seiner Exfrau vereinbart hatte. Er sollte Keller einmal danach fragen, um bei der Planung künftig Rücksicht nehmen zu können.
»Der Täter hat wieder zugeschlagen«, fuhr Hambrock fort. »Das heißt, wir haben neue Spuren und neue Hinweise. Vielleicht ist der Fall ja schneller gelöst, als wir glauben. Sehen wir uns das Ganze erst einmal in Ruhe an, noch ist das Wochenende nicht gelaufen.«
Doch für Keller schien das kein Trost zu sein. Seine Mundwinkel wanderten immer weiter nach unten.
Dabei war Hambrock in einer ganz ähnlichen Situation. Er wollte so schnell wie möglich zurück ins Krankenhaus. Eigentlich hatte er geplant, das ganze Wochenende dort zu verbringen. Doch angesichts des neuen Mordfalls hatte er sich dann doch überlegt, noch mal für ein paar Stunden ins Büro zu gehen.
Außerdem war da noch das Versprechen, das er Carl Beeke gegeben hatte. Dass er Rosas Mörder zur Strecke bringen werde. Das lastete nun schwer auf seinen Schultern. Warum hatte er das gesagt? Er hätte wissen müssen, dass er das vielleicht nicht einlösen konnte.
Hambrock wandte sich der Runde im Besprechungsraum zu. Die Kollegen saßen mit ernsten Gesichtern da und warteten.
»Also gut. Was haben wir bislang?« Er nickte Möller zu, der für die Spurensicherung zuständig war.
»Abdrücke im Beet vor der Terrasse lassen darauf schließen, dass das Opfer dort niedergeschlagen wurde«, sagte der. »Von dort aus weisen Schleifspuren zum Gartenhäuschen. Sie hat auch einen Schuh verloren. Wahrscheinlich war sie zumindest bewusstlos, als der Täter sie in den Schuppen gezogen hat, wenn nicht schon tot.«
»Und was ist mit der Tatwaffe?«
»Am Tatort haben wir nichts gefunden, was als Tatwaffe infrage käme. Da gibt es nur das verkohlte Werkzeug aus dem Schuppen. Das sehen wir uns noch näher an, aber im Moment muss ich passen.«
Hambrock erinnerte sich an das schwarze Pulver an der Terrassentür und an den Tonscherben. »Was ist mit Fingerspuren?«
»Kann ich auch noch nicht viel zu sagen. Draußen haben wir nichts gefunden, weder auf der Terrasse noch im Garten. Sieht aus, als hätte der Täter Handschuhe getragen. Drinnen sind natürlich eine Menge Fingerspuren. Aber die müssen wir uns erst mal näher ansehen. Leider können wir vom Opfer keine Vergleichsabdrücke mehr nehmen, das macht es ein bisschen komplizierter.«
»War der Täter überhaupt im Haus?«
»Schwer zu sagen. Fußspuren gibt es nicht, obwohl es im Garten feucht war und seine Schuhsohlen entsprechende Spuren hinterlassen hätten. Aber das muss natürlich nichts heißen, dafür kann es auch andere Gründe geben. Im Moment wissen wir noch nicht, ob er im Haus war.«
»Mit anderen Worten: Wir haben gar nichts?«
»Na ja, es gibt einen Sohlenabdruck im Blumenbeet, mit dem wir vielleicht etwas machen können. Wie es aussieht, hat der Täter Schnürstiefel getragen. Größe vierundvierzig.«
»Größe vierundvierzig«, wiederholte Hambrock. »Nicht gerade unüblich.«
»Nein, das wohl nicht.«
Und so ging das weiter. Nichts, was Christian Möller präsentierte, konnte die Geschehnisse nennenswert erhellen. Viele potenziell verwertbare Spuren, doch nichts deutete mit Sicherheit auf den Täter.
Schließlich stieß Hambrock einen schweren Seufzer aus.
»Sehen wir uns das Ganze noch mal von außen an. Erst war da der Tod von Alfons Schulte-Stein in seiner Schmiede mit dem
Weitere Kostenlose Bücher