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Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Hand. Hambrock war augenblicklich neben ihm. Er stützte ihn und half ihm in den Sessel. In seinen Augen konnte Carl die Trauer sehen. Das Bedauern. Das durfte doch alles nicht wahr sein.
    »Jemand hat sie erschlagen«, sagte Hambrock. »Und sie danach in ihren Geräteschuppen gelegt. Dort hat er das Feuer gelegt. Es tut mir leid, Herr Beeke. Ich … Wie es aussieht, hat Rosa nicht gelitten. Sie war sofort tot.«
    Nicht Rosa. Carl sah hinaus auf die Landschaft. Schneeflocken mischten sich in den Nieselregen. Ein Spatz hockte mit aufgeplustertem Gefieder starr auf einem Ast. Nicht Rosa.
    »Mir war es wichtig, Sie als Ersten zu informieren. Sie sollten nicht …« Hambrock brach ab.
    Schweigen legte sich über den Raum.
    »Wann haben Sie Frau Deutschmann zuletzt gesehen? Ich muss Sie das jetzt fragen.«
    Carl versuchte sich zu konzentrieren. Mien Deernken.
    »Gestern bei der Beerdigung. Da haben wir von Siegfried Abschied genommen.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wer hinter der Tat stehen könnte? Wer wollte Frau Deutschmann töten? Und warum?«
    Carl schüttelte den Kopf. Was passierte hier nur? Er verstand das alles gar nicht.
    »Wer muss noch alles sterben?«, fragte er. »Wann wird das aufhören? Dieser ganze Irrsinn. Was hat Rosa damit zu tun?«
    »Hatte Frau Deutschmann Feinde?«
    »Nein … nein. Ich weiß nicht, warum diese Dinge geschehen. Ich weiß nicht, wer hier sein Unwesen treibt.«
    »Ist Ihnen gestern etwas an ihr aufgefallen? War sie nervös oder ängstlich?«
    »Es war alles wie immer. Wir waren traurig, natürlich. Wir haben Siegfried zu Grabe getragen.«
    Der Kommissar stellte weitere Fragen, aber Carl war völlig abwesend. Schließlich sagte Hambrock: »Ich komme ein andermal wieder. Vielleicht fällt Ihnen noch etwas ein. Soll ich jemandem Bescheid geben, dass er herkommen soll? Ihrer Tochter vielleicht?«
    »Nein. Es geht mir gut.« Carl nahm sich zusammen. »Danke, dass Sie hergekommen sind. Ich möchte jetzt allein sein.«
    »Natürlich.« Hambrock erhob sich. Er legte seine Karte auf den Tisch. »Sie können mich jederzeit anrufen, Herr Beeke. Ich … Wer immer das war, ich verspreche Ihnen, ich werde ihn zur Strecke bringen.«
    Carl konnte erkennen, dass der Kommissar es ernst meinte. Seinetwegen.
    »Ich danke Ihnen, Herr Hambrock.«
    Er brachte ihn zur Tür und kehrte danach ins Wohnzimmer zurück. Er war wieder allein.
    Rosa. Sie hatte das nicht verdient. So viele Entbehrungen. Immer war sie für andere da gewesen. Sie hätte noch ein paar glückliche Jahre verdient, mehr als manch anderer. Miene lütte Deern.
    Er wandte sich der Landschaft vor seinem Fenster zu. Dann passierte etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Er begann zu weinen.
    Nachdem Antonius den Hörer aufgelegt hatte, starrte er unbewegt in den Schneeregen hinaus. Erst als er Helgas Rollstuhl hinter sich hörte, wandte er sich um.
    »Wer war das, Vater?«, fragte sie.
    »Niemand. Da hat sich einer verwählt.«
    Doch so leicht ließ sie sich nicht in die Irre führen.
    »Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen. Ist etwas passiert?«
    Er antwortete nicht, und sie rollte näher heran.
    »Vater! Was ist geschehen? Hat es wieder auf dem Anwesen gebrannt? Ist einer verletzt worden?«
    »Nein. Bei Schulte-Steins ist alles in Ordnung. Da hat sich nur einer verwählt.«
    »Erzähl mir doch nichts. Ich kann doch sehen, dass du mich anlügst. Bitte, Vater. Du kannst mich nicht immer vor allem beschützen.«
    Seine Stimme wurde laut. »Da war aber nichts.«
    Er musste fort. In Ruhe nachdenken. Eilig schnappte er sich den Autoschlüssel und ging zur Tür.
    »Ich fahre in den Landhandel. Mir fehlen Einsätze für die Stichsäge. In einer halben Stunde bin ich zurück.«
    »Vater! Warte!«
    Doch da war er schon in der Waschküche und verließ das Haus durch die Hintertür. Er lief zum Wagen und fuhr mit quietschenden Reifen vom Hof. Erst ein paar Kilometer hinter Düstermühle drosselte er das Tempo. Er hatte gar nicht vor, zum Landhandel zu fahren. Stattdessen bog er auf einen Feldweg und parkte den Wagen am Rande eines kleinen Waldstücks. Vor ihm erstreckten sich Wiesen und Felder. Weit und breit keine Menschenseele. Schneeflocken wirbelten durch die Luft.
    Er spürte seinen Herzschlag. Rosa Deutschmann war tot. Erschlagen und in ihrem Gartenhäuschen verbrannt. Wie konnte das passieren? Wo steuerte das alles hin? Sie hatten die Kontrolle verloren, das war klar. Was lag nur hinter diesem Tor, das sie unbedacht aufgestoßen

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